Es wäre das versöhnliche Ende einer verkorksten Saison. Borussia Dortmund kann mit einem Heimsieg am Samstag gegen Kellerkind 1. FSV Mainz 05 die Qualifikation zur Champions League perfekt machen. Dennoch ist völlig unklar, wer den BVB in der kommenden Saison betreut. Drei Kandidaten kristallisieren sich heraus.
Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke werden nicht müde zu betonen, dass in der Trainerfrage noch keine Entscheidung gefallen ist. "Wir haben noch keinen Trainer für die kommende Saison und wir lassen uns auch nicht unter Druck setzen," erklärte der Watzke unlängst.
Stöger hat Auftrag erfüllt
Auch Peter Stöger ist laut dieser Aussage noch im Rennen. Nach der desolaten Vorstellung im Revierderby beim FC Schalke 04, deutete alles auf eine Trennung im Sommer hin, aber der Österreicher konnte mit starken Leistungen gegen Bayer Leverkusen und bei Werder Bremen Pluspunkte sammeln.
Für den Österreicher spricht, dass er seinen Auftrag erfüllt hat. Er hat die Mannschaft stabilisiert und von Platz acht so gut wie sicher in die Champions League geführt. Ob sich die BVB-Bosse nach Thomas Tuchel vergangene Saison im zweiten Jahr in Folge von einem Trainer trennen, der sich für die Königsklasse qualifiziert hat, ist noch offen.
Das blamable Aus in der Europa League gegen Salzburg und die schwachen Auftritte beim 0:6 in München und im Derby haben seinem Standing allerdings geschadet. Zudem enttäuschte das Team abgesehen von den letzten beiden Partien spielerisch oft auf ganzer Linie.
Klappt es mit Favre im zweiten Anlauf?
Dennoch spricht sich Ex-Meistertrainer Ottmar Hitzfeld für einen Verbleib Stögers aus: "Ich finde es falsch, dass er so kritisiert wird und es wäre ein Fehler, sich voreilig von ihm zu trennen. Ich verfolge die Berichte und bin erstaunt, wie er immer wieder infrage gestellt wird. Das ist nicht richtig", sagte der ehemalige Schweizer Nationalcoach zu t-online.de.
Das fehlende Bekenntnis der BVB-Boss lässt den Schluss zu, dass die Schwarz-Gelb mehrgleisig plant und sich auch mit anderen Trainern beschäftigt. Immer wieder fällt dabei der Name von Lucien Favre, mit dem sich Watze und Zorc schon im letzten Sommer beschäftigten. Damals ließ Nizza den Schweizer nicht ziehen. Im zweiten Anlauf könnte es klappen, denn nach Sky Informationen hat Favre eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag.
Für den 60-Jährigen spricht zudem, dass er die Bundesliga aus seinen Stationen bei Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach bestens kennt und perfekt deutsch spricht. Favre hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er junge Spieler hervorragend weiterentwickeln kann.
Reus als Fürsprecher für Favre
Beim BVB könnten Sergio Gomez, Alexander Isak, Jadon Sancho oder auch Christian Pulisic den nächsten Schritt machen. Mit Marco Reus hat der Taktikfuchs darüberhinaus einen großen Fürsprecher. Beide arbeiteten bereits bei Borussia Mönchengladbach zusammen und schätzen sich. Und Reus' Wort hat im Verein nicht erst seit seiner Vertragsverlängerung großes Gewicht.
Wie Sky erfahren hat, wurde aber in den vergangenen Tagen auch der Kontakt zu den Beratern von Andre Villas-Boas intensiviert. Konkrete Verhandlungen wurden aber noch nicht geführt. "Wir müssen das Gefühl haben, dass Andre für den BVB nicht nur eine B-Lösung ist", so ein Vertrauter von Villas Boas gegenüber Sky.
Für den Portugiesen spricht, dass er - im Gegensatz zu Favre - derzeit vereinslos ist und somit keine Ablöse kosten würde. Der 40-Jährige hat zudem Erfahrung mit Topklubs aus seiner Zeit beim FC Porto, FC Chelsea, Tottenham Hotspur oder auch Zenit St. Petersburg und sein Name würde auch zum Anspruch des BVB passen, ein europäischer Topverein zu sein.
Bundesliga für Villas-Boas reizvoll
Villas-Boas, der mit dem FC Porto die Europa League gewonnen hat, erklärte vor kurzem im exklusiven Interview mit Sky Sport, dass ihn ein Engagement in Deutschland reizen würde. "Die Bundesliga ist eine sehr spannende Liga, in der ich gerne arbeiten würde", erklärte Villas-Boas.
Deutsch sei zwar "sehr schwierig", aber im Job würde er es lernen. "Es ist für mich unglaublich wichtig, die jeweilige Sprache zu sprechen und ich habe einige gute Beziehungen zu deutschen Klubs, will aber nicht mehr sagen. Alles hängt vom Projekt ab und vor allem vom Zeitpunkt. Dann muss man sich hinsetzen und Ideen austauschen."
Stöger, Favre oder Villas-Boas. Im Trainer-Karussel beim BVB wird nur einer am Ende noch einen Platz haben. Zorc und Watzke müssen sich für den Richtigen entscheiden, sonst geraten sie selbst unter Druck. Nach der umstrittenen Trennung von Thomas Tuchel und dem gescheiterten Peter Bosz muss der nächste Schuss sitzen.