BVB: Fünf Erkenntnisse zum Dortmund-Sieg gegen den VfB Stuttgart

Statement-Sieg! Das sagt die BVB-Gala gegen Stuttgart wirklich aus

Von Lars Pricken

Image: Jude Bellingham ist in den vergangenen Wochen der herausragende Dortmunder.

Nachdem der BVB in den vergangenen Wochen hart in der Kritik stand, haben sich die Dortmunder mit einem echten Statement gegen den VfB Stuttgart zurückgemeldet. Die Erkenntnisse aus dem 5:0-Kantersieg.

Erkenntnis 1: Wenn der BVB will, kann er auch

Es ist die leidige Debatte, die sich Spieler und Funktionäre von Borussia Dortmund seit einigen Jahren anhören müssen. Es mangelt an Mentalität, sagen die einen - der BVB ist qualitativ kein Top-Team, sagen die anderen. Jene die Letzteres behaupten, wurden gegen den VfB Stuttgart Lügen gestraft. Wenn die Borussen die Muskeln spielen lassen, müssen sich wohl auch Weltklasse-Mannschaften wie Manchester City, gegen die es am Dienstag in der Champions League geht, Sorgen machen. Die viel kritisierte Offensive der Dortmunder weiß, wie man Chancen kreiert und was noch wichtiger ist: Sie weiß diese auch zu nutzen.

Warum dieses Leistungspensum nicht wöchentlich abgerufen werden kann, bleibt vorerst ein Rätsel. Nachdem die Dortmunder zur Halbzeitpause gegen Union Berlin bereits mit 0:2 im zurücklagen, haben die Fans eine brennende Mannschaft im zweiten Durchgang erwartet. Aggressives Pressing, harte Zweikämpfe, Power im Angriff. Doch die Unioner waren dem dritten Tor über weite Strecken näher, als der BVB dem Anschluss-Treffer. Wenn der Druck jedoch da ist - sei es nun durch Trainer Edin Terzic, den "Finger-in-die-Wunde-Leger" Mats Hummels oder die Medien - kann Dortmund ein Niveau abrufen, das seines Gleichen sucht. Kreativität und Kaltschnäuzigkeit sind kein schwarz-gelbes Problem, wenn es darauf ankommt. "Wenn wir so spielen wie heute, brauchen wir diese ganzen Probleme nicht ansprechen", zieht Schlotterbeck ein treffendes Fazit am Sky Mikro.

Erkenntnis 2: Keiner ist wichtiger, als Jude Bellingham

Dieser Inhalt kann auf dieser Seite leider nicht angezeigt werden
Komplette Version hier anschauen

Es ist kein Geheimnis, dass Jude Bellingham derzeit das Herzstück der Dortmunder Mannschaft ist. Bei jeder Diskussion über die aktuellen Leistungen der Borussen wird der 19-Jährige ausgeklammert. Zurecht, denn spätestens bei der Mentalitätsfrage ist der junge Engländer ein Vorbild für jeden Star-Spieler. Gegen den VfB hat der Spielmacher die gesamte Bandbreite seiner Qualitäten gezeigt. Die beiden schönen Treffer Bellinghams krönen eine Leistung, die ohne Anfechtung das Prädikat "weltklasse" verdient hat.

Gewonnene Zweikämpfe, eroberte Bälle, erfolgreiche Dribblings - Bellingham führt fast jede relevante Statistik für seine Position im Zentrum an. Neben seinen zwei Treffern leitet der 19-Jährige auch die Tore vier und fünf der Dortmunder indirekt ein. Nach einer beispielhaften Grätsche feiert der Engländer sich selbst, nimmt die Fans mit und sorgt für einen Jubelsturm im Signal Iduna Park. Mit einer solchen Leistung, ist Bellingham in jeder Mannschaft gesetzt und eine Bereicherung. Für den BVB ist der Youngster unersetzlich.

Dieser Inhalt kann auf dieser Seite leider nicht angezeigt werden
Komplette Version hier anschauen

Dieser Inhalt kann auf dieser Seite leider nicht angezeigt werden
Komplette Version hier anschauen

Erkenntnis 3: Süle tankt Selbstvertrauen

Mit den Verpflichtungen der beiden DFB-Verteidiger Niklas Süle und Nico Schlotterbeck hat der BVB die Abwehrprobleme der vergangenen Jahre - inoffiziell - für beendet erklärt. Während Schlotterbeck seine Rolle in der Dortmunder Abwehr noch sucht, hat Süle plötzlich eine komplett neue gefunden. Der Ex-Bayer spielte bei den Münchnern vereinzelt bereits auf der rechten Seite, zeigte nun als Rechtverteidiger auch im BVB-Dress eine überragende Leistung.

Zugegeben: Ein Zukunftsmodell scheint die Defensive mit dem Innenverteidiger-Pärchen Hummels/Schlotterbeck und Süle auf der rechten Seite nicht zu sein. Doch das Spiel gegen Stuttgart hat dem 27-Jährigen mehr als gut getan. Unter den drei Top-Verteidigern hat Süle die wenigsten Einsatzminuten. Vom Status des Abwehrchefs, die dem Nationalspieler schon nach Verkündung der Verpflichtung nachgesagt wurde, ist Süle derzeit noch entfernt. Doch ein technisch ansprechendes Tor, eine Vorlage und 60 Prozent gewonnene Zweikämpfe bringen ihn diesem Ziel merklich näher.

Mehr dazu

Erkenntnis 4: Dortmund muss mit Guerreiro verlängern

Die Zukunft von Raphael Guerreiro ist noch immer ungeklärt. Der Linksverteidiger hat schon mehrfach betont, wie wohl er sich in Dortmund fühlt und sich eine Verlängerung des im nächsten Sommer auslaufenden Vertrages durchaus vorstellen kann. Eine öffentliche Reaktion vom BVB gab es diesbezüglich nicht und auch intern geht derzeit wenig in Sachen "neuer Vertrag" voran. Doch es muss die Frage gestellt werden: Warum?

Guerreiro ist ein exzellenter Fußballer. Das bestreitet auch bei den Borussen keiner, doch das Problem scheint die Defensiv-Arbeit des 28-Jährigen zu sein. Der Techniker bewacht seine linke Seite zu selten, treibt sich auf dem ganzen Spielfeld herum und zeigt Defizite im direkten Zweikampf. Er ist kein Lautsprecher oder Leader auf dem Feld. Doch das Spiel gegen den VfB zeigt, wie wertvoll Guerreiro sein kann. Schöne Vorarbeit zum 2:0 - tolle Vorlage auch zum 5:0. Der Linksverteidiger scheint zudem der einzige zu sein, der begriffen hat, dass Anthony Modeste Flanken braucht, um einen Mehrwert für das Spiel der Dortmunder zu sein.

Kleiner Denkanstoß: Sein bestes Jahr hatte Guerreiro 2017 unter Thomas Tuchel, der ihn vorwiegend auf dem linken Flügel oder sogar im Zentrum eingesetzt hat,

House of the Dragon - exklusiv auf Sky

Alle Infos zur gefeierten Game of Thrones Prequel-Serie - ab sofort exklusiv auf Sky Q, Sky Atlantic und im Stream!

Erkenntnis 5: Moukoko ist Dortmunds Haller-Ersatz

Nachdem Youssoufa Moukoko den Anschlusstreffer gegen den FC Bayern und Anthony Modeste das "Siegtor" zum 2:2-Unentschieden in der Nachspielzeit erzielt hat, stellte sich erneut die Frage, wer für den BVB stürmen soll. Doch mit den zunehmend starken Auftritten wie gegen den FC Sevilla oder nun gegen den VfB hat sich Moukoko bewährt. Der Youngster ist kein echter Stoßstürmer oder ein Kopfball-Ungeheuer. Doch mit seiner quirligen Art passt der 17-Jährige ins System.

Ob die Dortmunder mit Sebastien Haller, der nach seiner Hodenkrebs-Erkrankung weiter ausfällt, besser dastehen würden als aktuell, bleibt Spekulation. Doch Modeste konnte die großen Fußstapfen von Erling Haaland nicht füllen. Moukoko ist ein anderer Stürmertyp, der ein hohes Laufpensum abspult und sich viel erarbeitet. Das macht sich derzeit bezahlt. Gegen Stuttgart traf der Angreifer, bereitete zudem einen Treffer vor. Er ist ins Spiel eingebunden, fordert und bekommt Bälle von seinen Teamkollegen. Die positive Entwicklung Moukokos macht es für Modeste schwer - doch der BVB darf sich über einen vorübergehenden Haller-Ersatz freuen.

Zusatz-Erkenntnis: Reyna ist wieder da!

Ein Bild, das über die Dortmunder Gemütslage am Samstag alles aussagt: Giovanni Reyna trifft zum zwischenzeitlichen 3:0 und die halbe Mannschaft wirft sich auf den 19-Jährigen. Der US-Amerikaner - bei dem man aufgrund der Verletzungshistorie fast nicht glauben will, dass er noch 19 Jahre jung ist - hat eine lange Leidenszeit hinter sich. Immer wieder musste der Spielmacher mit Muskelverletzungen aussetzen, scheint nun aber endlich wieder wirklich fit zu sein. Gegen Stuttgart vielleicht nicht der Auffälligste auf dem Platz, doch Tor-Jubel und Comeback des Youngsters sind eine Erwähnung wert.

Mehr zum Autor Lars Pricken

Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.