FC Bayern News: Mitglieder kritisieren Verhalten der Bosse auf der JHV

FCB-Mitglied Ott entsetzt über Verhalten der Bosse auf der JHV

Von Peer Kuni

Bayern-Mitglied Michael Ott kritisiert die Bayern-Bosse nach der Jahreshauptversammlung scharf (Videolänge: 19.24 Minuten)

Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern ging es hitzig zur Sache. Als "die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe", bezeichnete Ehrenpräsident Uli Hoeneß die JHV. Dabei war es insbesondere das herablassende Verhalten der FCB-Bosse, dass bei den Mitgliedern nicht gut ankam.

Großer Applaus brandete im Audi Dome für Michael Ott auf.

Das Mitglied des FC Bayern hatte auf der JHV seinen Antrag zur Beendigung des Sponsorenvertrags mit Qatar Airways vorgelesen. Dieser fand hörbar große Zustimmung bei den Fans, was den Bayern-Bossen so gar nicht gefiel.

"Der FC Bayern München e.V. wirkt unter Nutzung sämtlicher ihm zur Verfügung stehenden erforderlichen rechtlichen und tatsächlichen Einflussmöglichkeiten dahingehend auf die FC Bayern München AG ein, dass Sponsoring-Verträge mit Qatar Airways oder anderen mehrheitlich im Eigentum des Emirats Katar stehenden Unternehmen zum nächstmöglichen Zeitpunkt auslaufenden gelassen und nicht verlängert oder neu abgeschlossen werden", hieß es im Antrag von Ott.

FCB-Mitglied Michael Ott stellt verschiedene Anträge an den Klub. Bayerns Vize-Präsident Mayer mischt sich ein und es kommt zu einer kleinen Diskussion. Dafür erntet der Vereinsboss ein großes Pfeifkonzert.

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Bayern-Bosse kanzeln Wortmeldungen ab

Auf die Einreichung des Antrags am 22. Oktober hatte das FCB-Mitglied laut eigener Aussage im Vorfeld der JHV erst nach dreieinhalb Wochen die Antwort bekommen, dass die Verantwortlichen bisher noch keine Zeit zur Bearbeitung jenes gekommen sei.

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Anschließend habe Ott keine weitere Reaktion mehr erhalten. Auf der JHV hoffte er am Rednerpult dann auf einen Diskurs mit den Bossen.

Zum Durchklicken: So turbulent lief es auf früheren JHVs der Bayern ab

Im November 2007 kommt es bei der JHV der Bayern zur legendären Wutrede von Uli Hoeneß. Als es in einer Wortmeldung um die Stimmung in der Allianz Arena geht, platzt Hoeneß der Kragen. 'Für die Scheiß-Stimmung seid ihr verantwortlich, nicht wir.'
Auf der Jahreshauptversammlung des Jahres 2008 präsentieren die Bayern-Bosse am 07.11. erneut gute Zahlen, allerdings gibt es Pfiffe gegen Trainer Jürgen Klinsmann. Karl-Heinz Rummenigge muss die Anhänger beschwichtigen.
27.11.2009: Machtwechsel beim FC Bayern. Uli Hoeneß löst Franz Beckenbauer ab und wird erstmals zum Präsidenten gewählt.
Am 30.11.2010 versuchen die Klub-Bosse den damals in der Kritik stehenden Trainer Louis van Gaal auf der Jahreshauptversammlung aus der Schusslinie zu nehmen - vergebens. Im April 2011 wird der Niederländer entlassen.
Am 18.11.2011 bringen einige Mitglieder Uli Hoeneß auf die Palme. Der Bayern-Boss droht zwischenzeitlich sogar mit dem Abbruch der Jahreshauptversammlung.
Friede, Freude, Eierkuchen: Am 25.11.2012 verkünden die Bayern einen Rekordumsatz - für damalige Verhältnisse - von 332,2 Millionen Euro und Uli Hoeneß wird als Präsident wiedergewählt.
Tränen bei Uli Hoeneß. Am 13.11.2013 kündigt ein emotionaler Bayern-Boss, der sich zum damaligen Zeitpunkt bereits wegen seiner Steueraffäre verantworten muss, bei der Jahreshauptversammlung an, den Mitgliedern die Vertrauensfrage zu stellen.
"Das war's noch nicht." Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung spricht Uli Hoeneß am 02.05.2014 ein letztes Mal vor seinem Haftantritt zu den Mitgliedern des FC Bayern und läutet bereits sein Comeback ein.
28.11.2014: Hoeneß-Nachfolger Karl Hopfner präsentiert wieder exzellente Zahlen. Die Verantwortlichen waren aber vor allem damit beschäftigt, immer wieder an Uli Hoeneß zu erinnern, der zu dieser Zeit in Haft saß.
Am 27.11.2015: verkündet der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge zwar erneut Rekordzahlen, verliert aber kein Wort zu einer Vertragsverlängerung mit Pep Guardiola. Wenig später gibt der Coach seinen Abgang nach Manchester bekannt.
25.11.2016: Der Boss ist zurück. Hoeneß wird auf der JHV erneut zum Präsidenten gewählt und giftet gleich mal in Richtung RB Leipzig: 'Wir haben neben Dortmund einen zweiten Feind, den wir jetzt endlich wieder attackieren können.'
24.11.2017: Rummenigge und Hoeneß präsentieren einen Gewinn von 39,2 Millionen Euro Gewinn nach Steuern. Zudem feiern die Bosse die Rückkehr von Jupp Heynckes. "Das macht Spaß, alle schweben nur noch", so Hoeneß.
Am 30. November 2018 erntete Uli Hoeneß zahlreiche Buh-Rufe der Mitglieder. "Das trifft mich sehr, sehr", sagte der Präsident anschließend. Der Grund war die Verweigerung in die Diskussion um den Streit mit Paul Breitner zu gehen.
Am 16. November 2019 wird Uli Hoeneß beim FC Bayern verabschiedet. Der langjährige Präsident scheidet aus seinem Amt aus und wird von den Münchnern für seine Verdienste rund um den Verein ausgezeichnet und zum Ehrenpräsident ernannt.
Die Bayern-Bosse um Präsident Herbert Hainer (rechts) und CEO Oliver Kahn machen am 25. November 2021 keine gute Figur. Besonders beim Thema Katar-Sponsoring lassen sie sich auf keinen Diskurs mit den Mitgliedern ein.
Die FCB-Anhänger buhen und pfeifen die Führungsspitze ihres Vereins aus. Besonders das herabwürdigende und arrogante Verhalten der Bayern-Bosse kommt bei den Mitgliedern nicht gut an.

"Ich weiß schon, dass ich heute nicht der Liebling des Abends werde, aber es ist auch nicht meine Aufgabe, Everybody's Darling zu sein", unterbrach ihn Vizepräsident Prof. Dr. Dieter Mayer harsch und bekam daraufhin lautstarke Buhrufe von den Mitgliedern zu hören. Mayer und auch Präsident Herbert Hainer versprachen Ott, dass am Ende der Veranstaltung noch über Katar gesprochen werde.

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Doch dazu kam es nicht. Obwohl noch zahlreiche Wortmeldungen ausstanden und der Diskurs über die brisante Katar-Thematik ausstand, schloss Hainer die Rednerliste ohne Stellung zum Thema zu beziehen oder Ott noch einmal zu Wort kommen zu lassen. "Es hat mich fassungslos gemacht", meinte Ott einen Tag später im exklusiven Interview mit Sky Sport News.

Ott-Antrag als "unzulässig" abgewunken

Lediglich zu Beginn der JHV sprach der Ex-Adidas-Chef das Thema kurz an. Vizepräsident Mayer hatte danach in einem kurzen Statement auf die Entscheidung des Landgerichts München I hingewiesen, das wenige Stunden vor der JHV einen Antrag zur Beendigung des Katar-Sponsorings zurückwies. Dieser sollte daher im Audi Dome nicht zur Debatte stehen. Mayer bezeichnete den Vorstoß Otts daher als "unzulässig".

FCB-Präsident Herbert Hainer spricht über das viel diskutierte Thema Katar und appelliert an die Fans, für einen 'sachlichen und nüchternen Diskurs' - von den Besuchern gibt es dafür viele Buhrufe.

"Der FC Bayern hat Michael Ott juristisch ausgetrickst. So geht man einfach nicht um mit Mitgliedern. Das wird Herbert Hainer vor die Füße fallen", meinte Sky Bayern-Reporter Uli Köhler zum Ablauf der Katar-Debatte. Der gesamte FCB-Vorstand hatte die Diskussionen um Katar und die Bedeutung des Antrags für die Fans des deutschen Rekordmeisters offensichtlich unterschätzt.

Die Reaktionen der Bosse wirkten herablassend und arrogant. Dass das Katar-Thema einfach hinten vom Tisch fiel, sorgte für Unverständnis. "Hainer hat auf der Versammlung gesagt, man würde sich jedem Diskurs stellen. Auch der Prof. Dr. Mayer hat mir gesagt, man würde sich argumentativ mit dem Thema auseinandersetzen. Aber danach wurde mir jede Redemöglichkeit untersagt, das hat mich dann schon überrascht", kritisierte Ott.

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Versprochener Diskurs findet nicht statt

Dabei wollen die Bayern-Verantwortlichen schon seit Jahren in Diskussionen mit ihren Anhängern treten. Doch trotz aller Versprechungen warten die Fans noch immer auf einen Dialog. Die Reaktion der Mitglieder: Die ausgearbeitete Satzungsneufassung der Bayern-Bosse wurde auf der JHV mit deutlicher Mehrheit abgeschmettert. Zudem wurde gegen den Willen des Präsidiums ein Fan-Antrag zur Aufnahme der UN-Menschenrechtskonvention in die Satzung aufgenommen.

Es wirkt längst so, als haben die Bayern-Bosse durch ihr Verhalten den Verein gespaltet und die eigenen Mitglieder gegen sich aufgebracht. Statt sich auf Diskurse mit den Anhängern einzulassen, werden unangenehme Themen lieber auf öffentlichen Kriegsschauplätzen ausgetragen. Im Notfall werden die Mitglieder bis vor das Gericht getrieben.

"Ich habe noch mit zahlreichen Mitgliedern nach der JHV geredet. Es war eigentlich jeder schockiert oder fassungslos, wie die Versammlung so ablaufen konnte. Im Endeffekt muss man sagen, es war eine Musteranleitung, wie sich der Fußball von seinen Fans entfremden kann. Es war sehr enttäuschend", meinte Ott zum Auftreten der FCB-Führungsspitze.

Kommunikationsdefizite bei der Führungsspitze

Ott sei während der Veranstaltung "fast schon verzweifelt, unzählige Male zum Schalter für Wortmeldungen gelaufen, um mein Redeinteresse zum Ausdruck zu bringen, aber das wurde eben alles ignoriert." Die Meinungen der Mitglieder scheinen den Bossen egal zu sein. Ihre Positionen dürfen die Anhänger nicht einmal mehr zum Ausdruck bringen.

"Es wurde den Bossen zu viel. Aber sie sitzen dem FC Bayern vor und müssen daher diese Dinge auch aushalten können. Die Bosse sind schon seit Jahren keine guten Kommunikatoren", kritisierte auch Sky Reporter Köhler und Bayern-Insider das Verhalten. Dadurch verspielt die Führungsspitze nicht nur nach und nach ihre Sympathien, sondern auch das Vertrauen in sie.

"Es müssen beide Seiten austüfteln, damit es einen besseren Rahmen geben kann, um über dieses Thema zu diskutieren. Wenn man mit seinem Partner einen Streit ausfechtet, ist es auch besser, wenn man das nicht am Marienplatz macht, sondern in einer etwas privateren Atmosphäre. Vielleicht auch mit einem Mediator", äußerte sich FCB-Trainer Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz vor dem Ligaspiel gegen Arminia Bielefeld (Samstag, ab 18.30 Uhr live auf Sky) zu den Diskussionen.

Das sagt Trainer Julian Nagelsmann zur Jahreshauptversammlung des FC Bayern München. (Videolänge: 4:24 Minuten)

FC Bayern gibt gespaltenes Bild ab

Bis es dazu kommt, will Ott erst einmal die "offenen Wunden verheilen lassen". Im Anschluss sei ein Gespräch aber weiterhin auf jeden Fall "sinnvoll". Denn so gibt der FC Bayern in der Öffentlichkeit kein gutes Bild ab. Die Risse innerhalb des Vereins sind klar erkennbar. Dass sich etwas am Auftreten der Bosse ändern muss, ist nicht erst seit den Pfiffen und "Hainer-raus-Rufen" im Audi Dome deutlich geworden.

Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern München endet mit Buhrufen und Pfiffen. (Videolänge: 1:21 Minuten)

"Diese Jahreshauptversammlung wird noch länger nachhallen. Das hat schon ein sehr klares Zeichen gesetzt. Das wird auch angekommen sein bei den Bossen", ist sich Ott sicher. Ob die Stimmen der Mitglieder zur Bayern-Führungsspitze dieses Mal durchdringen, bleibt jedoch abzuwarten.

Für den FC Bayern wäre es vor allem auch aus sportlicher Sicht allerdings sinnvoll, wenn Bosse und Mitglieder aufeinander zu gehen würden und das Kriegsbeil begraben. Ein konstruktiver Diskurs würde dabei guttun.

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