Der FC Bayern hat ein Problem auf den Flügelpositiven. Seit dem 2. November hat keiner der vier Stars auf den offensiven Außenbahnen mehr getroffen. Doch warum hakt es aktuell bei Michael Olise, Leroy Sane, Serge Gnabry und Kingsley Coman? Sky Sport kennt die Gründe.
Bayern hat ein Flügel-Problem!
Toni Kroos hatte jüngst den FC Bayern München in seinem Podcast vor einer Abhängigkeit in der Offensive von Jamal Musiala gewarnt. Dabei hat der deutsche Rekordmeister doch ein Star-Quartett auf den Flügelpositionen im Kader. "Es ist gerade eine Phase, da läuft es bei keinem der vier rund", hält Sky Reporter Kerry Hau fest. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Michael Olise
Der Neuzugang von Crystal Palace hatte in München zunächst auf Anhieb gezündet. Fünf Tore in den ersten acht Bundesliga-Spielen, dazu ein Doppelpack gegen Dinamo Zagreb zum Auftakt der Champions League. Und dann? Olise hat zwar vom Flügel-Quartett die meisten Torschüsse abgegeben, die meisten Flanken geschlagen und die meisten intensiven Läufe vorzuweisen, aber die Torgefährlichkeit ist ihm abhandengekommen. Seit sieben Partien wartet er auf ein Tor.
"Er hat derzeit eine Ladehemmung und muss sich auch noch an das ganz hohe Niveau anpassen. Beim FC Bayern wird Woche für Woche das Maximum erwartet", erklärt Hau und fügt noch hinzu: "Olise ist ein Straßenkicker. Technisch hervorragend ausgestattet. Mit einem guten Spielverständnis. Aus der Kabine heißt es, dass man mit ihm richtig gut zocken kann. Aber ein akribischer Fighter wie es Arjen Robben und Franck Ribery waren - und das ist nun mal immer noch die Benchmark beim FC Bayern auf den Flügeln - ist er noch nicht. Hier muss er noch Entwicklungsschritte machen."
Leroy Sane
Nach einem Seuchenjahr samt Schambeinverletzung und Leisten-OP ging Sane mit großem Trainingsrückstand in die Saison. Hau: "Das Ergebnis für ihn: kein Stammspieler mehr bei Bayern. Verbunden mit viel Selbstdruck und wenig Selbstvertrauen." Erst zwei Startelfeinsätze und ein Tor in der Bundesliga stehen bislang für ihn zu Buche. In den vergangenen Wochen setzte Trainer Vincent Kompany wieder vermehrt auf den 28-Jährigen. Das Vertrauen zu 100 Prozent zurückzahlen konnte Sane bis auf das Spiel gegen Benfica nicht.
Sky Experte Didi Hamann und Fredi Bobic zweifelten zuletzt bei Sky90 - die Fußballdebatte, ob der im Sommer auslaufende Sane-Vertrag verlängert wird."Er ist jetzt über vier Jahre in München, über die Dauer war es von ihm einfach zu wenig", wurde Hamann deutlich. Nach Sky Informationen sind die Bayern-Bosse um Max Eberl zwar grundsätzlich bereit, den Vertrag zu verlängern, aber nur mit einer Gehaltskürzung. Sane, der sich in München wohlfühlt, ist offen dafür.
"Aber es ist kein Wunder, dass die Bayern der Sane-Seite bislang noch kein klares schriftliches Angebot vorgelegt haben. Sie wollen abwarten, wie er in den nächsten Monaten performt. Bis Frühjahr, wahrscheinlich bis März, wird sich dieses Vertragsthema noch ziehen. Sane ist ein Spieler, der Vertrauen braucht, um seine Bestleistung abzurufen. Aktuell wirkt er ein wenig verkrampft, als wolle er zu viel. Er muss jetzt versuchen, das Vertragsthema erstmal auszublenden", so Hau.
Kingsley Coman
Mit seinem Treffer beim 3:0 gegen Union Berlin am 2. November ist Coman bislang der letzte Treffer eines Flügelakteurs dieses Quartett gelungen. Der Franzose, der noch zu Saisonbeginn häufig als Joker von der Bank kam, ist mittlerweile gesetzt. Besonders gegen PSG in der Königsklasse und zuletzt beim Pokal-Aus gegen Bayer 04 Leverkusen ein Aktivposten. Mit 188 Sprints in der Liga bisher die meisten aller Bayern-Flügelspieler.
"Er hat sich gut reingekämpft und zuletzt ein positives Feedback vom Trainerteam bekommen. Das liegt vor allem daran, dass er auch sehr gut nach hinten arbeitet und dort Davies viel unterstützt. Er ist momentan gesetzt. Sein Problem ist aber die Entscheidungsfindung: Wann schieße ich? Wann passe ich? Wann beschleunige ich einen Angriff? Wann nehme ich das Tempo raus? Er trifft sehr oft die falsche Entscheidung. Das Ergebnis: Zu wenig Tore und Vorlagen, zu wenig Zählbares", analysiert Hau. Comans Bestwert in seiner Zeit beim FC Bayern: Acht Liga-Tore in der Saison 2022/23.
Serge Gnabry
Sechs Startelf-Einsätze für den 29-Jährigen an den ersten sieben Bundesliga-Spieltagen. Gnabry hatte sich nach einer Horror-Saison samt verpasster Heim-EM zu Beginn der neuen Spielzeit einer Top-Verfassung präsentiert. Die Statistik mit zwei Toren und zwei Vorlagen an den ersten vier Spieltagen untermauern das. Doch anschließend tauchte Gnabry ab, saß dann beim VfL Bochum und gegen Union Berlin zweimal 90 Minuten auf der Bank und kam auch danach nur zu Kurzeinsätzen.
"Gnabry hat nach starkem Saisonbeginn extrem abgebaut. Bei seinen Joker-Einsätzen hatte er zuletzt keinen Impact auf das Bayern-Spiel. Bei ihm ist die Fitness ein großes Problem. Die Explosivität ist abhandengekommen, und damit auch die Torgefahr. Beim Thema Konstanz und Verlässlichkeit, das auch immer wieder Bundestrainer Julian Nagelsmann anspricht, hat Gnabry wieder einmal Aufholbedarf", macht Sky Reporter Hau deutlich. In den vergangen elf Partien lautet die schwarze Bilanz daher: null Tore, eine Vorlage. Gnabry ist im Formtief.
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