Bundesliga: Terzic, Mentalität und Joker: BVB-Gründe für Sieg gegen Freiburg

Mentalität mal anders! BVB besiegt Fluch dank Terzic-Händchen

Von Udo Hutflötz

Image: BVB-Coach Edin Terzic (l.) beweist gegen den SC Freiburg unter anderem mit seiner Einwechslung von Youssoufa Moukoko (r.) ein goldenes Händchen.

Borussia Dortmund eröffnet den 2. Bundesliga-Spieltag mit einem 3:1-Sieg beim SC Freiburg. Dabei zeigt der BVB eine lange vermisste Qualität und besiegt gleichzeitig einen kleinen Fluch. Die Hauptfaktoren dafür: Trainer Edin Terzic und seine vier Joker.

Das M-Wort hat in den vergangenen Jahren im unmittelbaren Umfeld von Borussia Dortmund eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Es gibt wohl nur wenige Worte, die im schwarz-gelben Sprachgebrauch negativer behaftet sind als dieses. Dabei handelt es sich nicht einmal um die Meisterschaft, der man seit zehn Jahren erfolglos hinterher rennt. Vielmehr hat sich rund um das Dortmunder Trainingszentrum in Brackel die Mentalität zum Unwort entwickelt.

Immer wieder wurde der Truppe fehlende Mentalität vorgeworfen. Wenn es in den letzten Jahren phasenweise gut lief, spielte der BVB seine Gegner teilweise schwindlig. Doch kämpfen, Rückstände drehen, auch gegen "kleine" Teams immer bei 100 Prozent sein, waren Attribute, die nicht zwingend der Dortmunder Truppe zugeschrieben wurden.

BVB mit kleinem Fluch am 2. Spieltag

Am Freitag im Auswärtsspiel beim SC Freiburg sah es 75 Minuten lang so aus, als ob die Mahner und Kritiker wieder Recht behalten sollten. Mit 0:1 lag der BVB im Europa-Park Stadion hinten. Es drohte - wie so oft in den vergangenen Jahren - eine frühe Pleite in der Saison, die sich schon zu einem kleinen Fluch entwickelt hat.

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In den vergangenen sieben Jahren verlor der BVB nämlich am 2. Spieltag gleich dreimal gegen vermeintlich kleinere Teams - 1:2 in Freiburg (Saison 21/22), 0:2 in Augsburg (20/21) und 0:1 beim damaligen Aufsteiger RB Leipzig (16/17). Zudem sprang in der Saison 18/19 nur ein mageres 0:0 bei Hannover 96 heraus. Nach einem guten Auftakt gab es für Dortmund somit häufig einen frühen Dämpfer in der Saison - und die Mentalitäts-Debatte erhielt frische Argumente.

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Terzic lobt Mentalität

So auch in der aktuellen Situation - allerdings im komplett konträren Sinne. Denn der BVB drehte den 0:1-Rückstand in Freiburg innerhalb weniger Minuten in einen 3:1-Sieg, womit der Fluch des 2. Spieltags zumindest mal wieder vorübergehend beendet ist. Ein Umstand, der bei Coach Edin Terzic nach der Partie Zufriedenheit auslöste: "In der Vergangenheit wurde uns das immer wieder mal vorgeworfen - eine Form von Mentalitätsdefizit. Wie wir heute gekämpft haben, nicht dieses zweite Gegentor zu kassieren und wie wir klar geblieben sind in unseren Mustern, hat uns sehr gut gefallen."

Terzic selbst darf sich dabei als Ausgangspunkt und Antreiber für den Erfolg sehen. Kaum ein anderer beim BVB steht für so viel Emotionalität und Mentalität wie der 39-Jährige, der seit dieser Saison wieder auf der Dortmunder Bank Platz nimmt. In jedem Interview und bei jedem Spiel sind diese Eigenschaften beim Sauerländer omnipräsent. Und diese scheint er nun auf seine Spieler übertragen zu haben.

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BVB überzeugt in "Kämpfer"-Bereichen

Die allgemeine Zweikampfstatistik entschied der BVB mit 56 Prozent für sich. Auch in den Luftduellen hatten die Schwarz-Gelben mit 53,5 Prozent die Oberhand. Bei den abgespulten Kilometern kann der BVB (116,56 km) zwar nicht ganz mit dem SC Freiburg (117,77 km) mithalten, da Dortmund jedoch über 60 Prozent Ballbesitz hatte, und das ballbesitzorientiertere Team meist weniger laufen muss, ist die geringe Differenz zum SC umso höher zu bewerten.

Damit legten die BVB-Profis in allen statistischen Bereichen, die die Mentalität zumindest indirekt messbar machen, starke Werte auf.

Terzic mit goldenem Händchen - Sonderlob für Youngster

Doch mit Kämpfen und Rennen alleine gewinnt man bekanntlich keine Spiele. Am Ende zählen im Hinblick auf das Ergebnis nur die Tore - und diese wechselte Terzic allesamt ein. An allen drei Treffern hatte mindestens einer der vier Joker seine Füße im Spiel. Am Ende brachten es Jamie Bynoe-Gittens, Youssoufa Moukoko, Marius Wolf und Julian Brandt jeweils mindestens auf einen Scorerpunkt - ein Rekord in der Bundesliga-Geschichte des BVB. Bislang haben noch nie drei Joker in einem Spiel für die Borussia getroffen.

Besonders der in der 64. Minute für Thorgan Hazard eingewechselte Youngster Bynoe-Gittens brachte neuen Schwung ins Dortmunder Spiel. Dem Fehler des Freiburger Keepers Mark Flekken zum 1:1 (77.) ging ein Schuss des 18-Jährigen voraus. Und auch beim zweiten Treffer von Moukoko hatte der junge Engländer seine Aktien im Spiel. "Wie er Richtung Strafraum zieht, wie er zwei, drei Gegenspieler mit Tempo im Dribbling stehen lässt, ist super stark", analysiert Sky Reporter Sven Westerschulze die Qualitäten des Youngsters. Aufgrund seiner Spielanlage wird das Talent bereits mit Ex-BVB-Star Jadon Sancho verglichen.

Kein Wunder also, dass auch Trainer Terzic ein Sonderlob für seinen Schützling parat hat: "Wichtig war, dass Jamie, wenn er reinkommt, nicht einfach nur mitspielt, sondern versucht, den Unterschied zu machen. Er hat unheimliche Fähigkeiten, das Spiel zu beschleunigen, enge Situationen aufzulösen und das war nötig, um das Spiel zu drehen. Daran haben wir ihn erinnert. Er hat das sehr gut gemacht und hat sich dann auch noch mit dem Tor belohnt. Wenn das so weitergeht, hat er eine große Zukunft vor sich."

Moukoko mit Bestmarke - Wolf & Brandt überzeugen

Ein ähnlich positives Zukunftsszenario winkt auch Moukoko. Der Youngster drehte nach seiner Einwechslung auf, bereitete das 1:1 durch Bynoe-Gittens vor und erzielte das zwischenzeitliche 2:1 selbst. Mit 17 Jahren und 265 Tagen ist das BVB-Talent der jüngste Spieler seit Beginn der detaillierten Datenerfassung 2004/05, dem in einem Spiel mindestens ein Tor und eine Vorlage gelingt.

Doch nicht nur die beiden jungen Terzic-Joker wussten zu gefallen und trugen einen enormen Anteil am BVB-Sieg. Auch Wolf, der auf der rechten Seite für deutlich mehr Offensivgefahr als noch unter Thomas Meunier sorgte, trug sich mit einem sehenswerten Solo und Abschluss in die Torschützenliste ein. Brandt, den Terzic gut zehn Minuten vor Schluss brachte, zeigte ebenfalls eine gute Mentalität und setzte mit seinem erfrischenden Kurzauftritt inklusive Vorarbeit zum 2:1 ein Zeichen in Richtung Trainer, ihn zukünftig wieder mehr Spielminuten zu geben.

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BVB auf richtigem Weg unter Terzic

Die Joker stechen, die Mannschaft zeigt Mentalität, der Fluch des 2. Spieltags ist vorerst wieder gestoppt: Beim BVB gibt es nach dem Sieg gegen Freiburg gleich mehrere Gründe für gute Laune. Allerdings war auch nicht alles gut bei der Borussia. Die Einbindung des neuen Stoßstürmers Anthony Modeste funktioniert - nach nur einer Woche gemeinsamen Trainings - wie zu erwarten noch nicht reibungslos. Auch in der Defensive wirkte der BVB noch nicht ganz sattelfest, ließ satte achte Torschüsse innerhalb des Strafraums zu.

Es gibt also noch einige Punkte, an denen Terzic mit seinem Team bis zum nächsten Auftritt am kommenden Samstag gegen Werder Bremen (ab 14:00 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport Bundesliga) arbeiten muss.

Die Mentalität dürfte seit dem Auftritt in Freiburg erfreulicherweise aber nicht mehr dazugehören ...

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