Der FC Bayern kassiert bei Borussia Mönchengladbach die erste Pleite unter Rückkehrer Jupp Heynckes. Doch nicht nur die Niederlage bereitet dem Rekordmeister Sorgen. Viele Stars sind verletzt oder angeschlagen.
Manuel Neuer fehlt noch mehrere Monate, vergangene Woche hat es Thiago und Arjen Robben erwischt. Dazu mussten in Mönchengladbach James und Juan Bernat verletzt ausgewechselt werden. Die Liste angeschlagener Spieler beim FC Bayern schrumpft nicht, sie wächst.
Sicher ist: Unter Carlo Ancelotti wurde wenig Zeit auf dem Trainingsplatz verbracht. "Wie man hört war das Ancelotti-Training sehr begrenzt. Es gab kein richtiges Aufwärmprogramm, das war den Spielern zu wenig", sagt Ex-FCB-Rehatrainer Oliver Schmidtlein bei "Hellmann - Der Kia Fußball-Talk".
Um die schlappen Stars wieder in Wettkampfform zu bekommen, musste Heynckes die Trainingsbelastung erhöhen.
Für Physiotherapeut Schmidtlein, der zwischen 2002 und 2009 beim Rekordmeister praktizierte, stand der 72-Jährige vor einem "klassischen Dilemma": "Dass es die ein oder andere Blessur geben würde, war vorprogrammiert." Unter dem akribischen Trainer-Routinier Heynckes wirkte das Team in den vergangenen beiden Partien überspielt, die Ausfälle konnten nicht ohne Leistungseinbußen kompensiert werden.
"Leistungsdiagnostik nicht möglich"
Davor hatten die Bayern aufreibende Wochen: Spiele gegen Leipzig und Dortmund brachten den dünnen Kader an die physische Leistungsgrenze. Hinzu kommen die "ungeliebten" Reisen in der Champions League.
Wie kann man gleichzeitig am Fitnesszustand der Truppe arbeiten? "Das ist eine schwierige Geschichte. Eine klassische Leistungsdiagnostik kann man in der laufenden Saison nicht machen. Es besteht die Gefahr, sich während der intensiven Tests zu verletzen. Man muss andere Methoden finden. Da braucht man Fingerspitzengefühl und muss auf die Erfahrung der Spieler vertrauen", erklärt Schmidtlein.
"Arzt ist keine Garantie"
Über das notwendige Gefühl verfügt unbestritten Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Der Mannschaftsarzt ist zurück an der Säbener Straße und sitzt wieder auf der Bayern-Bank. Nach der Trennung von Volker Braun holte die Führungsetage den 75-Jährigen zurück.
Aber auch der berühmte "Mull" kann mit seinen "Zauberhänden" nicht binnen einer Woche den kompletten Kader wieder gesund hexen.
Schmidtlein weiß: "Ein Arzt ist keine Garantie, dass sich niemand verletzt. Er kann aber Verletzungen einschätzen und den Zeitpunkt der Rückkehr präziser festlegen." Dabei sei auch der Spieler gefragt: "Alle müssen viel miteinander reden. Da gibt es aber kein schwarz und weiß."
Zwei Lichtblicke gibt es immerhin aktuell im Bayern-Lazarett: Thomas Müller und Rafinha konnten am Sonntag wieder die gesamte Trainingseinheit absolvieren. Beide sollten am Samstag gegen Hannover 96 wieder einsatzbereit sein.
Franck Ribery ist nach Angaben des kicker noch nicht ganz so weit. Der Franzose braucht demnach wohl noch ein, zwei Wochen, bis er wieder zum Kader der Bayern gehören wird. Heynckes will beim 34-Jährigen kein Risiko gehen.
Derweil soll Arjen Robben (Muskelfaserriss) im letzten Gruppenspiel in der Champions League gegen Paris St. Germain am 5. Dezember wieder zur Verfügung stehen. Auch bei David Alaba rückt das Comeback nach seinen Rückenproblemen näher.