Eintracht Frankfurt durchlebt in der Europa League gerade Historisches. Im Finale am Mittwoch soll das Märchen seinen Höhepunkt gegen die Glasgow Rangers finden, die ihre ganz eigene Geschichte schreiben. Der Gegner der Eintracht unter der Sky Lupe.
Ganz Fußball-Deutschland feiert aktuell mit der Eintracht. Spätestens mit dem 3:2-Sensationssieg beim FC Barcelona vor 30.000 mitgereisten Frankfurtern, die das Camp Nou in schwarz und weiß getränkt haben, hat die Truppe von Oliver Glasner die Herzen der Fans erobert. Es ist eine einmalige Geschichte, die am Mittwoch ihren Höhepunkt findet. Es scheint, als sei alles für einen Sieg der Adler angerichtet.
Doch auf der Gegenseite steht nicht etwa ein internationaler Top-Klub, wie EL-Pokalabbonent FC Sevilla, Inter Mailand oder Tottenham Hotspur, sondern die Glasgow Rangers. Im Schatten der Frankfurt-Euphorie feiern die Schotten derzeit ihr eigenes Europa-Fest und glauben genau wie die Anhänger der Eintracht an ein Märchen ganz im Sinne ihres Vereins. Und so schmerzhaft diese Erkenntnis aus deutscher Sicht auch ist: Die Glasgow Rangers haben sich nicht weniger ein Happy End verdient.
BVB-Überraschung als Grundstein für das Sevilla-Wunder
Die Rangers haben in diesem Jahr einen ähnlich schweren Weg Richtung Finale bestritten, wie der Bundesligist. Schwach in die Gruppe gestartet holten die Schotten noch acht Punkte aus ihren letzten vier Spielen und schafften so den Sprung in die K.o.-Qualifikation. Dort erwischten die Rangers mit Borussia Dortmund einen der namhaftesten Gegner - ein Ausscheiden schien vorprogrammiert.
Doch Glasgow überraschte. Mit einem spektakulären 4:2-Sieg in Dortmund und einem 2:2-Remis im Rückspiel kegelten die Schotten den haushohen Favoriten unterm Strich sogar recht deutlich aus dem Wettbewerb. Gegen Roter Stern Belgrad im Achtel- und den SC Braga im Viertelfinale musste sich das Team von Trainer Giovanni van Bronckhorst zwar je einmal geschlagen geben, doch am Ende behielten die Rangers auch dort die Oberhand und kämpften sich bis ins Halbfinale.
Besondere Verbindung: Glasgow wird zum Bundesliga-Schreck
Im Halbfinale wartete mit RB Leipzig dann bereits der zweite Bundesligist auf die Glasgow Rangers, die abermals als klarer Underdog in die Partie gingen. Doch David hatte seine Flitsche in Form der Helden James Tavernier, Glen Kamara und John Lundstrom dabei, die den 1:0-Sieg des sächsischen Goliaths aus dem Hinspiel beim 3:1-Erfolg zum Finaleinzug vergessen machten.
So entwickelten sich die Rangers zum Bundesliga-Schreck, der sich gegen alle Prognosen bis ins Finale kämpfte. Ohnehin besteht eine Verbindung zwischen der Hafenstadt und Deutschland. Mit Gerhard Neef holte 1972 ein Deutscher den Europapokal der Pokalsieger mit den Schotten. Später spielten mit Jörg Albertz (1996-2001), Stefan Klos (1999-2007) und Christian Nerlinger (2001-2004) drei namhafte Landsmänner für Glasgow. Seit 2021 ist aus einer Fanfreundschaft zum HSV obendrein eine offizielle Partnerschaft geworden.
Frankfurt darf Rangers nicht unterschätzen
Im Finale wartet mit Frankfurt nun ein weiteres Team aus Deutschland, das den Traditionsverein auf keinen Fall unterschätzen sollte. Nicht nur, weil sie in diesem Jahr bewiesen haben, auch auf internationaler Ebene für große Überraschungen sorgen zu können.
Mit 55 (!) Meistertiteln sind die Rangers trotz jahrelanger Dominanz von Celtic Glasgow noch immer absoluter Rekordchampion in Schottland. Hinzu kommen 33 Pokalsiege und 27 Liga-Pokalsiege. Zu der jüngeren Geschichte gehört obendrein ein filmreifes Aufstiegs-Comeback, das symbolisch für die Willenskraft des Vereins steht.
Glasgow wie Phoenix aus der Asche
Die Misswirtschaft der 1990er-Jahre trieb den schottischen Rekordmeister 2012 in die Insolvenz, der großen europäischen Bühne folgte die knallharte Bruchlandung in der 4. Liga. Doch lange sollten die Rangers dort nicht ausharren. Im ersten Jahr gelang die Meisterschaft in Liga vier, 2013/2014 die Meisterschaft der 3. Liga und nach einem Jahr ohne Aufstieg die Zweitliga-Meisterschaft 2015/2016.
Doch der Sensationslauf fand dort kein Ende. In der vergangenen Saison schaffte der Klub den Coup der ersten schottischen Meisterschaft seit 2011. Die Krönung könnte nun in der Europa League folgen. "Man muss von etwas träumen, um es wirklich zu erreichen", gab Teammanager van Bronckhorst als Marschroute aus: "Das Finale in Sevilla gibt uns die Chance, dass wir uns in die Geschichtsbücher dieses Vereins eintragen."
Dort werden neben 50.000 Frankfurtern nämlich gleich 100.000 (!) Schotten erwartet. Die Fan-Überflutungen in der Europa League haben die beiden Klubs also ebenso gemeinsam, wie den märchenhaften Weg ins Finale des Turniers. Am Ende stehen zwei ähnliche Europa-Geschichten geschrieben - nur eine wird ein Happy End bekommen.
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