Ein Kommentar zum Messi-Beben: Barca ohne Messi, das kennen viele Fußballfans der jüngeren Generation überhaupt nicht. Jetzt ist es so weit. Das Unvorstellbare wird Wirklichkeit (sollte es nicht doch noch eine überraschende Kehrtwende geben): Lionel Messi verlässt den FC Barcelona.
Oder sollte man besser sagen: muss den FC Barcelona verlassen? Wie man es auch dreht und wendet, am Ende sind finanzielle Gründe ausschlaggebend dafür, dass eine der erfolgreichsten Ären der Fußballgeschichte beendet wird.
Vier Mal gewann der FC Barcelona mit Messi die Champions League - ohne Messi nur einmal den Europapokal der Landesmeister, den Vorgänger-Wettbewerb der europäischen Königsklasse. Zehn von 26 spanischen Meisterschaften gelangen den Blaugrana mit ihrem Superstar, der etliche Liga- und Vereinsrekorde aufstellte und sechs Mal zum Weltfußballer gewählt wurde.
Messi ist Barcelona!
Messi ist (war) Barca und Barca ist (war) Messi. Dank des Argentiniers hat sich der Traditionsverein aus Katalonien in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten zu einer Weltmarke entwickelt. Auf der anderen Seite war aber auch die Abhängigkeit vom flinken Dribbelkünstler aus Rosario, die sogenannte "Messi-Dependencia", gerade in der jüngeren Vergangenheit immer mehr zu einem (selbstverschuldeten) Problem geworden.
Chaos in der Vereinsführung, öffentliche Schlammschlachten und unwürdige Abschiede verdienter Spieler wie Luis Suarez hatten zuletzt dem Image des Vereins enorm geschadet, international war Barca in den vergangenen Jahren zudem häufig chancenlos. Tiefpunkt war das 2:8-Debakel im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Bayern im vergangenen Sommer.
Mit Messi geht einer der letzten Stars, die in Barcas Jugendakademie La Masia ausgebildet wurden. Sergio Busquets, Gerard Pique und Jordi Alba kommen zwar auch alle noch aus dem eigenen Nachwuchs, aber die große Zeit von Xavi, Iniesta, Puyol, die zusammen mit Messi und mit Pep Guardiola als Trainer den europäischen Fußball dominierten, ist längst vorbei.
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Barca muss sich auf seine Werte besinnen
Barcas Klubmotto heißt "Mes que un club" (Mehr als ein Verein). Nun muss der FC Barcelona diesen Slogan wieder mit Leben füllen, sich auf seine Werte besinnen und die Jugendarbeit wieder mehr in den Fokus stellen. Im Übrigen gab es bei Barca auch schon vor Messi etliche Superstars. Ronaldo, Ronaldinho, Rivaldo, Maradona, Stoitchkov, Figo oder Schuster - um nur einige zu nennen. Und es wird neue Stars geben. Pedri hat schon bei Barca und während der letzten EM gezeigt, welches Potenzial in ihm steckt.
Ohne Messis Mega-Gehalt zahlen zu müssen, sollte Barca finanziell gesehen zumindest aufatmen können und die Chance nutzen, anderen Spielern die Möglichkeit geben, sich zu entfalten.
Es ist eine große Herausforderung, ja, aber jetzt kann und muss der Verein auf die Frage, ob er auch ohne seinen Superstar wirklich "MES" que un club ist, antworten: "SI!"