Den 16. April 2022 wird Tom Rothe nicht mehr vergessen. Die Startelf-Überraschung von BVB-Trainer Marco Rose macht sich beim furiosen 6:1-Kantersieg gegen den VfL Wolfsburg innerhalb von 24 Minuten einen Namen - auch für die Zukunft?
Nach 88 Minuten erhob sich die Mehrzahl der 79.200 Zuschauer im fast ausverkauften Signal Iduna Park von ihren Sitzen, lauter Applaus ertönte. Nicht für Erling Haaland. Nicht für Marco Reus, sondern für Tom Rothe. Tom, wer? Diese Frage hatte sich ein Großteil der BVB-Fans noch vor dem Anpfiff gestellt, als der legendäre Stadionsprecher Norbert Dickel die Aufstellung verlas.
Trainer Marco Rose bewies Mut und beorderte den U19-Spieler, der im vergangenen Sommer aus dem Nachwuchs des FC St. Pauli zum BVB gewechselt war, überraschend in die Startelf - wenn auch aus der Not gedrungen. Der etatmäßige Linksverteidiger Raphael Guerreiro fehlte verletzt, sein Stellvertreter Nico Schulz war offenbar noch nicht ganz fit und die Alternative Thorgan Hazard fiel kurzfristig auch noch aus. Das Pech des Belgiers erwies sich als Rothes Glück.
Schlitzohr Rothe bleibt bescheiden
Die frohe Kunde erhielt er von Rose am Freitag nach dem Abschlusstraining. Er habe nicht viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken, "und das war auch ganz gut", erklärte der Linksfuß am Sky Mikro. Verständlich, denn mit seiner Bundesliga-Premiere ist er in einen erlesenen Kreis vorgestoßen.
Mit 17 Jahren, fünf Monaten und 18 Tagen ist er zwar nur der achtjüngste Debütant in der Dortmunder Bundesliga-Geschichte, aber der jüngste Abwehrspieler. Ein Auftritt von historischem Ausmaß, den Rothe selbst nach einem sichtlich nervösen Beginn auch noch mit einem Tor krönte. Und es war nicht irgendein Tor.
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Nach 24 Minuten schlich er sich nach einem Eckball nach vorne und verlängerte den Ball schulbuchmäßig mit dem Kopf ins Netz. "Ich komme gut vor den Mann, ein super Ball von Jule [Brandt]. Nicht so schlecht", beschrieb der Torschütze bescheiden seine schlitzohrige Aktion, die zunächst ein paar lieb gemeinte Schläge von seinen Teamkollegen auf den Hinterkopf zur Folge hatte - und im Anschluss mit Lob von höchster Stelle quittiert wurde.
Gemeinsamkeit mit Götze
"Wunderbar für den Jungen, das hat er überragend gemacht", sagte BVB-Kapitän Reus bei Sky voller Anerkennung. Rothes Führungstor hatte Signalwirkung für die gesamte Mannschaft. "Danach waren wir viel besser im Spiel drin, haben sehr gut kombiniert und das Tempo hochgehalten", analysierte Reus, der gegen die Wölfe seine Assists 100 und 101 in der Bundesliga auflegte. Zudem beendete Erling Haaland mit einem Doppelpack seine Torflaute, doch im Blickpunkt stand Rothe.
Der Teenie ist nun der jüngste Spieler, der bei seinem Bundesliga-Debüt getroffen hat und der viertjüngste Torschütze der Bundesliga-Geschichte. Weitere Rekorde und Fakten, die es für ihn nach diesem aufwühlenden 16. April 2022 nun erstmal zu verarbeiten gilt. Als "unbeschreiblich" bezeichnete er seine unverhoffte Premiere und auch Rose war nicht nur wegen des Tores restlos zufrieden mit seiner Startelf-Überraschung: "Er hat es auch inhaltlich ordentlich und abgeklärt gemacht."
Ein vielversprechender Start, doch ob Rothe auch dauerhaft eine Option auf der linken Abwehrseite darstellen kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Die Rahmendaten für eine große Karriere sind zumindest gegeben: Mit exakt 17 Jahren, fünf Monaten und 18 Tagen feierte beim BVB auch ein gewisser Mario Götze sein Debüt. Und der hat sich bekanntlich einen Namen gemacht ...