Die frühe Rote Karte für Dayot Upamecano und die darauffolgende Auswechslung von Kapitän Thomas Müller waren die dominierenden Gesprächsthemen nach der Bayern-Pleite - vor allem für Julian Nagelsmann. Zudem geht der FCB-Coach ausführlich auf seine Schiri-Schelte ein.
In der 16. Minute war der eigentlich besondere Arbeitstag für Bayern-Kapitän Thomas Müller schon wieder beendet. Aufgrund der frühen Roten Karte für Dayot Upamecano musste Trainer Julian Nagelsmann wegen des defensiven Defizits reagieren und einen Offensivspieler für den eingewechselten Joao Cancelo opfern.
Die Wahl des Bayern-Coaches fiel dabei auf Müller, der unter der Woche beim 1:0-Sieg gegen Paris Saint-Germain lediglich 14 Minuten ran durfte. Auch zuvor beim Duell gegen den VfL Bochum standen auf Müllers Arbeitsnachweis nur 45 Einsatzminuten. Gegen Gladbach warf Nagelsmann dann jedoch die Rotationsmaschine an, die auch Müller in die Startelf spülte. Endlich hatte der Routinier wieder die Chance, sich in den Vordergrund und für die nächsten Wochen in eine gute Position im Startelfkampf zu spielen.
Nagelsmann zur Müller-Auswechslung: "Beschissene Entscheidung"
Nagelsmann zerstörte diese Müller-Hoffnungen jedoch durch die frühe Auswechslung. Ein Umstand, der auch dem Bayern-Trainer wenig Freude bereitet hat, wie er am Sky Mikrofon erklärt: "Es war eine beschissene Entscheidung. Das tut mir auch leid für Thomas. Wir mussten extrem schnell entscheiden. Es kann theoretisch auch jeden anderen treffen. Es ist einfach schwierig zu entscheiden. Wir haben dann einfach entschieden, dass wir maximalen Speed und Choupo-Moting für die Standards brauchen. Das sind viele Faktoren und hat nichts mit Thomas zu tun."
Und weiter: "Es ist beschissen, mache ich auch nicht gerne, aber es ist einfach so. Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen, aber er weiß auch, dass man eine Entscheidung treffen muss - auch wenn es blöd ist."
Nagelsmann: Rote Karte für Upamecano eine Fehlentscheidung
Der Auslöser für die unangenehme Situation rund um Müller ereignete sich bereits acht Minuten vorher, als Schiedsrichter Tobias Welz Upamecano nach einem Zweikampf mit Gladbachs Alassane Plea des Feldes verwiesen hatte.
"In meinen Augen ist es so, dass man bei einer Roten Karte so nah vor dem Tor schon 100 Prozent sicher sein muss, dass es ein klares Foul ist. In meinen Augen hat er einen minimalen Touch an der Schulter, aber er zieht nicht. Das sieht man auch in der Slowmotion, dass sich die Schulter von Plea keinen Millimeter bewegt", war der Platzverweis für Nagelsmann unangebracht. "Wenn man schon mal Fußball gespielt hat, weiß man, dass Plea den Körper bringen will und Upamecano springt aber weg und er kriegt keinen Körper und hat so einen Gleichgewichtsverlust und fällt hin."
Salihamidzic stellt sich hinter Nagelsmann
In der Mixed Zone führte die für Nagelsmann klare Fehlentscheidung zu einem Wutausbruch des Bayern-Trainers in Richtung Schiedsrichter Welz. Aussagen wie "Ein Witz, will der mich verarschen?" und "weichgespültes Pack" waren zu hören. Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic nahm seinen Coach jedoch umgehend in Schutz und stellte sich verbal hinter den 35-Jährigen: "Natürlich sind wir alle emotional und wenn wir ungerecht behandelt werden, ist das natürlich schwer. Die Mannschaft hat super angefangen. Es wird ein richtig gutes Spiel von uns, wenn das nicht passiert. Man muss ihm das jetzt erstmal eingestehen."
Am Sky Mikrofon wurde dann auch klar, was Nagelsmann letztendlich auf die Palme brachte. "Das kann man alles entscheiden, aber vielleicht sollte man sich dann auch nach dem Spiel mal hinstellen und sagen, 'war vielleicht übertrieben die Rote Karte'. Ich würde mir wünschen, wie ich auch als Trainer sage, gewisse Dinge funktionieren nicht, war mein Fehler, dass ein Schiedsrichter auch mal sagt, 'war nicht richtig'. Mir kann keiner sagen, dass das eine Rote Karte ist. Einfach sagen, es war nicht richtig und dann ist gut. Er ist auch ein Mensch, der Fehler macht, auch wenn er achtmal kontrolliert wird, heute nicht, aber auch ein Schiedsrichter macht Fehler."
Diesen Wunsch erfüllte ihm Schiedsrichter Welz allerdings bislang nicht. "Er hält an seiner Entscheidung fest, warum auch immer."
Nagelsmann sieht Schuld für Niederlage nicht nur beim Schiedsrichter
Doch Nagelsmann wollte am Ende die Schuld für die Niederlage nicht nur beim Schiedsrichter suchen. Besonders in der Anfangsphase habe der Bayern-Trainer gute Aktionen seiner Mannschaft gesehen, die jedoch nicht zum Erfolg geführt haben. "Wir können das Spiel tatsächlich schon in den ersten sieben Minuten entscheiden - vor der Roten Karte. Wir haben vier eigentlich hundertprozentige Aktionen. Wenn wir diese ein bisschen konsequenter spielen, dann führen wir 2:0 oder 3:0. Wir wollen die Schuld nicht nur bei den anderen suchen. Wir haben sehr gut angefangen und müssen einfach früh klar führen."
Nun haben die Münchner eine Woche Zeit, die teils hochbrisanten Erlebnisse aus dem Borussia-Park hinter sich zu lassen und es beim Spitzenspiel gegen Union Berlin (Sonntag, 17:30 Uhr) besser zu machen. Für Nagelsmann selbst dürften die hochemotionalen Aussagen allerdings noch ein Nachspiel haben - trotz Entschuldigung via Social Media. Stichwort: Geldstrafe.
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