Vielen BVB-Fans platzte nach dem Abpfiff der Kragen: Mit Pfiffen und Beschimpfungen wurden die Dortmunder Spieler nach der 1:2-Pleite gegen den FC Salzburg in der Südkurve empfangen. Schnell suchten die geschmähten Profis wieder das Weite und zogen sich zurück.
Den spielerischen Offenbarungseid, der sich gegen das Team aus Österreich zeigte, mussten aber auch die Profis der Borussia eingestehen. "Wir haben verdient verloren - und das ist einfach nicht in Ordnung. Das wir das zu Hause zulassen ist einfach ein No-Go", sagte Kapitän Marcel Schmelzer bei Sky.
Es war bereits die vierte Niederlage der Dortmunder in den vergangenen sechs Europapokal-Heimspielen.
Trainer Peter Stöger fasste vor allem die Offensiv-Bemühungen seines Teams als "dürftig" zusammen. "Wir haben überhaupt keinen Tiefgang gehabt, nur Ballbesitz und Kontrolle. Das reicht dann irgendwann einmal nicht. Dann kann man eine funktionierende Abwehr nicht knacken", so der Coach, der seine zweite Pleite mit der Borussia kassierte - die erste gab es im DFB-Pokal gegen den FC Bayern.
Götze und Batshuayi fanden nicht statt
Der Rückfall in den von Sportdirektor Michael Zorc gegen Augsburg kritisierten "Beamtenfußball" dürfte die Verantwortlichen um BVB-Boss Hans-Joachim Watzke nun mindestens genauso alarmieren wie die aktuelle Form von Mario Götze und Michy Batshuayi. Beide Spieler fanden überhaupt nicht statt, wurden in der 61. Minute ausgewechselt. Chelsea-Leihgabe Batshuayi schlittert nach fulminantem Beginn in eine Tor-Krise - seit fünf Spielen hat er nicht getroffen. Von Götze ging keine Gefahr für Salzburg aus.
Gut möglich, dass Watzke angesichts der Vorstellung seines Teams auf der Tribüne auch wieder von einem Stabilisator träumte, der "ein bisschen böser guckt" und "der mal einen wegsenst".
"Es gibt viel Leerlauf in unserem Spiel, wo einige Leute nicht so den Ball wollen. Das ist alles noch sehr wacklig", gab der Torschütze Andre Schürrle bei Sky einen Einblick in das poröse Mannschaftsgefüge. Der Treffer des Nationalspielers zum 1:2 gibt den Schwarz-Gelben zumindest einen Funken Hoffnung. "Der Ball springt mir, glaube ich, an 14 Körperteile und ist zum Glück dann reingegangen", so Schürrle schmunzelnd.
Castro fordert "volle Attacke" im Rückspiel
Mit Blick auf die Aufgabe im Rückspiel ist beim BVB aber niemandem mehr zum Lachen zu Mute. "Die Situation ist noch schwieriger als gegen Bergamo", urteilte Gonzalo Castro über die kommende Partie in Salzburg am nächsten Donnerstag (ab 20:30 Uhr live auf Sky). "Nächste Woche müssen wir volle Attacke - am besten mit zehn Stürmern spielen, damit wir da das drehen können."
Auch Stöger glaubt bei der Rückkehr in seine Heimat noch an die Wende: "Verloren ist es noch nicht, wir wissen, dass wir die Qualität haben, in Salzburg zu gewinnen. Aber es wird eine andere Leistung notwendig sein."