Starke Leistung und dennoch gepatzt: Dank eines überragenden Yann Sommers lässt der FC Bayern in dieser Saison erstmals Punkte liegen. Sky Sport hat die Partie genauer unter die Lupe genommen und nennt fünf Erkenntnisse zum Remis gegen Borussia Mönchengladbach.
Der deutsche Rekordmeister kam gegen Borussia Mönchengladbach im "ewigen" Duell trotz drückender Überlegenheit nicht über ein 1:1 hinaus: "Bayern München kann man keinen Vorwurf machen, sie haben alles versucht. Sie sind an Sommer gescheitert", fasste Sky Experte Lothar Matthäus die Leistung der Münchner zusammen und ergänzte: "Es war über 90 Minuten gesehen das beste Saisonspiel der Bayern."
Sky Sport nennt die Gründe, weshalb es dennoch nicht für einen Dreier gereicht hat.
Kurzer Upamecano-Rückfall in alte Zeiten
Die Bayern-Defensive präsentierte sich über 90 Minuten in einer starken Verfassung, ließ über die gesamte Spielzeit so gut wie nichts zu. Mit einer Ausnahme in der 43. Minute: Dayot Upamecano unterschätzte einen Befreiungsschlag von Christoph Kramer, schlug am Ball vorbei und konnte Marcus Thuram nicht mehr aufhalten. Der französische Angreifer blieb vor Manuel Neuer cool und schob eiskalt ein. "So ein katastrophaler Fehler wird sofort bestraft", betonte Matthäus in der Halbzeitpause.
Schon in der Vorsaison leistete sich der Franzose immer wieder Aussetzer, die zu Gegentoren geführt haben. Nun schien er sich eigentlich gefangen zu haben, zeigte neben Lucas Hernandez in der Innenverteidigung gute Leistungen und verdrängte Neuzugang Matthijs de Ligt (vorerst) auf die Bank. Weitere Fehler dieser Art könnten ihm seinen Stammplatz allerdings kosten. Dafür ist die Konkurrenz in der Innenverteidigung zu stark.
Trainer Julian Nagelsmann fasste die Situation am Sky Mikro so zusammen: "Er will die saubere Lösung, will im sicheren Ballbesitz bleiben und zu Manu (Neuer, Anm. d. Red.) spielen. Normal muss er den einfach nach vorne mit dem linken Fuß oder mit dem Kopf spielen. Er wollte das elegant lösen, das hat in dem Fall dann nicht geklappt." Dennoch nahm er seinen Innenverteidiger in Schutz: "Er hat aber bis dahin und auch danach ein sehr gutes Spiel gemacht. Das passiert. In dieser Saison spielt er herausragend gut." Es sei jedoch ärgerlich gewesen.
Chancen-Wucher & überragender Sommer
35 Torschüsse, 20 davon auf den Kasten der Fohlen! Offensiv haben die Bayern eigentlich ein überragendes Spiel abgeliefert. "Bis zur 40 Minute müssen wir drei Tore machen", betonte Nagelsmann. Am Ende scheiterten die Bayern-Stars allerdings an sich selbst oder an dem überragenden Yann Sommer. Der Gladbach-Keeper wehrte sagenhafte 19 Torschüsse ab und stellte damit einen neuen Bundesligarekord auf. Den vorherigen Rekord (Alexander Schwolow, 14 Paraden für Hertha BSC im Januar 2022 gegen die Bayern, Anm. d. Red.) pulverisierte er mit dieser Leistung deutlich.
"Es war eine Weltklasseleistung, keine Frage" sagte Gladbach-Trainer Daniel Farke. "Aber das braucht man auch, wenn man in München punkten will." Sommer sei mit Bayern-Schlussmann Manuel Neuer der beste Torhüter der Liga.
"Man kennt es ja gar nicht anders, dass Yann Sommer das Spiel des Jahres gegen uns macht", erinnerte sich Thomas Müller. Joshua Kimmich sah das ähnlich: "Ich habe einige Male gedacht, dass er die Bälle nicht hätte halten müssen. Das war ein bisschen bitter", sagte er am Sky Mikro.
Dennoch habe bei einigen Abschlüssen auch die notwendige Präzision gefehlt, machte Müller deutlich: "Es ist so, dass der Torhüter viele Gelegenheiten bekommt, um sich auszuzeichnen, wenn wir offensiv so gut spielen. Es waren nicht alle Abschlüsse unhaltbar."
Der hochgelobte Schweizer blieb am Sky Mikro bescheiden: "Es war hart. Wir wussten vor dem Spiel, was uns erwartet. Die Bayern sind in einer Top-Form und sie gehören zu den besten Mannschaften in Europa. Wir haben es gut verteidigt, aber es ist klar, dass man gegen eine solche Mannschaft nicht alles abwehren kann. Ich bin froh, dass mir eine gute Leistung gelungen ist", so Sommer
Nagelsmann zeigte sich am Ende jedoch zufrieden: "Wir haben sehr gut gespielt und hatten die Kontrolle. Das war unser bestes Saisonspiel bisher." Neben verlorenen Punkten ärgerte ihn aber auch die Schiedsrichterleistung, "weil er alle 50/50-Entscheidungen für Gladbach gepfiffen hat".
Pechvogel Mane und die Abseitstore
Für Sadio Mane lief der Abend wieder einmal unglücklich: Erst kassierte der VAR seinen vermeintlichen Treffer in der 34. Minute ein, da Teamkollege Leroy Sane zuvor minimal im Abseits gestanden hatte, fünf Minuten später war der Senegalese selbst in der verbotenen Zone. Mane und Abseits? Eine ganz besondere Liebesgeschichte seit seiner Bayern-Ankunft: Es waren seine Abseitstore drei und vier in der noch jungen Saison. Ein weiterer Treffer ist zudem aufgrund eines Handspiels aberkannt worden. On top kommen zwei zurückgepfiffene Abseits-Tore in der Saisonvorbereitung gegen D.C. United.
Bei wie vielen Treffern würde Mane nur stehen, wenn er ab und zu einen Schritt später starten würde? Das fragen sich auch die Twitter-User. In der 68. Minute war der Abend des Senegalesen beendet, er musste für Serge Gnabry weichen. Der 30-Jährige bleibt bei drei Saisontoren stehen.
Brechstange De Ligt? Lewy fehlt dann eben doch…
Und dann wäre da noch "Mittelstürmer" De Ligt. Der 67-Millionen-Euro-Neuzugang kam in der 85. Minute für Sane in die Partie, sollte als weiterer Zielspieler fungieren: "Wir wollten ein bisschen mehr Flanken spielen", sagte Nagelsmann am Sky Mikro. "Wir haben die Flügelspieler auf den Außen oft isoliert, aber trotzdem oft das Eins-gegen-Eins gesucht. Ich hätte mir aber zwei, drei Rückpässe mehr auf Pavard, Sabitzer oder sogar Hernandez gewünscht, um dann noch einmal gegen die herauspumpende Kette zu Flanken."
Am Ende kam De Ligt sogar zu Abschlüssen, scheiterte allerdings einmal mehr am glänzend reagierenden Sommer. Dennoch wird damit eine Problemzone der Bayern deutlich: Sollten sie einmal die "Brechstange" herausholen müssen, fehlt ein adäquater Abnehmer. Superstürmer Robert Lewandowski, der solche Situationen in der Vergangenheit zuhauf verwertet hat, ist nicht mehr da. Mit Eric Maxim Choupo-Moting steht lediglich ein weiterer robuster Mittelstürmer im Kader der Bayern, der in diese Rolle schlüpfen und als Zielspieler fungieren kann. Der 33-jährige Kameruner war allerdings aufgrund seiner Nierenstein-OP noch keine Option für den Kader.
Für Nagelsmann blieb folglich mit De Ligt nur noch ein "Brecher" übrig: "Er ist sehr torgefährlich, das war er schon immer." Dennoch ist er bei allem Respekt kein Torjäger a la Lewandowski oder Choupo-Moting…
Gladbach bleibt Angstgegner
Immer wieder die Fohlen! In den vergangenen Jahren haben sich die Fohlen als "Angstgegner" der Münchner herauskristallisiert. Seit 2011 gewann die Elf vom Niederrhein neun Partien gegen die Bayern, kein anderes Team kann in dieser Zeitspanne eine bessere Siegesquote vorweisen. Auch am Samstag avancierten sie wieder einmal zum Spielverderber und trotzten den Bayern Punkte ab.
Von den vergangenen sechs direkten Duellen konnte der Rekordmeister nur eine Partie für sich entscheiden. Mönchengladbach hat sich folglich den Ruf des "Angstgegners" erarbeitet und kann als Vorbild für die gesamte Bundesliga gesehen werden. "Bayern München ist sicherlich das Maß aller Dinge, aber man hat gesehen, wie man sie ärgern kann", sagte Sommer abschließend.