Borussia Mönchengladbach hat das emotional aufgeladene Spiel gegen RB Leipzig deutlich gewonnen. Für zwei ehemalige Gladbacher Protagonisten hat es dabei unflätige Beschimpfungen gegeben, weswegen der Schiedsrichter eingreifen musste und das Spiel fast unterbrochen worden wäre.
Die Stimmung im Borussia-Park vor 50 186 Zuschauern war insbesondere auch wegen der Personalien Rose und Max Eberl aufgeheizt. Daran änderte auch der klare Gladbacher Sieg nichts.
Rose wurde beim Betreten des Innenraums schon kurz vor Spielbeginn ausgepfiffen und später in Fangesängen unflätig beschimpft. Nach seinem Abgang 2021 aus Mönchengladbach hatte der Leipzig-Coach mit seinem damaligen Klub Borussia Dortmund vor fast genau einem Jahr auch verloren (0:1). Schon damals hatte er in einem damals coronabedingt allerdings nur halbvollen Stadion Fanwut zu spüren bekommen.
An Ex-Manager Eberl arbeitete sich die Gladbacher Fankurve ebenfalls ab. Schon in der vergangenen Woche hatte das Fanprojekt der Borussia in einem geharnischten Offenen Brief wegen dessen bevorstehenden Wechsel zu RB mit Eberl abgerechnet. Darin wurde der langjährige Gladbacher Sportchef, der sich im Januar nach eigener Aussage aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte, unter anderem der Lüge bezichtigt.
Spielunterbrechung drohte
Auch im Stadion ging es hoch her. Auf Plakaten wurde Eberl wüst beschimpft. Der Stadionsprecher ermahnte die Fans in der Kurve gar, ein Plakat abzuhängen, da Schiedsrichter Patrick Ittrich das Spiel sonst unterbrechen werde. Auf diesem stand: "Ein Hurensohn-Verein stellt nur Hurensöhne ein." Tatsächlich wurde dieses kurz darauf abgehangen. Auf anderen stand: "Monatelanges Gepoker mit einem Konstrukt ohne Seele - Max Eberl, dein Sinneswandel macht uns krank" und "Niemand hier wird je vergessen wo wir herkommen - und wo du hinwillst, du charakterloses Arschloch".
Bei derartigen Beleidigungen auf Spruchbändern habe er eine "relativ kurze Leine", sagte Ittrich hinterher, "wir müssen relativ deutlich gegen solche Sachen vorgehen. Hier sind Kinder im Stadion, hier sind Menschen, die Fußball sehen wollen. Diese Fläche zu nutzen, um seine beleidigenden Äußerungen rauszuposaunen - das muss aufhören."
Kramer mit Unverständnis
Gladbachs Mittelfeldspieler Christoph Kramer, der Rose nach dem Schlusspfiff herzlich umarmte, verstand die Aktionen der eigenen Anhänger ebenfalls nicht. "Ich teile den Hass von vielen Leuten überhaupt nicht. Ich weiß, dass es zum Geschäft dazugehört und dass es leider immer eine gewisse Dynamik annimmt, aber der schließe ich mich nicht an", sagte der Weltmeister von 2014 bei Sky: "Marco Rose als Trainer und Mensch ist überragend."
Er sei "auch nicht der größte Fan in Richtung RB Leipzig", sagte Kramer zudem, "aber der pure Hass gehört auf keinen Sportplatz und nicht in unsere Welt. Von daher war es vollkommen richtig, das Plakat abzuhängen."
Eberl hatte in seiner Zeit in Mönchengladbach das RB-Konstrukt aus dem Red-Bull-Kosmos immer harsch kritisiert. Laut RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff befinden sich die Verhandlungen mit Gladbach über einen Eberl-Einstieg bei den Sachsen kurz vor dem Abschluss.