Nach der Niederlage bei Manchester United hinkt der FC Liverpool den eigenen Ansprüchen weit hinterher. Die mangelnden Alternativen im Kader kommentiert Trainer Jürgen Klopp süffisant.
Von 22 Liga-Spielen im Jahr 2022 nur eines verloren. Blickt man auf die Zahlen, wirkt der FC Liverpool nicht wie ein Verein, der sich in einer ernsten Krise befindet.
Erstmals seit Dezember 2021 unterlagen die Reds am Montagabend beim 1:2 (0:1) bei Manchester United wieder in einer Premier League-Partie.
Doch die Niederlage im Kracher gegen den englischen Rekordmeister war mehr als nur eine Niederlage. Der Fehlstart des FC Liverpool ist damit perfekt. Sieben Punkte liegen die Reds nun hinter Spitzenreiter Arsenal, fünf hinter Manchester City. An den Meisterschaftskampf braucht Liverpool derzeit keinen Gedanken verschwenden.
Erstmals in seiner Amtszeit als Liverpool-Coach gelang es Jürgen Klopp nicht, eines der ersten drei Saisonspiele zu gewinnen. Die Reds belegen momentan Rang 16 der Tabelle.
Carragher: "Eine Million Meilen entfernt"
Klopp sieht die Lage seiner Mannschaft noch nicht allzu dramatisch: "Ich mache mir Sorgen um unsere Situation, aber sie ist, wie sie ist. Wenn es regnet, muss man auch raus", gab er sich kämpferisch.
Trotz des dürftigen Auftritts im Old Trafford sagte der frühere Dortmund-Coach: "Wir hätten dieses Spiel gewinnen müssen, ich weiß, es klingt lächerlich, aber so habe ich es gesehen."
Jamie Carragher hatte bei Sky Sports eine ganz andere Sichtweise. Den Experten entsetzte Liverpools spielerische Schwäche: "Sie haben in der Vergangenheit so hohe Standards gesetzt, aber davon sind sie im Moment eine Million Meilen entfernt."
Erneut früher Rückstand
Was den früheren Liverpool-Verteidiger am meisten schmerzte, war die Defensivarbeit der Reds. "Liverpool war defensiv absolut schockierend. Sie bekamen überhaupt keinen Zugriff. Jedes Mal, wenn United in der ersten Halbzeit nach vorne ging, sah es so aus, als würden sie ein Tor erzielen. Es war peinlich!"
Nach einem Pfostentreffer der Red Devils kurz zuvor war es in der 16. Minute tatsächlich so weit. Jadon Sancho spielte mit der Liverpool-Abwehr Katz und Maus und sorgte für die United-Führung.
Damit gerieten die Reds Im siebten Liga-Spiel hintereinander in Rückstand. Eine solche Negativserie konnte Liverpool in seiner Premier League-Geschichte noch nie aufweisen.
Linksverteidiger Andrew Robertson legte den Finger in die Wunde: "Wir schenken jedem Team das erste Tor. Wir halsen uns immer eine Aufholjagd auf. Das ist es, was sich ändern muss."
Mane nicht zu ersetzen
Das Bemühen, diese Aufholjagd erfolgreich zu gestalten, konnte man Klopps Team nicht absprechen. 17-mal schossen seine Spieler aufs United-Tor.
Aber es war auch nicht zu übersehen, dass Liverpool trotz aller Anstrengungen die Durchschlagskraft fehlte. "Wir waren ein bisschen unglücklich im letzten Moment", kommentierte Klopp die Abschlussschwäche.
Wie schon in den ersten Spielen wurde deutlich, dass Sadio Mane für die Reds nur schwer zu ersetzen ist. Luis Diaz rieb sich auf links in Zweikämpfen auf, den Mitspielern fehlt die Dynamik, die der zum FC Bayern abgewanderte Senegalese hat.
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Mit Jokern konnte Klopp keinen allzu großen Einfluss auf das Spiel nehmen. "Wir konnten drei Mal wechseln. Wir hätten auch mehr wechseln können, aber da sind dann Innenverteidiger und Kinder auf der Bank", verwies der Coach auf seine mangelnden Alternativen.
Aufgrund einer langen Verletztenliste saßen mit Bobby Clark und Stefan Bajcetic erneut zwei 17-Jährige auf der Bank. Neben der fehlenden Breite im Kader macht in einem Mannschaftsteil auch die mangelnde Qualität Sorgen.
Fehlende Qualität im Mittelfeld
"Liverpool hat ein riesiges Problem im Mittelfeld", betonte Carragher. Unter anderem Ex-Bayer Thiago fällt derzeit mit einer Oberschenkelverletzung aus. Gegen United besetzten Harvey Elliott, Jordan Henderson und James Milner das Mittelfeld.
Ein 19-Jähriger mit einer Erfahrung von 13 Premier League-Spielen und zwei Ü 30-Akteure, die ihren Zenit schon überschritten haben.
Neun Tage hat Liverpool noch Zeit, um sich mit einem gestandenen Mittelfeldspieler zu verstärken. Klopp beantwortete die Frage nach möglichen Last-Minute-Neuzugängen am Montagabend jedoch ausweichend.
"Es ist schwierig. Weil ich da im Grunde nicht der richtige Ansprechpartner für bin. Dass ich als Trainer gerne eine größere Anzahl an Spielern hätte, ist ja klar. Aber mehr kann ich dazu nicht sagen. Wir arbeiten da immer dran. Ob wir noch was machen können, weiß ich nicht."
Auch bei dieser Frage wirkte Klopp ein wenig ratlos.