An der Weser und am Rhein riecht es nach den ersten vier Saisonspielen verdächtig nach dem Schwere-Saison-Syndrom. Sky beleuchtet vor dem richtungweisenden Duell zwischen Bremen und Köln (Sa., ab 17.30 Uhr live auf Sky) die Situation der Trainer Ole Werner und Steffen Baumgart.
Man soll ja immer bei sich bleiben, heißt es. Sich nicht verstellen! Vielleicht hilft es den beiden Herren, die am Samstagabend zu Ungunsten des anderen ihren Abwärtstrend drehen wollen, dass sie in Küsten-Nähe aufgewachsen sind. Der raue Wind, der Bundesliga-Trainern in Krisenzeiten ins Gesicht bläst, kann einen schließlich auch mal aus dem eigenen Konzept pusten. Dann werden manche zappelig, dünnhäutig, reden und handeln gegen die eigene Überzeugung.
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Ole Werner aus Preetz und Steffen Baumgart aus Rostock haben während der Woche erneut zweifelsfrei belegt, dass sie trotz der prekären Lage, in der ihre beiden Klubs Bremen und Köln sich zu Saisonbeginn befinden, nicht gefährdet sind. Beide Ostsee-Kinder bleiben ihrer gewohnten Außendarstellung, die wohl ziemlich genau ihrer inneren Grundhaltung entspricht, treu - natürlich auf vollkommen unterschiedliche Art und Weise. Während der analytisch-verschmitzte Werner seine öffentliche Bitte um Geduld mit einer sauber formulierten Argumentationskette zu unterfüttern wusste, hat Vollgas-Rhetoriker Baumgart in den bewährten Attacke-Modus geschaltet - das digitale Provokatiönchen aus Leverkusen schien ihm dabei herausragend günstig in den Kram zu passen.
Milderne Umstände für Werner in Bremen
Die Last-Minute-Dynamik der abgelaufenen Transferphase habe wichtige Prozesse verlangsamt, lautet Werners Befund nach drei Punkten aus den ersten vier Liga-Auftritten. Die Integration der spät in den Werder-Kader berufenen Lynen, Deman und Borre betrachtet der 35-jährige Coach als längst noch nicht abgeschlossen - eine undeutliche Hierarchie sei die unerwünschte Folge daraus. Könnte stimmen.
Und es sind weitere mildernde Umstände zu berücksichtigen. Wer in Heidenheim mit dem zweitligaerprobten David Kownacki und dem Drittliga-Torjäger Nich Woltemade in der vorderen Angriffsreihe antreten muss, statt wie zuvor mit den ligaweit gefürchteten "hässlichen Vögeln" (Füllkrug weg, Ducksch angeschlagen), muss seine Formation auf deutlich niedrigerer Flughöhe durch die anspruchsvollen sportlichen Herausforderungen der Elite-Klasse navigieren, als er es gewohnt war.
Dass der gefeierte Königstransfer Naby Keita unverschuldet die selbsterfüllende Prophezeihung der Skeptiker bedient hat und sich kurz nach seiner Ankunft an der Weser verletzte, hat ebenfalls keine Berechtigung auf der Werner-Mängelliste aufzutauchen, die mancher Werder-Anhänger zunehmend akribisch führt.
Bremen muss den Turnaround schaffen
Und doch hat die schlechte Punkteausbeute zur Folge, dass Raketenstarter Werner (Aufstieg von Startplatz 9, stabiler Klassenerhalt) im nennenswerten Ausmaß an Strahlkraft eingebüßt hat. 15 Niederlagen im laufenden Kalenderjahr bei nur fünf Siegen in den 23 Liga-Spielen sind eine objektiv besorgniserregende Bilanz - und liefern den kritischen Geistern in der Werder-Welt schwer zu entschärfende Argumente. Werner steht unter Beobachtung!
Köln hat noch am Verlust von zwei Leistungsträgern zu knabbern
Auch Steffen Baumgart schlägt sich mit Problemen herum, die man ihm nicht mal mit viel bösem Willen in die Schuhe schieben kann. Jonas Hector hatte genug vom Profifußball, Ellyes Shkiri hat in Frankfurt den nächsten Schritt vollziehen wollen - ein kaum kompensierbarer Achsenbruch.
Zipperlein bei Selke und die erneute Verletzung des dauergeplagten Mark Uth haben Baumgarts Offensivabteilung einiges an Schwung entzogen. Unabhängige Gutachter bescheinigen dem Effzeh-Kader gleichwohl stabile Bundesligatauglichkeit.
Ein Zähler nach vier Spielen ist in dem Zusammenhang keine zufriedenstellende Ausbeute. Im kalten Abrechnungs-Milieu des Profifußballs werden gute Auftritte wie beim Ligastart in Dortmund (unglückliche 0:1-Niederlage) nun mal nicht in der Statistik manifestiert.
Baumgart sitzt trotz Fehlstart bombenfest im Sattel
Interessanterweise hat die bedrohliche Punkteausbeute im traditionell ultrahocherhitzen Kölner Fußball-Kosmos bislang überhaupt keinen spürbaren Einfluss auf das Vertrauens-Polster, dass der meinungsfreudige Trainer sich in den vergangenen zwei Jahren angefressen hat. Mer stonn ze dir, Steffen Baumgart.
Der unerbittlich konsequente Vorwärts-Fußball, von dem der Coach unter keinen Umständen abzurücken bereit ist, erfreut sich in Müngersdorf zudem stabiler Unterstützung auf breiter Basis. Was andernorts als berechenbar und eindimensional (#Walterball) gescholten wird, zündet bei den Jecken verlässlich den Funken. Die Kölner haben Spaß an ihrem kauzigen Mecklenburger. Baumgart sitzt bombenfest im Sattel.
Topspiel am Samstag als wichtiger Wegweiser
Unabhängig von den beruflichen Zukunftsperspektiven der beiden Charakterköpfe auf den Trainerbänken ist das Topspiel am Samstagabend (ab 17:30 Uhr live auf Sky) ganz eindeutig ein wichtiger - und wohl auch aussagekräftiger - Wegweiser. Am Rhein wie an der Weser riecht es verdächtig nach dem Schwere-Saison-Syndrom. Eine widerliche Brise, die keiner gerne schnüffelt.
Denkbar, dass beide Klubs es als Erfolg verzeichnen müssen werden, sollten sie am Ende der Spielzeit die Havarie verhindert haben. Druckresistenz ist bei einem derartigen Vorhaben erwiesenermaßen eine wünschenswerte Qualität. Ob sie die im Repertoire haben, können die Kontrahenten in den 90+x Topspiel-Minuten mit ziemlich hoher Verlässlichkeit überprüfen.
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