Der FC Bayern ist nur noch einen Schritt vom zweiten Triple der Vereinsgeschichte entfernt. Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss Hansi Flick im Finale gegen PSG die zuletzt wackelige Defensive stabilisieren. Nimmt der Bayern-Trainer Änderungen in der Startaufstellung vor, um Neymar, Mbappe & Co. in den Griff zu bekommen?
Der deutsche Rekordmeister steht erstmals seit sieben Jahren im Finale der Champions League und hat damit die Chance, das Triple von 2013 zu wiederholen. Auf ihrem Weg ins Endspiel warfen die Münchner im Finalturnier in Lissabon zunächst den FC Barcelona (8:2) und im Anschluss Olympique Lyon (3:0) aus dem Wettbewerb.
Bayern offenbaren Schwächen in der Rückwärtsbewegung
Auch wenn die Partien am Ende deutlich ausgefallen sind, darf nicht unter den Tisch gekehrt werden, dass der FCB in beiden Spielen eklatante Schwächen in der Defensive offenbarte. Besonders in der Anfangsphase wurde die Abwehrkette der Bayern immer wieder überlaufen.
Dank eines starken Manuel Neuer im Tor und einer großen Portion Glück, überstanden die Münchner diese Phase schadlos. Nun wartet im Finale mit Paris St. Germain (am Sonntag, ab 19 Uhr LIVE auf Sky Sport 1 HD) ein anderes Kaliber auf die Truppe von Hansi Flick. Besonders die Offensiv-Abteilung der Franzosen ist mit mehreren Superstars bestückt, die Bayerns Nachlässigkeiten in der Defensive bestrafen könnten.
Die Rede ist von Kylian Mbappe, Neymar und Angel di Maria. Bislang hat Flick in jeder Partie seinen ''Stiefel'', sprich die eigene Spielphilosophie mit hohem Pressing, durchgezogen. Wird der 55-Jährige nun von der eigenen Taktik abweichen, um PSG' Flügelflitzer in den Griff zu bekommen?
Dass Flick etwas verändern wird, hatte er bereits nach dem Halbfinale gegen Lyon angekündigt. ''Wir wissen, dass Paris sehr schnelle Spieler hat. Da müssen wir schauen, dass wir die Defensive etwas anders organisieren'', kündigte Flick am Sky Mikro an.
Matthäus: ''Denke an eine Rückkehr von Pavard''
Ob er nur etwas an der Taktik verändern oder auch den einen oder anderen neuen Akteur ins Rennen schicken wird, bleibt aktuell noch sein Geheimnis. Sky Experte Lothar Matthäus könnte sich jedoch vorstellen, dass der zuletzt verletzte Rechtsverteidiger Benjamin Pavard in die erste Elf zurückkehren wird.
''Nichts gegen die Geschwindigkeit von Joshua Kimmich oder Jerome Boateng, aber da liegen natürlich Vorteile bei Mbappe und Neymar. [...] Deswegen denke ich auf der rechten Seite an eine Rückkehr von Pavard.'' Dies würde im Umkehrschluss bedeuten, dass Kimmich wieder auf die Sechs beordert wird - zum Leidwesen von Thiago, der sich dann wahrscheinlich mit einem Platz auf der Bank begnügen müsste.
Damit würden die Bayern zu ihrer altbewährten Formation zurückkehren, mit der sie die Meisterschaft und den Sieg im DFB-Pokal unter Dach und Fach gebracht haben. Und nun auch die Champions League? Unabhängig davon, welches Personal die Triple-Mission finalisieren soll, glaubt Matthäus an eine defensivere Ausrichtung des FCB.
''Ich gehe schon davon aus, dass der FC Bayern aufgrund der Geschwindigkeit von PSG zehn bis 15 Meter tiefer steht. Die Geschwindigkeit von Paris ist noch höher als die von Lyon, deswegen glaube ich nicht, dass Hansi Flick die Abwehrreihe größtenteils bis zur Mittellinie vorschieben wird'', so der deutsche Rekordnationalspieler.
Flicks Spiel mit dem Feuer
Damit sollen Mbappe, Neymar & Co. erst gar nicht die Möglichkeit bekommen, in die Räume hinter der Viererkette durchzustarten. Doch genau dieses hohe Pressing hat die Bayern immer ausgezeichnet, wie Flick selbst untermauert: ''Letztlich ist es unsere große Stärke, dass wir den Gegner unter Druck setzen. Ich denke, das wird uns gegen Paris auch gelingen. Wenn wir frühe Ballgewinne haben, ist das eine große Stärke von uns.''
Diese taktischen Überlegungen gleichen einem Spiel mit dem Feuer. Gelingt es den Bayern nicht, PSG in der eigenen Hälfte unter Druck zu setzen, laufen die Münchner Gefahr, der Tuchel-Elf zu viele Räume zu geben, die sie mit ihrer individuellen Qualität dann eiskalt ausnutzen können. Steht der FCB allerdings zu tief in der eigenen Hälfte, berauben sie sich ihrer eigenen Stärke.
Ein Mix aus beidem könnte möglicherweise der Schlüssel zum Erfolg sein. Die vergangenen Partien von Paris haben jedoch gezeigt, dass sie mit Mannschaften, die sie früh unter Druck setzen, nicht zurecht kommen. Wie zum Beispiel Atalanta Bergamo, die im Viertelfinale bis kurz vor Schluss gegen PSG in Führung lagen und erst durch einen späten Doppelschlag den Kürzeren zogen.
Hamann glaubt an deutlichen Bayern-Sieg
Ganz anders lief das Halbfinale gegen RB Leipzig. Die Franzosen konnten gegen den deutschen Vertreter schalten und walten, wie sie wollen. RB hatte der Tuchel-Elf mit einer passiven Spielweise nichts entgegen zu setzen. Am Ende stand ein deutliches 3:0 auf der Anzeigetafel. Diese Erkenntnis wird Flick sicherlich nicht entgangen sein.
Sollte Flick die richtige Taktik wählen, hat der deutsche Rekordmeister die große Chance, dieses Finale für sich zu entscheiden und das Triple perfekt zu machen. Sky Experte Didi Hamann glaubt sogar an eine klare Angelegenheit und tippt auf einen 4:1-Sieg der Bayern.
Flick hätte mit Sicherheit nichts dagegen. Am späten Sonntagabend wissen wir, welcher Klub die Saison mit einem Sahnehäubchen auf der Torte beenden wird ...