FC Barcelona News: Barca dank Fati, Demir, Pedri & Co. gerüstet

Pedri, Fati, Demir & Co.: Barca gerüstet für eine Zeit ohne Messi

Von Robert Gherda

Image: Pedri (l.) und Ansu Fati werden eine wichtige Rolle in der Zukunft des FC Barcelona spielen.

Die Nachricht schlug am Donnerstagabend ein wie eine Bombe. Die Ära von Lionel Messi beim FC Barcelona ist zu Ende. Barca trifft der Abgang hart, aber dennoch könnte der Klub besser auf ein Leben ohne Messi vorbereitet sein, als man vermuten würde.

Sollte nicht noch ein kleines Wunder geschehen und Barca noch einen Weg finden, den Vertrag von Lionel Messi zu verlängern, wird der 5. August 2021 in die Geschichte des stolzen FC Barcelona eingehen. Die Katalanen, die für sich beanspruchen mes que un club - also mehr als ein Klub - zu sein, verlieren den besten Spieler ihrer Geschichte.

Laporta bleibt dem Vereinscredo treu - und muss Messi ziehen lassen

Letztlich entschied sich Präsident Joan Laporta, dem Credo des Vereins treu zu bleiben und stellte nicht einmal Messi über die Zukunft des Klubs. Dennoch schmerzt der Abgang der Ikone sehr, weil sie selbst verschuldet ist (alles zu den Gründen der Trennung könnt ihr hier nachlesen).

Sky Experte Raphael Honigstein mit seiner Einschätzung zur Personalie Lionel Messi (Video-Länge: 2:05 Minuten).

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Zwar besteht noch eine minimale Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit dem sechsfachen Weltfußballer, aber Laporta machte auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz deutlich, dass für den Verein nun "eine neue Ära" beginnt und verabschiedete Messi mit warmen Worten. "Leo hat hier Geschichte geschrieben, sein Vermächtnis ist riesig. Dies war die beste Ära in Barças Geschichte."

Während sich Messi sich offenbar bereits wenige Stunden nach dem offiziell verkündeten Aus in Barcelona dazu entschieden hat, seine Karriere bei Paris St. Germain fortzusetzen, muss Barca-Coach Ronald Koeman nun tüfteln, wie der FC Barcelona ohne den Superstar aussehen könnte.

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Zum Durchklicken: Mit dieser Top-Elf wirbelte Messi bei Barca

TOR: Marc-Andre ter Stegen - die Wahl fiel hier zwischen Victor Valdes und dem deutschen Nationaltorhüter. Valdes machte mehr Spiele für Barca, aber ter Stegen ist sicherlich der komplettere Torhüter und hat daher knapp die Nase vorn.
Rechtsverteidiger: Dani Alves - von 2008 bist 2016 spielte der Brasilianer an der Seite Messis und war über fast seine komplette Vertragsdauer einer der besten Rechtsverteidiger der Welt.
Innenverteidiger: Carles Puyol - der langjährige Kapitän beendete 2014 nach fast 400 Spielen für Barca seine Karriere. War in Messis jungen Jahren DER Führungsspieler in Barcelona.
Innenverteidiger: Gerard Pique - an der Seite Puyols gibt es ebenfalls keine Diskussion. Der gebürtige Katalane hielt Messi bis zuletzt den Rücken frei.
Linksverteidiger: Jordi Alba - der mittlerweile 32-Jährige bildet seit seinem Wechsel 2012 eine der besten linken Seiten der Welt. Alba und Messi verstehen sich blind und bereiteten Barca-Fans viele schöne Momente.
Mittelfeld: Sergio Busquets - 415 Mal trug Busquets seit seinem Debüt 2008 das Trikot des FC Barcelona und war bei drei CL-Triumphen der wichtige Stabilisator im Mittelfeld. Wird als einer der besten Sechser überhaupt in die Geschichte eingehen.
Mittelfeld: Xavi - ihn löste Messi als Rekordspieler ab. 505 Einsätze bestritt der geniale Stratege für die Blaugrana und gehört natürlich in die Topelf der Messi-Ära.
Mittelfeld: Andres Iniesta - Sergio Ramos sagte einst über den kongenialen Partner von Xavi: ''Wenn er "Andresinho" heißen würde, hätte er auch zweimal den Ballon d'Or gewonnen'' - heißt er aber nicht, aber in dieser Elf ist der Edeltechniker dabei.
Angriff: Ronaldinho - zwar kommt der zweifache Weltfußballer ''nur'' auf 145 Einsätze für die Katalanen, wird den Fans aber auch wohl in 100 Jahren noch in Erinnerung bleiben. Wohl kein Fußballer hatte je mehr Spaß am Fußballspielen als Ronaldinho.
Angriff: Neymar - spielte von 2013 bis 2017 in Barcelona und bildete zusammen mit Messi und Luis Suarez den gefürchteten Dreizack. Nicht wenige Experten behaupten, es sei das beste Angriffs-Trio überhaupt gewesen.
Angriff: Luis Suarez - aus diesem Grund darf der Uruguayer natürlich auch nicht fehlen in dieser Mannschaft. Einer der besten Torjäger der vergangenen 15 Jahre und nur zwei Spieler erzielten mehr Treffer für Barca als Suarez.
Trainer: Pep Guardiola - wer sonst? Gewann zweimal die Champions League und zahlreiche andere Titel mit Barca. Unter Guardiola spielte Barcelona teilweise Fußball von einem anderen Stern.

La Pulga ist zwar nicht der erste Superstar, der die Blaugrana verlässt - auch Ronaldo, Luis Figo, Ronaldinho, Neymar, Xavi oder Iniesta, um nur ein paar zu nennen - kehrten dem Klub irgendwann den Rücken.

Wenn man noch weiter zurückgeht, kann man auch Diego Armando Maradona und Johan Cruyff dazuzählen. Und doch hinterlässt Messi eine größere Lücke als all die genannten Spieler, da das Spiel der Katalanen seit über einem Jahrzehnt auf den kleinen Superdribbler zugeschnitten war.

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Gerne war die Rede von der Messi-Dependencia, also der Abhängigkeit vom Superstar, denn wenn Messi einen durchwachsenen Tag erwischte, standen auch Barcas Siegchancen schlecht. Kein Wunder, wenn man sich vor Augen führt, dass Messi in 778 Partien für die Spanier schier unglaubliche 672 Tore erzielte und 305 weitere Treffer auflegte.

Messi hinterlässt ein großes sportliches Loch

Auch in der vergangenen Spielzeit war Messi - trotz des vermeintlich gehobenen Alters von 34 - immer noch Barcelonas bester Spieler. Am Ende wurde er mit 30 Toren zum fünften Mal in Folge - und zum achten Mal insgesamt - Torschützenkönig der La Liga. Für viele ist er der Topfavorit auf den Gewinn des Ballon d'Or im Dezember, es wäre sein siebter (!) Triumph.

Alex Truica, Chefredakteur von Barcawelt, spricht über den Abgang von Lionel Messi. (Videolänge: 6:32 Min)

Es ist also nicht wegzudiskutieren, dass Barcelona ohne Messi schlechter aufgestellt ist als mit dem Edeltechniker, aber dennoch könnte der (erzwungene) Abgang des Kapitäns auch eine Chance sein. Viele Spieler, die bisher im Schatten Messis standen, könnten sich nun beweisen, denn klar ist auch: An Qualität mangelt es der Offensive der Katalanen nicht.

Griezmann und Depay als Profiteure?

Ein Profiteur könnte einer sein, der eigentlich verkauft werden sollte, um das nötige Gehalt einzusparen, damit Messi bleiben kann: Antoine Griezmann. Der Franzose harmonierte zwar in der abgelaufenen Spielzeit etwas besser mit Messi und spielte insgesamt auch eine ordentliche Saison, aber so richtig passte das Zusammenspiel zwischen den Superstars nicht.

An seine teils überragenden Leistungen bei Atletico Madrid kam Griezmann nie heran, weil das Spiel einfach nicht auf ihn zugeschnitten war. Ohne den Argentinier könnte der Weltmeister nun in Koemans Gedankenspielen eine größere Rolle einnehmen.

Ähnliches gilt für Neuzugang Memphis Depay. Viele Experten waren verwundert, dass Koeman seinen Landsmann unbedingt nach Barcelona holen wollte, denn der 27-Jährige hält sich gerne in ähnlichen Räumen auf wie Messi. In Lyon lief Depay meist im Sturmzentrum auf, ließ sich aber häufig fallen, um sie Bälle zu holen oder kam über den linken Flügel. Es wäre interessant gewesen zu sehen, wie das Zusammenspiel mit Messi funktioniert hätte, aber nun stellt sich die Frage (wahrscheinlich) nicht mehr und Depay kann seine Stärken sicherlich besser ausspielen.

Barca-Offensive immer noch üppig besetzt

Der Niederländer sollte zusammen mit Griezmann, Neuzugang Sergio Agüero, einem wiedererstarkten Ousmane Dembele und möglicherweise auch den Streichkandidaten Philippe Coutinho und Martin Braithwaite für reichlich Tore im Camp Nou sorgen. Selbst wenn der ein oder andere Verkaufskandidat den Verein in der aktuellen Transferperiode noch verlassen sollte, erscheint es durchaus möglich, dass der Messi-Abgang im Kollektiv aufgefangen werden kann.

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Erst recht, wenn man bedenkt, dass die Katalanen noch zwei Mega-Talente im Kader haben, um die sie jeder (!) Topklub der Welt beneidet und die nun ohne Messi noch wichtigere Rollen einnehmen werden. Die Rede ist natürlich von Pedri und Ansu Fati. Der 18-jährige Pedri kam vor einem Jahr aus der zweiten spanischen Liga und startete richtig durch.

Die Zukunft in Barcelona gehört Pedri und Fati

Sowohl bei den Katalanen als auch in der spanischen Nationalelf bei der Euro und aktuell den Olympischen Spielen ist der Youngster gesetzt und hat dabei sogar Ex-Bayern-Star Thiago auf die Bank verdrängt. Pedri erinnert an Andres Iniesta und ist schon jetzt der vielleicht spannendste Teenager im Weltfußball. Pedris großes Plus ist, dass er sowohl im Mittelfeld als auch in der offensiven Angriffsreihe auf beiden Flügeln eingesetzt werden kann und mit seinen Pässen immer für Gefahr sorgt.

Der gleichaltrige Ansu Fati gilt bereits seit seinem Profidebüt im August 2019 im Alter von 16 Jahren, 9 Monaten und 25 Tagen als legitimer Messi-Nachfolger. In der vergangenen Saison gelangen ihm in den ersten zehn Pflichtspielen in La Liga und Champions League fünf Treffer und vier Vorlagen, ehe eine hartnäckige Meniskusverletzung letztlich sogar das Saisonende bedeutete. Doch Barcas jüngster Profi-Debütant macht laut der Marca große Fortschritte und trainiert wieder mit dem Ball. Eine Rückkehr ins Mannschaftstraining soll zeitnah erfolgen.

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Schlüpft ein Österreicher in Messis Rolle?

Fati und Pedri sind die Zukunft in Barcelona, aber auch ein junger Österreicher könnte ein wichtiger Teil der neuen Ära sein. Die Rede ist vom ebenfalls erst 18-jährigen Yusuf Demir, den Barca in diesem Sommer von Rapid Wien für 500.000 Euro ausgeliehen hat. In zwölf Monaten können die Spanier den kleinen Linksfuß für zehn Millionen fest verpflichten.

Und das könnte sogar ein Schnäppchen werden, denn in der Vorbereitung spielt der Messi-Fan bisher groß auf und zählt zu den absoluten Gewinnern im Koeman-Team. Nicht nur beim Testspielsieg gegen den VfB zeigte Demir seine Klasse und war Dreh- und Angelpunkt der Barca-Offensive. Beim 3:0-Sieg erzielte er auch einen Treffer.

"Wenn er sich so entwickelt, wie er es in der Vorbereitung getan hat, dann könnte das der Fall sein. Wir wussten, dass er jung, gut und talentiert ist. Wir mögen gute talentierte Spieler - das ist die Zukunft des Klubs. Er wird gut arbeiten und Einsatzchancen bekommen", erklärte Koeman wenige Tage nach dem Test auf die Frage, ob Demir Einsatzchancen bei den Profis bekommen wird.

Demir ähnelt La Pulgas Spielweise

Diese Aussage traf der Übungsleiter wohl gemerkt noch unter der Prämisse, dass Messi bei den Katalanen bleibt. Ohne den Argentinier dürften Demirs Chancen noch einmal rasant ansteigen, denn der Newcomer des Jahres in der österreichischen Bundesliga ähnelt seinem Vorbild nicht nur aufgrund seiner Statur, sondern auch wegen einer vergleichbaren Spielweise. Demir könnte eine ähnliche Entwicklung nehmen wie Pedri in der Vorsaison.

Neben dem Trio könnte auch ein vierter 18-Jähriger nach dem Messi-Abgang die Zukunft Barcelonas mitbestimmen. Ilaix Moriba betrieb in der vergangenen Spielzeit bereits fleißig Eigenwerbung und wird schon mit ManUniteds Paul Pogba verglichen.

Wird eingespartes Messi-Gehalt in Moriba investiert?

Doch der Vertrag des ebenfalls erst 18-Jährigen läuft im Sommer aus und der Mittelfeldspieler will nicht verlängern, sondern fordert vielmehr eine Verdoppelung seines Gehalts. Resultat: Moriba wurde daher in die zweite Mannschaft verbannt.

Durch das eingesparte Messi-Gehalt könnte der Klub nun aber vielleicht etwas mehr Spielraum haben und es kommt möglicherweise noch zu einer Einigung. Laporta machte aber erst vor wenigen Tagen deutlich, dass der Youngster gehen kann, falls er "nicht zur Vernunft" kommt.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es noch einmal zu einer Annäherung zwischen beiden Parteien kommt. Moriba deutete allerdings wie schon erwähnt an, dass er - ähnlich wie Pedri, Ansu Fati und vielleicht auch Demir ein wichtiger Baustein in einer Barca-Elf ohne Messi sein kann.

Fans hoffen auf ein Wunder

Dank der Entwicklung der Youngster scheint Barca auf den Messi-Abgang auf jeden Fall besser vorbereitet zu sein, als noch vor einem Jahr. Wie erfolgreich die nächsten Jahre ohne den besten Spieler der Vereinsgeschichte aber letztlich werden, ist nicht seriös zu prognostizieren.

Die Fans wollen das aber auch gar nicht. Vielmehr hoffen die Culers noch an ein kleines Wunder und beten, dass Barca noch einen Weg findet, den Vertrag von Messi zu verlängern. Dann wäre auch der 5. August 2021 nur eine Randnotiz in die Geschichte des stolzen FC Barcelona.

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