FC Barcelona News : Fragen und Antworten zur Finanz-Krise bei Barca

Barcas Finanzkrise: Messis Abschied als Rettung?

Von Sky Sport

Den FC Barcelona plagt ein riesiger Schuldenberg. Alex Trucia, Chefredakteur Barcawelt, klärt über die aktuelle Lage auf.

Mehr als eine Milliarde (!) Euro Schulden, Umsatzeinbruch um 125 Millionen und ausstehende Zahlung für Transfers von fast 200 Millionen. Die finanzielle Situation des FC Barcelona ist so bedrohlich, dass die spanische Zeitung "El Mundo" sogar schrieb, Barca stehe "am Rande des Bankrotts".

Doch warum sorgen die Zahlen, die schon teilweise seit Anfang Oktober vergangenen Jahres im Umlauf sind, jetzt für so große Schlagzeilen? Welche Rolle spielt der ehemalige Barca-Präsident Bartomeu?

Was bedeutet die Krise für die Zukunft von Lionel Messi und wie könnten der Verein, dessen Motto "mehr als ein Klub" heißt, den Kopf aus der Schlinge ziehen?

Sky Sport hat diese Fragen mit einem Barca-Kenner disktutiert.

Warum wurde der Finanzreport erst jetzt veröffentlicht?

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"Der vor Kurzem auf Barcas Internetseite veröffentliche Finanzreport ist schon einige Monate alt", erklärt Alex Truica, Freier Journalist und Chefredakteur von barcawelt.de.

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Nach einem Bericht der Zeitung SPORT wurde der Report schon am 17. August verfasst, aber jetzt erst veröffentlicht, weil wegen der Corona-Pandemie die Mitgliederversammlung nicht stattfinden konnte und die drei Präsidentschaftskandidaten Joan Laporta, Toni Freixa und Victor Font nun Einblick in die finanzielle Situation des Vereins haben müssen.

Warum geht es bei Barca drunter und drüber?

Für Truica zeigt der Zeitpunkt der Veröffentlichung aber auch, "wie bei Barca gearbeitet wird."

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Bei Barca herrscht seit geraumer Zeit ein institutionelles Chaos - Ex-Präsident Bartomeu stand viele Monate im Zentrum der Kritik und trat schließlich am 27. Oktober vergangenen Jahres zurück.

Bartomeu "war berühmt/berüchtigt dafür, dass er zwielichtige Dinge betreibt", meint der Barca-Fachmann. Unter Bartomeu sei "viel vertuscht" worden, "deshalb wundert es mich nicht, dass der Report erst jetzt aufgetaucht ist. Hätte er ihn damals veröffentlicht, hätte es seine Position noch mehr geschwächt."

Zum Durchklicken: Barcelonas Transfer-Schulden

Malcolm (kam von Girondins Bordeaux) - kurzfristige Schulden: 9,9 Millionen Euro - zusätzlich offen: 10,1 Millionen Euro
Arthur Melo (kam von Gremio Porto Alegre) - kurzfristige Schulden: 8,0 Millionen Euro - zusätzlich offen: 13,5 Millionen Euro
Neto Murara (kam vom FC Valencia) - kurzfristige Schulden: 6,5 Millionen Euro - zusätzlich offen: 13,0 Millionen Euro
Philippe Coutinho (kam vom FC Liverpool) - kurzfristige Schulden: 29,3 Millionen Euro - zusätzlich offen: 40 Millionen Euro
Frenkie de Jong (kam von Ajax Amsterdam) - kurzfristige Schulden: 16 Millionen Euro - zusätzlich offen: 48 Millionen Euro
Matheus Pereira (kam von Juventus) - kurzfristige Schulden: 3,8 Millionen Euro - zusätzlich offen: 3,8 Millionen Euro
Miralem Pjanic (kam von Juventus) - kurzfristige Schulden: 4,8 Millionen Euro - zusätzlich offen: 52,8 Millionen Euro.
Trincao (kam von Sporting Braga) - kurzfristige Schulden: 9,6 Millionen Euro - zusätzlich offen: 9,8 Millionen Euro
Denis Suarez (kam vom FC Villarreal) - kurzfristige Schulden: 241.000 Euro - zusätzlich offen: 482.000 Euro
Emerson (kam von Atletico Meneiro) - kurzfristige Schulden: 6 Millionen Euro
Jose Arnaiz (kam von Real Valladolid) - kurzfristige Schulden: 250.000 Euro
Junior Firpo (kam von Real Betis Balompie) - kurzfristige Schulden: 9 Millionen Euro
Marc Cucurella (kam von S.D. Eibar) - kurzfristige Schulden: 2,4 Millionen Euro
Pedro Gonzalez (kam von Las Palmas) - kurzfristige Schulden: 1,25 Millionen Euro
Rey Manaj (kam von Albacete Balompie) - kurzfristige Schulden: 2 Millionen Euro
Matheus Fernandes (kam von Palmeiras) - kurzfristige Schulden: 4,6 Millionen Euro
Brandariz (kam von Deportivo La Coruna) - kurzfristige Schulden: 73.000 Euro
Arturo Vidal (kam vom FC Bayern München) - kurzfristige Schulden: 950.000 Euro

Warum ist der Aufschrei jetzt so groß?

Das liegt vor allem an der Höhe der Summe. "Zum ersten Mal wurde eine Milliarde überschritten, deshalb herrscht jetzt Alarmstufe Rot", meint Truica.

Auch in der Vergangenheit habe Barca ein Schuldenberg belastet, auf der anderen Seite hätten die Katalanen aber auch zuletzt fast eine Milliarde Euro eingenommen. Dass nun der Umsatz um 125 Millionen Euro eingebrochen ist, hat die Situation verschärft. Auch wenn Barca immer noch der Verein mit den weltweit größten Einnahmen ist, hat Corona auch bei den Katalanen zu schmerzlichen Einbußen geführt.

Barca-Bankrott - ein Horror-Szenario?

Normalerweise würde ich sagen, Barca ist "too big to fall", so der Klubkenner. Schließlich seien hohe Schulden für spanische Vereine nichts Ungewöhnliches und der spanische Fiskus drücke gern einmal ein Auge zu. Man denke an Real Madrid. Barcelonas Erzrivale plagen ebenfalls Schulden in mehrstelliger Millionenhöhe.

Wie könnte Barca am schnellsten aus der Krise herauskommen?

Die Zeit drängt, denn bis Ende Juni muss Barca 266 Millionen Euro an Bankkrediten zurückzahlen.

Die schnellste und einfachste Möglichkeit an Geld zu kommen, wäre wahrscheinlich der Verkauf der Namensrechte für das Stadion. Es gibt sicher einer Reihe großer Firmen, die daran interessiert wäre, dass ihr Logo über dem Camp Nou prangt.

Eine weitere Einnahmequelle ist natürlich der Verkauf von Spielern. Wenngleich in Zeiten von Corona nicht so rentabel wie sonst.

Barca wurde schon zu Verkäufen gezwungen? Was droht noch?

Luis Suarez (zu Atletico Madrid), Ivan Rakitic (FC Sevilla) und Arturo Vidal (Inter Mailand) sind die wohl prominentesten Namen, die Barca wegen seiner finanziellen Probleme abgeben musste.

"Sie haben Suarez quasi verschenkt, weil sie sich sein Gehalt nicht mehr leisten konnten", erklärt Truica. Auch Rakitic und Vidal mussten gehen, weil Barca sie nicht mehr bezahlen konnte oder wollte. Der vor dieser Saison eingeleitete Umbruch sei zwar auch sportlich nötig gewesen, vor allem aber finanziell.

"Barca wird versuchen, weiter Spieler zu verkaufen. Sie müssen Ausgaben reduzieren", stellt Truica fest.

Dazu gehören vor allem die Gehälter, die in Barcelona bis ein Drittel höher sind als bei anderen großen Vereinen. Schon im vergangenen November hat Barcelona zu einem Gehaltsverzicht aufgerufen. Teile der Gehälter werden gestundet, erfolgsbedingte Prämien zum Teil erst in einigen Jahren ausgezahlt.

Wie beeinflusst die Finanzkrise die Zukunft von Lionel Messi?

Da Messis Vertrag Ende Juni ausläuft, ist der Superstar aus Argentinien ablösefrei. Ob er verlängert oder den Klub verlässt, hat der 33-Jährige noch nicht entschieden.

Gerüchte um einen Wechsel zu Paris St. Germain gibt es schon länger, seit Messis Landsmann Mauricio Pochettino den Trainerposten bei PSG übernommen hat, verdichten sich die Spekulationen.

Messi selbst hat jedoch einen Wechsel im Winter ausgeschlossen.

"Letzten Sommer wollte er weg, durfte aber nicht", erinnert Truica an den Wirbel im vergangenen Jahr. Sollte Messi im Sommer gehen, würde Barcelona eine enorme Summe einsparen, allein Messis Fixgehalt soll laut Spiegel-Recherchen 71 Millionen Euro pro Jahr betragen.

Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte

In unserem täglichen Liveblog halten wir Euch über alle Gerüchte und fixe Transfers auf dem Laufenden.

Was würde Messis Weggang bedeuten?

Das Geld, was Barca an Gehalt einsparen würde, könnte nicht den Schaden aufwiegen, den der Verlust seines Aushängeschilds bedeuten würde.

Messi ist Identifikationsfigur, Vereins-Legende und Werbe-Ikone in einer Person. So lange er da ist, wird es Barca an Sponsoren nicht mangeln. Messis Abschied könnte gravierende Folgen haben.

Er könnte fast einem Bankrott gleichkommen. Sportlich und finanziell.

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