Torgigantin, "Biest" - und schon bald "EM-Königin"? Alexandra Popp macht ihre Mitspielerinnen sprachlos und lässt die DFB-Frauen vom neunten Titel träumen.
Es gab ihn dann doch noch, diesen einen Moment, in dem Torgigantin Alexandra Popp an ihrem Abend für die Geschichtsbücher gestoppt werden konnte. Stolz posierte die DFB-Kapitänin nach ihrer nächsten Gala mit der kleinen Trophäe für die beste Spielerin, als die restlichen deutschen EM-Mentalitätsmonster das Erinnerungsfoto crashten - und die historisch einmalige Halbfinal-Heldin in der Jubeltraube verschwand.
"Ich kann das alles gar nicht in Worte fassen", sagte Rekordjägerin Popp ungläubig, nachdem sie die deutschen Fußballerinnen mit zwei Weltklasse-Toren (40./76.) beim 2:1 gegen Frankreich ins Traumfinale gegen England am Sonntag in Wembley geführt und ihr Konto auf sechs Treffer erhöht hatte: "Das war unser Traum - den haben wir uns erfüllt. Kein Schwein hat mit uns gerechnet."
Voss-Tecklenburg: "Poppi stirbt für jemanden auf dem Platz"
Und dennoch ist der neunte EM-Titel zum Greifen nahe - vor allem dank Popp. Nun stehe die deutsche Serienknipserin kurz davor, "die große EM-Königin zu werden", schrieb das schwedische Aftonbladet über die erste Spielerin in der Turnier-Historie, die in fünf aufeinanderfolgenden Einsätzen bei einer Endrunde getroffen hat.
Kaum eine DFB-Akteurin verkörpert die Mentalität des Teams derart, den Willen, auch nach zahlreichen Zweifeln, nach harten Rückschlägen und schwierigen Phasen nicht aufzugeben. "Poppi stirbt ja für jemanden auf dem Platz. Poppi gibt einfach immer alles", hatte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schon vor dem Turnierstart gesagt.
Gegen Frankreich marschierte Popp in ihrem 119. Länderspiel voran - mit Torgefahr, Kampfgeist und kompromissloser Härte in den Duellen mit "Kontrollturm" Wendie Renard. Mitte der zweiten Hälfte blockte die 31-Jährige gar einen französischen Konter nach einem Sprint über das ganze Feld. "Langsam gehen mir die Worte aus. Poppi ist einfach ein absolutes Biest da vorne", schwärmte Mittelfeldchefin Lena Oberdorf.
Popp springt für Schüller ein
Dabei sah es noch kurz vor der Endrunde eher danach aus, dass Popp weniger gebraucht wird. Die Wolfsburgerin, die die vergangenen beiden EM-Turniere verletzt verpasst hatte, kam nach langwieriger Knieverletzung und Corona-Infektion zunächst noch als Edeljoker zum Einsatz. Da Lea Schüller aber an COVID-19 erkrankte, war Popp doch in der ersten Reihe gefordert.
Durch ihre lange Leidensgeschichte habe sie "das Gefühl, dass ich die Momente viel mehr genieße und den Fußball noch mehr schätze als zuvor", betonte Popp, die beim Doublegewinner VfL Wolfsburg zuletzt fast nur im Mittelfeld gespielt hatte: "Ich weiß, welchen Weg ich hinter mir habe."
Im Wembley-Stadion winkt der verdiente Lohn - und dazu die Auszeichnung als beste Torjägerin im direkten Duell mit Englands Topstar Beth Mead (ebenfalls sechs Tore). Der britische Guardian ist sich bereits sicher, im Endspiel am Sonntag werde es niemanden geben, "der so gut ist wie Popp".
Es bleibt abzuwarten, ob die Engländerinnen Popp öfter als nur einmal stoppen können.
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