Der BVB hat großes Interesse an einer Verpflichtung von Marcel Halstenberg. Der Leipziger könnte bei den Dortmundern gleich mehrere Probleme lösen und so zum vielleicht wichtigsten Transfer für die Westfalen werden.
Seit Mittwoch ist klar: Jadon Sancho wechselt vom BVB zu Manchester United. Zwar steht der obligatorische Medizincheck des Flügelstürmers in England noch aus, doch eine Einigung zwischen den Vereinen wurde von Dortmunder Seite bereits offiziell bestätigt.
Sancho-Millionen eröffnen Dortmunds Transfersommer
Von den 85 Millionen Euro, die der Pottklub für den 21-Jährigen einstreicht, bleiben nach Abgaben an die Ausbildungsklubs Manchester City und den FC Watford noch rund 68,5 Millionen Euro übrig. Geld, das die finanziellen Löcher durch die Coronakrise stopfen und zeitgleich in neue Spieler reinvestiert werden soll.
Der BVB scheint nach dem Dominostein Sancho endlich loszulegen. Ende Mai verpflichteten die Dortmunder mit dem Stuttgarter Gregor Kobel bereits eine neue Nummer eins für rund 15 Millionen Euro und kümmerte sich direkt um die größte Baustelle. Nun geht die Planung in Sachen Feldspieler weiter.
Zum Durchklicken: Der Stand bei den möglichen Sancho-Nachfolgern
Halstenberg soll den BVB verstärken
Nach Sky Informationen haben die Borussen großes Interesse an Leipzigs Halstenberg. Noch gibt es kein offizielles Angebot der Borussia, doch auch der Spieler ist einem Wechsel innerhalb der Bundesliga zugeneigt. Zunächst hatte die Bild vom Werben der Dortmunder berichtet. Dem Vernehmen nach bewegt sich die mögliche Ablöse für den 29-Jährigen zwischen acht und zwölf Millionen Euro. Eine Summe, die der Nationalspieler bei näherer Betrachtung durchaus Wert ist.
Der Defensivspezialist besitzt bei den Roten Bullen lediglich einen Vertrag bis 2022. Das bringt den BVB in eine angenehme Verhandlungsposition, da die Leipziger mit Halstenberg in diesem Sommer noch eine Ablöse erzielen wollen. Nach Sky Informationen buhlen die Sachsen derzeit intensiv um Wolfsburgs Abwehrchef Maxence Lacroix. Kommt der Franzose, dürfte auch ein Abgang von Halstenberg für RB kein Problem mehr sein.
Links- und Innenverteidiger: Halsberg löst zwei Probleme
Mit dem gelernten Linksverteidiger würden die Dortmunder sich gleich auf zwei Positionen verstärken, die in der Transfer-Agenda für diesen Sommer weit oben stehen. Halstenberg wäre einerseits ein starker Back-up für den gesetzten Raphael Guerreiro, dessen Fehlen in der zurückliegenden Saison immer wieder zu Problemen geführt hat. Der neue Mann würde jahrelange Bundesliga- und auch internationale Erfahrung auf der Position mitbringen, wäre als Ersatzmann beinahe überqualifiziert.
Andererseits bekommen die Dortmunder einen zusätzlichen Mann für die Innenverteidigung. Durch den Abgang von Lukasz Piszczek verliert der BVB einen zuverlässigen Profi im Defensiv-Zentrum. Neben dem Stammduo Mats Hummels und Manuel Akanji bleibt nur Dan-Axel Zagadou, mit dem aufgrund von stetigen Verletzungen nicht gut zu planen ist. Halstenberg wäre also eine Verstärkung auf zwei Positionen.
Variabilität auch in Sachen Spielsystem
Gut für Neu-Trainer Marco Rose: Gleichzeitig würde der 29-Jährige das Spielen von mehreren Systemen deutlich vereinfachen. Als linker Part in einer Dreierkette könnte Guerreiro deutlich offensiver auf der linken Seite auftreten, was den spielerischen Qualitäten des Portugiesen entgegen käme. In einer Vierer-Abwehrkette könnte Halstenberg die linke Seite übernehmen. Dann könnte Guerreiro auch im Zentrum oder auf der offensiven Außenbahn zum Einsatz kommen.
Diese Variabilität macht den unscheinbaren Halstenberg zu einer echten Waffe. Spielerisch weiß man, was man sich einkauft. Zwar ist der Verteidiger kein Mann für die schönen Aussenristpässe und aufsehenerregende Dribblings sollte auch keiner erwarten, doch defensiv ist der Allrounder eine sichere Bank. Physisch stark behält der Noch-Leipziger meist am Boden und in der Luft die Oberhand. Ein zuverlässiger Abräumer und auch Passgeber, der Ruhe in unüberschaubare Situationen bringt.
Viel Eingewöhnungszeit dürfte der deutsche EM-Teilnehmer nicht brauchen. Der Abwehrmann kennt nicht nur die Bundesliga bestens, sondern spielte bereits zwei Jahre in Dortmund. Zwar lief der damalige Youngster von 2011 bis 2013 nur für die zweite Mannschaft der Westfalen auf, doch das Umfeld, die Stadt, die Fans und Vereinsphilosophie braucht Halstenberg niemand mehr zu erklären.
Kleiner Wermutstropfen - aber Vorteile überwiegen
Bei all den Vorzügen gibt es bei der Verpflichtung des 29-Jährigen aber auch einen kleinen Wermutstropfen. In der vergangenen Saison geriet Halstenberg in Leipzig immer mehr auf das Abstellgleis - und das nicht grundlos. Phasenweise zeigte der sonst so zuverlässige Abräumer ungewohnte Leistungsschwankungen. Unter Julian Nagelsmann war der Nationalspieler in der Rückrunde nur noch Rotationsspieler, saß regelmäßig auf der Bank. Zu hoch sollte das letzte halbe Jahr aber auch nicht gehangen werden, zumal Halstenberg auch beim BVB nicht die alleinige Verantwortung in der Defensive tragen würde.
Nach Kobel und mit Halstenberg hätten die Dortmunder dann bereits drei Problemstellen neu besetzt. Fehlen würde auf dem Plan der Borussen dann nur noch ein Ersatz für Flügelstürmer Sancho. Zwar könnte neben einem neuen Angreifer auch auf anderen Positionen noch nachgelegt werden, doch die priorisierten Transferziele wären dann schon erfüllt.
Alleine zwei durch Halstenberg, der bei geringem Preis zu einem echten Geheim-Coup werden könnte.