Dank des traumhaften Comebacks von Luka Jovic kann David Abraham seine lange Karriere mit einem Sieg beenden. Nur logisch, dass sich nach dem Schlusspfiff alles um das Duo drehte.
Es ist vorbei. Schon vor dem Spiel war allen Parteien klar, dass Abrahams 178. Spiel im Dress der Eintracht das letzte des Kapitäns sein würde. Natürlich sollte der Argentinier möglichst mit einem Sieg in den Fußball-Ruhestand verabschiedet werden, aber engagierte Schalker wollten da zunächst nicht mitspielen.
Bobic hat Vorahnung zur Halbzeit
Zwar war die SGE zu Beginn das bessere Team mit den besseren Chancen, aber unmittelbar nach der Führung durch Andre Silva (28.) schlugen die Knappen in Person ihres eigenen Torjägers Matthew Hoppe (29.) sofort zurück. Doch die Eintracht hatte mit dem unter der Woche von Real Madrid zurückgeholten Luka Jovic noch einen Trumpf in der Hinterhand und Fredi Bobic hatte eine Vorahnung, wie Abrahams Abschiedsspiel enden würde.
"In der Halbzeit haben wir oben schon gesagt, dass das Drehbuch geschrieben ist. Es stand 1:1 und ich wusste, dass Luka 30 Minuten in die Beine bekommt", erklärte Frankfurts Sportvorstand nach der Partie bei Sky Sport: "Irgendwie hat es sich dann so angedeutet, dass er dann - wenn er reinkommt - genau dieses Tor machen wird. Es war nicht nur eins, sondern zwei, so ist das eben im Fußball."
Tatsächlich wurde der Serbe zum Matchwinner, nachdem er in der 62. Minute für Erik Durm ins Spiel kam. Zehn Minuten später schloss er einen tollen Konter über die linke Seite mit seinem vierten Ballkontakt sehenswert per Volleyschuss zum 2:1 ab (72.) und beseitigte in der Nachspielzeit letzte Zweifel mit seinem zweiten Treffer (90+1.).
Jovic begeistert bei Rückkehr
Bobic ist jedenfalls begeistert, den Torjäger wieder bei sich zu haben: "Die Luft tut ihm hier gut. Die Tore, die er gemacht hat, waren Extraklasse. Das ist natürlich schon große Kunst - es ist halt ärgerlich, dass ich die besten Spieler immer verkaufen muss, aber jetzt ist er zum Glück mal wieder zurück für eine kurze Zeit und darüber freue ich mich am meisten", so der 49-Jährige am Sky Mikro.
Auch Trainer Adi Hütter ist glücklich über den Rückkehrer, der das Niveau seiner Mannschaft noch einmal auf ein neues Level hebt: "Bei der Einwechslung sage ich ihm 'Entscheide die Partie, das wäre heute perfekt'. Dass er gleich zwei macht in der Form ist einfach großartig. Das passt heute alles zusammen, besser kann man ein Drehbuch nicht schreiben", so der Österreicher bei Sky, um jedoch sofort hinterher zu schieben:
"Dennoch möchte ich den Tag heute David Abraham widmen, der uns als Kapitän hier verlässt. Ich wünsche ihm natürlich auch auf diesem Wege alles Gute. Das habe ich ihm auch im Kreis schon gesagt. Dass er sich jetzt mit seinem Sohn Alfonso, den er über alles liebt und umgekehrt auch, ein schönes Leben macht."
Abraham tauscht Trikot mit Schiedsrichter Gräfe
Tatsächlich stand der Abend ganz im Zeichen des Argentiniers, vor dem sich sogar der gegnerische Trainer verneigte: "Er ist ein wunderbarer Mensch in erster Linie und natürlich ein grandioser Sportler. Er hat sich selbst ein schönes Abschiedsgeschenk gemacht mit diesem Sieg und er kann auf tolle über zehn Jahre Profifußball in Europa zurückschauen", lobte Schalke-Coach Christian Gross den kantigen Innenverteidiger, der er einst beim FC Basel trainiert hatte.
Und auch Schiedsrichter Manuel Gräfe legte nach dem Schlusspfiff seine Neutralität kurz ab, beglückwünschte Abraham und tauschte sogar das Trikot mit dem Innenverteidiger. Eine Szene, über die sogar Abraham selbst ein wenig schmunzeln musste, als er sich nach dem Spiel am Sky Miko äußerte: "Die Idee kam mir spontan und es ist mir auch eine Ehre und ein schönes Augenzwinkern einen Trikottausch vornehmen zu können mit einem Schiedrichter von solch einem Renommee und derart großer internationaler Erfahrung", so der 34-Jährige
Und weiter: "Ich weiß, dass ich in meiner Karriere durchaus mit der ein oder anderen Szene für Diskussionen gesorgt habe, aber auf dem Platz war das einfach auch mein Naturell. Dort gehe engagiert und aggressiv zu Werke, aber dafür bin ich außerhalb der Platzes ein lieber und artiger Mensch und ich hatte niemals Probleme mit Schiedsrichtern."
Streich wünscht Abraham alles Gute
Ein kurzzeitiges Problem gab es aber einst im November 2019 mit Freiburgs Trainer Christian Streich, der von Abraham rüde über den Haufen gerannt wurde. Hängen geblieben ist bei den Protagonisten aber nichts. Streich wünschte Abraham via Twitter alles Gute und auch Abraham war es wichtig noch einmal klarzustellen, dass es nicht einmal ansatzweise ein Problem gan und gibt.
"Ich möchte noch einmal betonen, dass ich niemals ein Problem mit Christian Streich hatte. Weder mit ihm noch mit Vincenzo Grifo. Auf dem Platz passieren Dinge manchmal im Bruchteil einer Sekunde, aber was damals passiert ist, war spätestens im Spielertunnel wieder vergessen und wir hatten uns wieder lieb. Christian Streich ist ein toller Trainer, der seine Mannschaft gut einstellt."
Zum Durchklicken: Der Check von Abraham gegen Streich
Damals musste Abraham sieben Wochen zuschauen, nun sagt er endgültig "Adios" und ist froh, dass er das in Frankfurt machen kann. Seiner schönsten Station, wie er am Sky Mikro versichert. Aber der Publikumsliebling geht nicht ganz, wie Hütter und Abraham selbst betonten.
"Es ist kein Abschied für immer. Er wird zurückkommen, denn hier in Frankfurt hat David in Europa seine Heimat gefunden", so der Übungsleiter. Auch sein Kapitän will sich noch einmal von den Fans verabschieden, "wenn diese wieder ins Stadion dürfen."
Das SGE-Trikot trug er allerdings gegen Schalke zum letzten Mal und wird sich wohl noch lange daran erinnern, denn viel auszusetzen gab es daran tatsächlich auch nicht, wie Bobic betonte:
"So wie der Film geschrieben wurde - wirklich wie in einem Hollywood-Film. Es war ein schöner Abschied für David heute mit dem Sieg seine Karriere zu beenden. Auch die Tore von Luka Jovic bei seiner Rückkehr. Da hat vieles heute gepasst."