Dayot Upamecano steht derzeit besonders im Fokus beim FC Bayern. Der Neuzugang sorgte zuletzt immer wieder mit Fehlern für Aufsehen. Sollte Nagelsmann in der CL gegen Salzburg auf das derzeitige Formtief des Abwehrspielers reagieren? Ein Pro und Contra.
PRO: Upamecano sollte gegen Salzburg eine Pause erhalten
Upamecano ist zweifelsfrei ein hoch veranlagter, talentierter Innenverteidiger, sonst hätte der FC Bayern im Sommer nicht 42,5 Millionen Euro an RB Leipzig überwiesen. Aber der Franzose ist aktuell auch das größte Sicherheitsrisiko beim Deutschen Meister.
Zwei individuelle Fehler des 23-Jährigen führten in der aktuellen Bundesligasaison bereits zu Gegentoren. Absoluter Höchstwert beim FCB und geteilter Höchstwert in der gesamten Liga. Fünf Patzer führten zudem noch zu gegnerischen Schüssen aufs Bayern-Tor. Kein anderer Bundesligaspieler kommt in dieser Saison auf mehr als drei solcher Fehler. Hinzu kommen zahlreiche weitere unerklärliche Aussetzer des eigentlich als Abwehrchef eingeplanten Upamecano, die seine Nebenleute noch rechtzeitig ausbügelten.
Bayern kann sich in der CL keine Fehler von Upamecano erlauben
Nach der erneut schwachen Leistung am vergangenen Samstag gegen Leverkusen zählte Cheftrainer seinen Abwehrmann bereits zum zweiten Mal öffentlich an, nachdem er zuvor einen unerklärlichen Blackout hatte, aber Bayers Amine Adli nur den Pfosten traf.
Doch selbst ein Treffer des Youngsters, verbunden mit einer möglichen Niederlage gegen den Tabellendritten hätten die Bayern in der Bundesliga aufgrund des komfortablen Vorsprungs an der Tabellenspitze in der Bundesliga verschmerzen können. In der Champions League gegen Salzburg sieht das Ganze völlig anders aus. Auch wenn die Münchner gegen die Österreicher als klarer Favorit ins Rückspiel gehen, haben die Mozartstädter gezeigt, dass Karim Adeyemi & Co. keine Laufkundschaft sind. Ein Fehler könnte das sofortige Aus in der Königsklasse nach sich ziehen.
Nagelsmann sollte Upamecano aus dem Fokus nehmen
Als Nagelsmann sich seinen Schützling nach seinem Bock bei Hertha BSC erstmals öffentlich zur Brust nahm, saß der Innenverteidiger im folgenden Spiel gegen Leipzig direkt auf der Bank, gegen Salzburg sollte Nagelsmann ähnlich verfahren. Auch um den immer noch vergleichsweise jungen Abwehrspieler aus dem Fokus zu nehmen, denn nicht nur die Fehler machen dem Hünen zu schaffen. Er wurde in dieser Saison in 21 Spielen bereits neunmal überdribbelt. Zum Vergleich: In 29 Spielen der Vorsaison bei RB war dies nur sechsmal der Fall.
Upamecanos Nervenkostüm ist nach den schlechten Auftritten zuletzt bei der Hertha, in Bochum und gegen Leverkusen also sichtlich angegriffen und könnte bei einem weiteren Fehler - verbunden möglicherweise mit einem Ausscheiden - komplett in ein Loch fallen.
Dreierkette gegen Salzburg als Option
Allerdings braucht der Rekordmeister Upamecano noch, wenn die hohen Ziele erreicht werden sollen. Doch nicht den Upamecano in der aktuellen Verfassung, sondern die Version aus Leipziger Tagen. Nagelsmann soll den Verteidiger daher keinesfalls fallen lassen, sondern in der weniger brenzligen Bundesliga wieder aufbauen.
Gegen Salzburg sollte der Neuzugang im Interesse aller jedoch eine Pause erhalten. Nagelsmann könnte gegen Salzburg beispielsweise auf einer Dreierkette mit Benjamin Pavard, Niklas Süle und Lucas Hernandez auflaufen und hätte somit auch einen Platz für seine beiden Joker auf den Außenbahnen.
Robert Gherda
CONTRA: Nagelsmann darf gegen Salzburg nicht auf Upamecano verzichten
Ist Upamecano den Erwartungen an sich beim FC Bayern bisher gerecht geworden? Mit Sicherheit nicht. Hat er sich in dieser Saison schon folgenschwere Böcke geleistet? Auf jeden Fall! Sollte man Upamecano deshalb im ersten Finale des Jahres gegen Salzburg auf die Bank verbannen? Mitnichten!
Ginge es beim FC Bayern aktuell darum, nur Spieler in der Verteidigung aufzustellen, die einen überdurchschnittlich sicheren Eindruck machen, dann wäre es derzeit ganz schön einsam rund um Süle. Der Bald-Dortmunder bringt derzeit im Gegensatz zu seinen Abwehrkollegen in der Defensive die konstanteste Leistung.
Fehlende Souveränität nicht nur Upamecanos Schuld
Dass es beim FC Bayern defensiv aber generell an Souveränität mangelt, liegt nicht nur an Upamecano. Nicht nur, dass die Leistung seiner Nebenleute Pavard und Hernandez zu Wünschen übrig lassen, auch die Ausfälle von Alphonso Davies und Leon Goretzka sowie die Verletzung von Manuel Neuer hatten großen Einfluss auf die Abwehr-Performance der Bayern.
Die Erwartungen an den 23-Jährigen waren seit seiner Ankunft in München hoch. Dass Upamecano das hierarchische und qualitative Vakuum, das David Alaba hinterließ, auf Anhieb nicht vollständig ausfüllen werde, war aber offensichtlich. Er ist noch kein Anführer. Und das war er übrigens auch zuvor in Leipzig neben Kapitän Willi Orban noch nicht. Ein Partner, der ihm Ansagen macht, fehlt ihm derzeit selbst noch an der Seite.
Alternativen fehlen
Trotz der Unsicherheiten, die der ehemalige Leipziger noch an den Tag legt, muss Nagelsmann im Achtelfinale der Champions League auf den Franzosen setzen. Taktische Alternativen hat der Bayern-Trainer kaum. Dreierkette ohne Upamecano? Oder Viererkette mit Hernandez oder Pavard in der Innenverteidigung, dafür Omar Richards oder Bouna Sarr auf außen? Da klingt die Lösung Upamecano gegen die schnellen Salzburger und den ausgebufften Adeyemi doch schon wieder deutlich attraktiver - auch wenn es derzeit nicht ganz risikolos zu sein scheint.
Was spricht noch für Upamecano? Er ist einer der Top-Verteidiger der Bundesliga, der zweitschnellste Bayern-Spieler und mit 63 Prozent gewonnenen Zweikämpfen ebenfalls gut in Duellen mit seinen Gegenspielern. Zudem legte er schon vier Tore in dieser Bundesliga-Saison auf. Er hat spielerische Qualitäten, die seinem französischen Pendant Hernandez zum Beispiel abgehen und scheut sich nicht, seine Mitspieler mit präzisen und langen Bällen zu bedienen. Dass Manuel Neuer gegen die Salzburger ins Tor zurückkehren wird, wird ihm zudem weitere Sicherheit in seinem Spiel geben.
Salzburg-Spieler als Selbstvertrauen-Booster
Dennoch zählte Trainer Nagelsmann ihn zuletzt zurecht öffentlich an und brachte seine Fehler deutlich zur Sprache. Tonart: Es ehrt Upamecano, dass er immer versucht, eine spielerische Lösung zu finden, sein Trainer empfehle ihm aber, den Ball auch mal in den dritten Rang zu pfeffern. Beherzigt er diese Ansage, die gerade für das wichtige Spiel gegen die konterstarken Mozartstädter wichtig ist, dürfte er zumindest die Leichtsinnsfehler abstellen können und damit auch die Kritiker vorerst verstummen lassen.
Deshalb ist das Spiel gegen Salzburg genau die richtige Möglichkeit für den Abwehr-Turm, um weiter Selbstvertrauen zu tanken. Spiele wie diese in der Champions League braucht der Innenverteidiger, um sich dem Bayern-Niveau anzunähern. Denn dann kann Upamecano hinten in der Abwehr zu einem Unterschiedsspieler werden, wie Thomas Müller, Robert Lewandowski oder Kingsley Coman in der Offensive.
Max Georg Brand
Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de
VOTING: Sollte Upamecano gegen Salzburg in der Startelf stehen?
Alles zum FC Bayern München auf skysport.de:
Alle News zum FC Bayern München
Videos zum FC Bayern München
Spielplan des FC Bayern München
Ergebnisse des FC Bayern München
Zur Bundesliga-Tabelle
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.