Deutschland: Flick nominiert Müller nach - Stürmer-Armut beim DFB

Müller-Nominierung belegt fatales DFB-Dilemma

Von Max Georg Brand

Für Didi Hamann steht fest: Wenn der DFB in den beiden Länderspielen gegen Japan und Frankreich erneut deutlich hinter den Erwartungen bleibt, ist die Zeit für einen Wechsel auf der Position des Bundestrainers gekommen.

Hansi Flick hat Thomas Müller für die Testspiele der Nationalmannschaft gegen Japan und Frankreich nachnominiert. Die überraschende Wendung wirft Fragen auf und lässt, was die Stürmerthematik angeht, tief blicken.

"Bundestrainer Hansi Flick nominiert Thomas Müller für die Nationalmannschaft": Unter normalen Umständen wäre dies wohl lediglich eine Randbemerkung in der hiesigen Sportberichterstattung. Nur ist beim DFB schon lange nichts mehr so richtig normal. Und so ist es durchaus eine Überraschung, dass der Coach der Nationalmannschaft am Montag den Bayern-Angreifer als erste Alternative zu Niclas Füllkrug in den Kreis der DFB-Auswahl nachberufen hat.

Deutschlands Mittelstürmer Nummer eins, erst kürzlich zu Borussia Dortmund gewechselt, ist angeschlagen. Füllkrug leidet an einer leichten Sehnenzerrung. Es droht sein Ausfall gegen die hochkarätigen Gegner aus Japan (Samstag, 20:45 Uhr) und Frankreich (Dienstag, 21 Uhr).

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Müller eigentlich (noch) nicht eingeplant

Dass Flick sich für Müller entschieden hat, war so erstmal nicht zu erwarten. Denn der Bundestrainer selbst kommentierte die Nicht-Berücksichtigung Müllers vor dem vergangenen Wochenende noch so: "Ich habe mit Thomas gesprochen. Es ist wichtig, dass er nach seinen Problemen zuletzt bei Bayern Fuß fasst". Dass es jetzt so schnell geht, dürfte auch die Bayern-Ikone überrascht haben. Der 33-Jährige feierte nach seinen Blessuren erst am vergangenen Wochenende gegen Borussia Mönchengladbach sein Startelf-Comeback. Doch auch die Tatsache, dass mit Müller kein echter Mittelstürmer nachnominiert wurde, ist auf den ersten Blick verwunderlich, zeigt jedoch, in welch fatalem Stürmer-Dilemma sich der DFB aktuell befindet.

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Klose, (Gerd) Müller, Seeler, Rummenigge, Völler: Die Nationalmannschaft spielte ihren erfolgreichsten Fußball mit echten Sturmspitzen. Dass sich Fußball-Deutschland nach einer Vollblut-Neun sehnt, zeigte erst die vergangene WM, als die Fans den Einsatz Füllkrugs forderten und dieser bei seinen Chancen durchaus Schwung in die deutsche Lethargie brachte.

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Ob Füllkrug eine Dauerlösung ist, muss sich noch zeigen. Der Ex-Bremer selbst muss trotz seiner Torjägerkanone (16 Tore) aus der vergangenen Saison noch beweisen, dass er in die internationale Top-Kategorie der Mittelstürmer gehört. Aktuell muss man sich beim DFB mit dem 30-Jährigen auf einen Angreifer verlassen, der zwar in der Nationalelf mit sieben Toren in neun Spielen eine Top-Quote vorzuweisen hat, jedoch noch nie in einem europäischen Klubwettbewerb gespielt hat.

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Wer wäre eine Füllkrug-Alternative?

Hinter Füllkrug sieht es jedoch dünn aus. Einen richtigen Plan B gibt es für diese Position nicht. Die Nachberufung Müllers zeigt diese Problematik deutlich. Denn die zahlreichen Qualitäten, die Müller mitbringt, spielt er in der Regel nicht auf der Neun aus, sondern dahinter. Beweise dafür, dass er sich auf der Mittelstürmerposition nicht wohlfühlt, gibt es einige. Für Flick gab es offenbar keine andere Möglichkeit. Oder doch?

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Die aktuellen Stürmer, die schon mal für Deutschland gespielt haben, haben momentan zumindest mit ihren eigenen Sorgen zu kämpfen. Mit Timo Werner befindet sich ein 57-facher Nationalstürmer seit Monaten in einem Leistungstief, das sogar seinen Vereinscoach Marco Rose dazu zwingt, ihn bei RB Leipzig auf die Bank zu verbannen. Youssoufa Moukoko kommt beim BVB aktuell nur auf Kurzeinsätze und ist nach der Füllkrug-Verpflichtung sogar nur noch Stürmer Nummer drei in Dortmund. Mergim Berisha und Kevin Volland scheinen sich nach ihren Wechseln erst wieder in den Flick-Fokus spielen zu müssen.

Union Berlins Kevin Behrens machte am ersten Spieltag der neuen Saison mit einem Kopfball-Dreierpack auf sich aufmerksam. Der 32-Jährige hat immerhin 15 Spiele in Europa League und Conference League (zwei Tore) vorzuweisen, spielte aber gerade einmal 60 Bundesliga-Spiele (14 Tore). Er wird sich auf Dauer erstmal in der üppig besetzten Berliner Offensive durchsetzen müssen, bevor er wohl ein Thema für die DFB-Elf werden könnte. Dass er einmal als Klose-Erbe gehandelt werden würde, hätte vor einem Monat ohnehin niemand gedacht.

Wäre da noch Marvin Ducksch von Werder Bremen. Der bildete zuletzt mit Füllkrug ein kongeniales Duo an der Weser, bringt aber ebenso wie sein ehemaliger Teamkollege keinerlei internationale Erfahrung in einem der europäischen Klubwettbewerbe mit. Zudem ging er aus der Partie gegen Mainz angeschlagen heraus.

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Schluss mit den Experimenten

Nun lässt sich darüber diskutieren, ob nicht einer der genannten Spieler sinnvoller als Füllkrug-Alternative hätte fungieren können. Eines ist jedoch eindeutig: Eine No-Brainer-Lösung hinter Füllkrug ist aktuell nicht in Sicht. Und schon entsteht das ungute Gefühl, dass die Nationalmannschaft in solchen Situationen wieder auf eine falsche Neun oder eine andere Variante ohne Zielspieler im Sturmzentrum zurückgreifen muss. Düstere Aussichten für das kommende Jahr, das in einer erfolgreichen Heim-EM gipfeln soll.

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Thomas Müller wurde für die Länderspiele gegen Japan und Frankreich zurück in die Nationalmannschaft berufen. Aus Sicht von Horst Heldt die richtige Entscheidung.

Zudem wurden Flicks Experimente mit verschiedenen Formationen und personellen Besetzungen bereits bei den Länderspielen gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien kritisiert. Für den Ex-Profi und früheren Bundesliga-Manager Horst Held spreche erst einmal nichts dagegen jemanden wie Behrens zu nominieren, "auf der anderen Seite erinnere ich mich noch an die Diskussionen der letzten Wochen und Monate, dass doch jetzt endlich mal mit den experimentellen Ideen und Probierereien aufgehört werden soll."

Laut Heldt sei die Müller-Nominierung deshalb auch unter dem Aspekt anzusehen, dass Flick aufhört, Neues auszuprobieren und jetzt versucht eine Mannschaft zu finden, die sich langsam einspielt. "Das ist eine Situation, die schwierig zu entscheiden ist. Am Ende würde ich Hansi Flick erstmal folgen und sagen, wir schauen uns erstmal die beiden Spiele an", so Heldt.

Auf die Nachfrage zu seiner Nicht-Nominierung für die Nationalmannschaft bleibt FCB-Star Thomas Müller ganz entspannt. Inzwischen wurde der 121-fache Nationalspieler nachnominiert,

Flexibler Müller mit Humor

Müller, immerhin erfolgreichster Torschütze der aktiven Nationalspieler (44 Tore), nahm seine erste Nominierung seit Dezember 2022 und dem letzten WM-Gruppenspiel gegen Costa Rica jedenfalls mit Humor: "Liebe ist, wenn sie ihn spontan beim Männerausflug am Sportheim abliefert", schrieb Müller bei Instagram unter ein Foto mit seiner Frau Lisa, die ihn zum Flughafen brachte. Welche Rolle er bei dem nicht ganz unwichtigen "Männerausflug" spielen wird, werden die beiden Partien zeigen.

Hört man sich Müllers Sky Interview vom vergangenen Samstag noch einmal an, wirkt es, als schien er zu ahnen, dass er künftig wohl flexibel sein muss, was seine Ansprüche an die Nationalmannschaft angeht. "Ich haue alles rein, was ich habe und werde mir meine Rollen suchen, wo ich nützlich sein kann. Das kann in der Startelf sein, das kann ein Einsatz von außen sein." Kann es denn auch auf der Neun sein?

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