Bayern-Neuzugang Daley Blind kam in diesem Winter ablösefrei nach München. Grund dafür ist eine überraschende Vertragsauflösung mit Ajax Amsterdam, die den Verteidiger schwer getroffen hat, wie er nun offenbart.
Für den deutschen Rekordmeister scheint Blind ein echter Glücksgriff zu sein. Der Verteidiger, der sowohl hinten links als auch in der Innenverteidigung spielen kann, ist ein günstiger und erfahrener Ersatz für den verletzten Lucas Hernandez. Ein Defensivmann mit Top-Niveau, der seine Fertigkeiten unter anderem in 59 Champions-League-Partien sowie 99 Einsätzen für die niederländische Nationalmannschaft unter Beweis gestellt hat.
Doch warum hat Ajax den 32-Jährigen, der insgesamt 20 Jahre im Trikot der Niederländer auflief und alle Abteilungen der Jugend durchlief, plötzlich vor die Tür gesetzt? In einem Interview mit der niederländischen Zeitung Algemeen Dagblad hat der Abwehrmann die tragischen Umstände seines Abschieds ausgeführt.
Blind: "Gedacht, ich beende meine Karriere bei Ajax"
"Ich habe sehr lange gedacht, dass ich meine Karriere bei Ajax beenden würde. Ich habe gedacht: Wenn ich überhaupt früher gehe, dann im nächsten Sommer, wenn mein Vertrag ausgelaufen wäre. Mit einem hoffentlich weiteren Titel und einem Abschied aus der Vordertür", erklärt Blind, dessen Arbeitspapier am 27. Dezember aufgelöst worden war.
Der neue Bayern-Profi hatte allen Grund zu dieser Annahme. Mit dem ehemaligen Sportdirektor Marc Overmars - der sein Amt nach Belästigungsvorwürfen niederlegte - gab es eine klare Vereinbarung diesbezüglich. Der Abgang frühestens im Sommer, bei Karriereende eine Ausbildung als Trainer bei Ajax. Doch die einst unerschütterliche Liebe zwischen dem Hauptstadtklub und Blind scheint endgültig vorbei.
Streit mit Schröder leitet Blind-Aus ein
Ausgangspunkt, so erklärt der 32-Jährige, sei ein Streit mit dem aktuellen Ajax-Trainer Alfred Schreuder gewesen. Blind habe seinen Coach bei der Halbzeitansprache der Liga-Partie gegen RKC Waalwijk Ende Oktober unterbrochen. Als Schreuder die Stürmer entscheiden lassen wollte, wie das Pressing gespielt wird, forderte der Verteidiger klare Ansagen des Trainers. Die Folge: Eine verbale Schelte vor versammelter Mannschaft und die Degradierung vom Stamm-Linksverteidiger zu Option Nummer vier.
"Was da zwischen dem Trainer und mir passiert ist, hat viel bewirkt", offenbart Blind, der danach wochenlang von seinem Trainer ignoriert worden sei. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass es nach dem RKC-Duell persönlich wurde." Rückendeckung aus der Führungsetage bekam der Verteidiger keine. Sportdirektor Klaas-Jan Huntelaar und Geschäftsführer Edwin van der Saar bereiteten den Abgang Blinds scheinbar vor.
Blind will sich nach "schmerzhafter Achterbahn" beweisen
"Es ging so weit, dass ich mich in dem Verein, in dem ich seit meinem siebten Lebensjahr gespielt habe, nicht mehr willkommen gefühlt habe", so Blind, der nach der Möglichkeit eines Winterwechsels fragte. "Ich hatte das Gefühl, dass es ihnen ganz gut gepasst hat. [...] Am 26. Dezember sagte mir die Geschäftsleitung, dass sie mich einen Tag später - beim Trainingsauftakt - nicht mehr dabeihaben wollten. Es kam zur Vertragsauflösung. Das war das Ende einer wochenlangen, schmerzhaften Achterbahnfahrt."
Jetzt ist Blind mindestens bis zum Saisonende bei den Bayern. Dort wird der Winterneuzugang bereits in den höchsten Tönen gelobt. Der 32-Jährige will sich - nach seiner Zeit bei Ajax Amsterdam und Manchester United - nun beim nächsten Spitzenklub beweisen. Vielleicht auch, um seinem alten Arbeitgeber zu zeigen, dass die Posse um das Aus des langjährigen Ajax-Stars ein Fehler war.
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