Deutschland: Kommentar zu Julian Nagelsmanns ersten Länderspielen als Bundestrainer

Nagelsmann gibt Deutschland wieder Hoffnung

Von Thorsten Mesch

Image: Julian Nagelsmann hat für einen Stimmungsumschwung rund um das DFB-Team gesorgt.

Erst vor knapp vier Wochen wurde Julian Nagelsmann als Bundestrainer vorgestellt. In dieser kurzen Zeit hat der 36-Jährige es geschafft, die Stimmung in der und um die deutsche Nationalmannschaft zum Positiven zu verändern und mit Blick auf die Heim-EM etwas zu entfachen, was unter seinem Vorgänger verloren gegangen war: Vorfreude und Zuversicht. Ein Kommentar.

"Ich bin mir sicher, dass wir erfolgreich sein werden", sagte Nagelsmann nach dem 2:2 gegen Mexiko am frühen Mittwochmorgen deutscher Zeit. Diese Überzeugung hatte Hansi Flick vermissen lassen.

Mit dem Remis gegen Mexiko und dem 3:1 gegen das Team USA hat Nagelsmann auf der Amerika-Reise einen guten Start hingelegt und an das 2:1 gegen Frankreich angeknüpft, bei dem Rudi Völler interimsmäßig auf der Bank saß. Nagelsmanns Handschrift ist erkennbar, er überfordert die Mannschaft nicht mit zu vielen Experimenten. Spielfreude und Leichtigkeit in der Offensive stehen zwar Fehler in der Defensive - wie bei beiden Treffern der Mexikaner - entgegen, doch diese schon seit Jahren offene Baustelle lässt sich nicht in zwei Spielen und ein paar Trainingseinheiten schließen.

Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem 2:2 von Deutschland gegen Mexiko.

Nagelsmann ist sich dessen bewusst und wird daran arbeiten. Genau wie er an sich selbst gearbeitet hat. Schon bei seiner Antritts-Pressekonferenz am 22. September hatte er einen blendenden Eindruck hinterlassen, dieser setzte sich auf der USA-Reise fort. Auch hartnäckige Fragen nach seinem Premieren-Auftritt im Holzfällerhemd moderierte er charmant weg. Der Fokus liegt auf der Arbeit, nicht auf dem Trainer.

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ZUM DURCHKLICKEN: Die DFB-Noten gegen Mexiko

Marc-Andre ter Stegen: Zu Beginn des Spiels mit einigen Unsicherheiten, bei den beiden Gegentoren ohne Chance. Wirkte nicht so sattelfest wie üblich. - Note: 3
Niklas Süle: Rückte für Mats Hummels in die Startelf und konnte dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken. Beim ersten Gegentor zu passiv, beim zweiten zu weit weg vom Torschützen. Auch danach unsicher. - Note: 5
Jonathan Tah: In der Innenverteidigung sicherer als auf der rechten Seite gegen die USA, löschte ein ums andere Mal gefährliche Angriffe der Mexikaner. Recht solide. - Note: 3
Antonio Rüdiger: Defensiv anfällig, beim ersten Gegentreffer zu weit weg von Antuna. Dafür erzielte der Abwehrchef per Kopf sein drittes Länderspieltor und die zwischenzeitliche 1:0-Führung. - Note: 3
Robin Gosens: Mit Licht und Schatten. Immer wieder mit Problemen im Stellungsspiel, dafür stimmte die Zweikampfführung. Verlängerte vor dem Treffer von Rüdiger per Kopf. Beim zweiten Gegentor aber zu weit weg vom Flankengeber. - Note: 3
Pascal Groß: Erhielt erneut das Vertrauen von Julian Nagelsmann und wirkte wie gegen die USA als passender Nebenmann für Kapitän Gündogan. Schaltete sich regelmäßig vorne ein, durfte aber nur die erste Hälfte ran. - Note: 3
Ilkay Gündogan: Der Regisseur zog gekonnt die Fäden in der Mittelfeldzentrale, glänzte als Anführer und starker Ballverteiler. Immer anspielbar und ideenreich. - Note: 2
Jamal Musiala: In seinem 25. Länderspiel gewohnt aktiv und dribbelstark, diesmal ohne die großen Glanzmomente. Im Zusammenspiel mit Sane und Wirtz aber stets gefährlich. - Note: 2
Leroy Sane: Gewohnt aktiv und quirlig, von Gündogan und Musiala immer wieder gesucht. Starke Ballmitnahme und Flanke vor dem 2:2. - Note: 2
Florian Wirtz: Harmonierte gut mit Musiala im offensiven Mittelfeld, sehr ballsicher und spielfreudig. Beim Kopfball vor dem 2:2 nur hauchzart an seinem ersten Länderspieltor vorbei. - Note: 2
Thomas Müller: Der Routinier startete in seinem 125. Länderspiel in der Sturmspitze und hatte Probleme, sich ins Spiel einzubringen. Ließ sich wie geplant immer wieder nach links fallen, fand aber keine Bindung. Nach 45 Minuten war Schluss. - Note: 4
Niclas Füllkrug: Kam nach der Pause und tat das, was er zu tun hat. Traf mit der ersten Chance zum 2:2, sein neuntes Tor im elften Länderspiel. - Note: 2
Leon Goretzka: Durfte in der zweiten Halbzeit für Groß mitwirken, fügte sich gut ein und hielt Gündogan den Rücken frei. Verhinderte entschlossen das 2:3 und musste danach am linken Knöchel behandelt werden. - Note: 3
Malick Thiaw: Erhielt 30 Minuten Spielzeit auf der rechten Abwehrseite, ohne Fehler. - Note: 3
Julian Nagelsmann wechselte zum Ende der Partie noch David Raum, Jonas Hofmann und Kevin Behrens ein, die aufgrund der kurzen Spielzeit keine Note erhalten.

Im November stehen die letzten beiden Länderspiele des Jahres auf dem Programm, am 18.11. gegen die Türkei und am 21.11. in Österreich geht es gegen zwei Teams, die auch im kommenden Sommer bei der EM dabei sind. In Berlin und in Wien werden die Stadien ausverkauft und die Stimmung EM-würdig sein. Deutschland ist zwar nicht über Nacht zum Titelfavoriten mutiert, dafür war das Abschneiden bei den vergangenen Turnieren einfach zu enttäuschend. Aber das DFB-Team ist auf einem sehr guten Weg - und was für die Heim-EM das Wichtigste ist: Die Fans stehen wieder hinter der Mannschaft.

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Julian Nagelsmann hat in seinen ersten Wochen als Bundestrainer die Zweifler und Skeptiker eines Besseren belehrt. Wenn er es schafft, in den kommenden acht Monaten die Baustellen im DFB-Team zu schließen, darf Fußball-Deutschland auf ein Sommermärchen 2.0 hoffen. Und vielleicht sogar auf etwas mehr.

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