Feiert Mio Backhaus bei Werder Bremen bald sein Bundesliga-Debüt?

Werder braucht dringend einen Impuls - kann ein Wechsel im Tor helfen?

Von Sven Töllner, Sky Sport Reporter @Sky_SvenT

Traut sich Ole Mio?
Image: Mio Backhaus hat noch kein Bundesligaspiel absolviert.

Ole Werner hatte ja recht. Vieles sah besser aus. Besser als in Freiburg oder in Bielefeld. Ein Quantensprung waren die Fortschritte bei der 1:2-Niederlage - der fünften Pflichtspielpleite in Folge - freilich nicht. Werder steckt weiterhin knietief in der Krise.

Nach unten haben die Bremer zwar noch nennenswerte Beinfreiheit, aber eins ist klar: Es müssen noch ein paar Siege auf dem grün-weißen Konto gutgeschrieben werden, sonst droht Abstiegsgefahr. Es muss etwas passieren an der Weser! Womöglich auch im Tor?

Michael Zetterer hat sich in den vergangenen Jahren zu einem gutklassigen Bundesliga-Torhüter entwickelt. Beim ersten Treffer der Wolfsburger sah der 29-jährige gleichwohl unglücklich aus. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Ist der Keeper das Hauptproblem in der derzeitigen Werder-Misere? Ganz sicher nicht. Dem immer eklatanteren Mangel an Stabilität konnte der Mann zwischen den Pfosten in den letzten Wochen allerdings kaum positive Impulse entgegensetzen. Gegen Wolfsburg hatte Werner fünf Wechsel vorgenommen - zum Teil gezwungenermaßen. An seiner Nummer eins hielt der Bremer Trainer fest - bis jetzt.

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Ein Rookie für das Werder-Tor?

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Traut sich Ole Mio? Zetterers Stellvertreter ist 20 Jahre alt und heißt Mio Backhaus. Bundesliga-Spiele: null. Ein Rookie in die Kiste - ausgerechnet in Leverkusen, beim amtierenden Deutschen Meister, der derzeit wohl besten Mannschaft der Liga?

Klingt nur vordergründig wie ein Akt der Unvernunft. Denn der junge Mann ist bereits ein reichhaltig beschriebenes Blatt. Aus der Werder-Jugend zum Erwachsenwerden nach Volendam in die niederländische Eredivisie verliehen. Trotz des Abstiegs ist Backhaus dort positiv aufgefallen.

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Er hat dort unter anderen die Späher des FC Barcelona auf sich aufmerksam gemacht, die sich die außergewöhnlichen Talente am liebsten so frühzeitig wie möglich ins Barca-System holen wollen. Bei den Angeboten aus Brighton und vom FC Kopenhagen kam es auch deshalb nicht zum Vollzug, weil sie bei Werder gute Chancen sehen, dass sich Backhaus zu einem Klassemann entwickelt. Aber dafür braucht er Spielpraxis.

Die Werder-Welt ist zunehmend fragil geworden in den letzten Wochen. So porös, dass Ole Werner sich gezwungen sah, das mangelhafte Wir-Gefühl im Kader öffentlich als Problem zu identifizieren. Nach der Heim-Niederlage gegen Hoffenheim kamen die ersten Andeutungen, nach der Demontage in Freiburg klarere Formulierungen, seit dem Pokal-Aus bei Drittligist Bielefeld wird die Schuldzuweisungs-Mentalität der Bremer Profis öffentlich verhandelt. Analog zum schmelzenden Punktepolster wird der Ton dabei kantiger. Eine Atmosphäre, in der man einem aufstrebenden Keeper keinen Gefallen damit tut, ihn in die Feuerprobe zu nötigen?

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Hilft ein Impuls im Tor?

Backhaus liefert im Training und in seinem Auftreten viele Indizien dafür, dass ihm auch unter anspruchsvollen Bedingungen die nötige Nervenstärke zuzutrauen ist. Und nur kurz zur Erinnerung: Neuer, Zieler, Adler oder Leno wurden auch deshalb in sehr jungen Jahren mit Vertrauen ausgestattet, weil deren Trainer die herausragende Qualität erkannten und zu dem Schluss kamen, dass Stabilität und Wettkampfhärte nun mal nur über Spielpraxis zu generieren sind.

Die Entscheidung, ob ein Impuls im Tor dieser zerfaserten Mannschaft zurückhelfen könnte auf einen stabilen Pfad, trifft einzig und allein Werner. Der 36-Jährige, nach Frank Schmidt (Heidenheim) und Marcel Rapp (Kiel) der dritt-dienstälteste Trainer der Bundesliga, hat selbst davon profitiert, dass sein Alter keine Rolle gespielt hat, als ihm in Kiel und später in Bremen die Mandate für die Gesamtverantwortung zugetraut wurden.

Er wird Chancen und Risiken kühl kalkulieren und sich dabei nicht treiben lassen. Auch nicht davon, dass der internationale Markt für Backhaus von klangvollen Klub-Namen besiedelt wird.

Tendenz: Es werden immer mehr. Eine nicht allzu kühne Schlussfolgerung aus der derzeitigen Situation wäre: Der Sohn eines Deutschen und einer Japanerin (Avancen vom japanischen Verband werden dem Vernehmen nach immer mal wieder lanciert) dürfte im Sommer ein ansehnliches Paket an Offerten auf dem Tisch liegen haben.

Die Werder-Verantwortlichen müssen zeitnah bewerten, ob sie Backhaus den Durchbruch auf höchstem Niveau zutrauen oder lieber riskieren wollen, dass er andernorts durchstartet.

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