Top-Transfer in London! Kai Havertz wechselt von Chelsea zu Arsenal. Vom DFB-Star erhoffen sich die Gunners einiges. Mikel Arteta könnte der Transfer unterdessen theoretisch einige Kopfschmerzen bereiten. Der Coach muss sich überlegen, wo er den Neuzugang überhaupt aufstellen kann.
"Goodbye, Blues!" und "Hello, Gunners!": Diese Headlines machten vor kurzer Zeit die Runde in den sozialen Medien und ließen die Fans auf der Insel nicht schlecht staunen. Kai Havertz verabschiedet sich nach rund drei Jahren und einer Champions-League-Trophäe vom FC Chelsea und wechselt für satte 75 Millionen Euro vom blauen in den roten Teil Londons, zum FC Arsenal.
Für die Gunners ist es der zweitteuerste Transfer der Vereinsgeschichte, die Erwartungen an den DFB-Star im Norden Londons sind allein deshalb riesig. Chelsea war bereit, den 24-Jährigen ziehen zu lassen, Havertz selbst sei vor allem von der Spielidee Mikel Artetas, dem Coach von Arsenal, überzeugt gewesen. Doch ist im Team des englischen Vizemeisters überhaupt Platz für ihn?
Qual der Wahl in der Spitze
Der Blick auf die Kaderliste legt das zunächst nicht unbedingt nahe. Havertz ist zwar im offensiven Mittelfeld aufgewachsen, doch lief in der letzten Zeit sowohl bei Chelsea als auch bei der deutschen Nationalmannschaft fast ausschließlich in der Spitze als Mittelstürmer auf.
Mit Gabriel Jesus, Eddie Nketiah sowie Rückkehrer Folarin Balogun haben die Gunners jedoch alles andere als akute Stürmer-Sorgen. Nach einer langwierigen Verletzung mitten in der Saison war der Brasilianer Jesus in der Rückrunde vorne absolut gesetzt und konnte im Schlussspurt wertvolle Scorer-Punkte beitragen.
Nketiah hingegen ist der Lehrbuch-Joker und immer da, wenn man ihn braucht. Der 24-Jährige verkörpert Gunners-Identität durch und durch und ist ein wichtiger Baustein für die Team-Dynamik auch abseits des Rasens.
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Dann wäre da noch Balogun, der gerade in Frankreich seine absolute Durchbruch-Saison hatte. Auf Leihstation bei Stade Reims gelangen dem 22-Jährigen 21 Treffer. In Artetas Planung dürfte das US-amerikanische Stümer-Juwel dank seiner außerordentlichen Leistungen in dieser Saison nun wohl auch eine größere Rolle spielen.
Damit hat der spanische Coach im Sturmzentrum schon jetzt die unangenehme Qual der Wahl. Sollte Arteta mit Havertz auch noch als weiteren Stürmer planen, dürfte er nicht selten bei der Zusammenstellung seiner Startelf Kopfschmerzen bekommen. Für den Neuzugang von Chelsea muss sich der 41-Jährige also etwas anderes einfallen lassen…
Doppel-Acht mit Ödegaard?
Aber zum Glück ist Havertz vor allem eins: so variabel und vielseitig wie nur wenige. Nach einem Spiel für die Nationalmannschaft sagte er einmal: "Ich bin schwer zu fassen und versuche immer, mich auch in andere Räume zu begeben. Meine Position ist mir nicht so wichtig. Ob ich auf der Zehn, auf der Neun oder auf der rechten Seite spiele… ich will der Mannschaft helfen."
Das könnte er in Artetas bewährtem 4-3-3-Sytem womöglich vor allem dann tun, wenn er als linker Achter neben Kapitän Martin Ödegaard eingesetzt würde. In der vergangenen Saison war das so gut wie die einzige Position, auf der Woche für Woche rotiert wurde, weil der Coach schlichtweg nie hundertprozentig zufrieden war.
Mal lief Jorginho an Ödegaards Seite auf, ein anderes Mal Thomas Partey und ab und zu Granit Xhaka. Havertz könnte das Problem ad acta legen und den Gunners auf der Doppel-Acht gemeinsam mit Ödegaard größtmögliche Flexibilität bescheren. Auf dieser Position hätte er die Freiheit, sich in Angriffe aus dem Mittelfeld einzuschalten und spät in den Strafraum einzudringen. Auf der Acht kann Havertz tiefer agieren und so auch seine kreative und spielgestalterische Seite einbringen, die in der Spitze zuletzt nicht selten verborgen blieb.
"Er wird unser Mittelfeld enorm verstärken und unser Spiel variabler machen", schwärmte auch Arteta bereits im Zuge der Verpflichtung des 24-Jährigen.
Keine Kopfschmerzen, dafür viel Freude
Einen ersten kleinen Vorgeschmack auf die besondere Flexibilität des DFB-Stars haben alle Fans der Nordlondoner am Donnerstagabend bekommen. Beim Testspiel gegen den 1. FC Nürnberg feierte Havertz in der zweiten Hälfte sein Debüt im Gunners-Dress. Aufgestellt wurde der 24-Jährige dabei genau auf der erwähnten Acht. Doch aktiv war er auch auf der Außenbahn, weiter vorn auf der Zehn und bei Flanken und Hereingaben sogar in der Spitze.
Natürlich muss sich Havertz auf seiner neuen alten Rolle, die er schon in früheren Tagen bei Bayer Leverkusen einnahm, zunächst wieder zurechtfinden. "Wir müssen sehen, wie er sich einfügt, mit den anderen zurechtkommt und Beziehungen aufbaut", sagte Arteta nach dem Debüt.
Doch die Konstellation im Mittelfeld mit ihm und Ödegaard als spielgestalterische Technik-Genies ist mehr als nur vielversprechend. Und falls es dort mal nicht laufen sollte, könnte man ihn kurzerhand woanders aufstellen - seiner Flexibilität sei Dank. "Die Zeit wird zeigen, wo er am besten hin passt", fügte der Coach hinzu.
Vieles deutet darauf hin, dass Havertz Arteta keine Kopfschmerzen, sondern viel Freude bereiten wird.
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