Joachim Löw wird nach der Europameisterschaft 2021 als Bundestrainer aufhören. Sky Reporter Uli Köhler, der Löw seit 2004 begleitet hat, kommentiert die Entscheidung des 61-Jährigen und würdigt Löws Verdienste für den deutschen Fußball.
Nein, Blut, Schweiß und Tränen, das war nie Joachim Löw. Joachim Löw stand für feinen Fußball, gute Manieren und Respekt. Und natürlich steht Joachim Löw für Erfolg.
Viele Fußballfans wurden mit dem Bundestrainer niemals warm, weil er nicht so war, wie sich mancher einen Fußballtrainer vorstellt. Deshalb ist das mit dem Respekt so eine Sache.
Löw führte die Nationalmannschaft in die Moderne
Joachim Löw veränderte den deutschen Fußball nachhaltig. Niemand darf vergessen, dass der deutsche Fußball 2004 nach einer desaströsten Europameisterschaft am Boden lag. Damals wurde ernsthaft in der Öffentlichkeit darüber diskutiert, ob Otto Rehhagel die deutsche Mannschaft in die Zukunft führen kann! Joachim Löw konnte!
Er führte die Nationalmannschaft - von 2004 bis 2006 noch unter Jürgen Klinsmann - in die Moderne. Klinsmann war der Initiator, Löw der Ausführende. Nach dem Sommermärchen reihte er in Allein-Verantwortung Erfolg an Erfolg. Keine andere Nationalmannschaft erreichte jemals immer ein Halbfinale bei den großen Turnieren.
Triumph bei der WM 2014 als Krönung
Nachdem die deutsche Mannschaft wahrscheinlich bei der WM 2010 den erfrischendsten Fußball gespielt hatte, war der Titel bei der WM 2014 die Krönung, Nach dem Triumph von Rio verlor der Bundestrainer jedoch ein wenig das Zutrauen zu sich selbst.
Er sprach immer von einer zwingenden Erneuerung, die notwendig sei, doch er setzte bei der Europameisterschaft in Frankreich auf einen mittlerweile mit sich selbst kämpfenden Bastian Schweinsteiger. Auch bei der WM 2018 vertraute er plötzlich, entgegen seiner eigentlichen Meinung, nicht auf die erneuernde Kraft der Confed-Cup-Sieger. Die alten Recken ließen ihn in Russland im Stich!
Löw macht jetzt den richtigen Schritt
Die Kritik setzte ihm zu und Löw verlor seine Linie. Die Ausbootung von Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels am Faschingsdienstag waren nicht Löw-like. Unabhängig davon, ob dieser Paukenschlag-Umbruch die richtige Idee war.
Ich glaube, den öffentlichen Druck und die Missachtung der Fans wollte Löw nicht mehr aushalten. Er macht jetzt den richtigen Schritt und ich hoffe nur, dass die Europameisterschaft ihm einen würdigen Abgang beschert. Respekt für sein Lebenswerk wird er für immer bekommen!