Frauenfußball: Interview mit Giulia Gwinn über die EM und die neue Saison

EM, Hype & Zukunft des Frauenfußballs: Giulia Gwinn im Interview

Von Christian Akber-Sade

Giulia Gwinn hat aufgrund ihrer Verletzung die WM-Quali-Spiele in der deutschen Nationalmannschaft verpasst. Obwohl sie ein wenig wehmütig ist, war es im Nachhinein die richtige Entscheidung.

Bei der Europameisterschaft der Frauen in England hat das DFB-Team für Furore gesorgt. Im Sky Interview berichtet Giulia Gwinn von ihren Erfahrungen nach dem Turnier und ihrer Hoffnung für die Zukunft.

Knapp fünf Wochen liegen die Bilder zurück: Auf der einen Seite feiernde Engländerinnen, die nach dem Tor in der Verlängerung beim EM-Finale ausgelassen den Titel bejubeln. Auf der anderen Seite traurige deutsche Nationalspielerinnen, die teils schockiert, teils weinend am Boden liegen.

Trotz der anfänglichen Trauer über das verlorene Finale, bleiben die Titelkämpfe in England einige Wochen später für die meisten wohl eine positive Erinnerung, die eine Welle der Euphorie und Begeisterung in Deutschland entfacht haben.

Auf dem Rasen im Wembley Stadion saß nach dem Endspiel auch Giulia Gwinn. Die 23-jährige Außenverteidigerin war zuvor bei allen sechs Spielen des DFB-Teams bei dieser Europameisterschaft in der Anfangsformation gestanden und zählt zu den absoluten Leistungsträgerinnen.

Bayern-Spielerin Giulia Gwinn über die Unausgeglichenheit in der Liga und die Schwierigkeit daher, den Hype nach der Frauen-EM weiterzutragen.

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Mittlerweile ist allerdings wieder Alltag bei Gwinn und den DFB-Frauen eingekehrt und das Tagesgeschäft besteht aus anderen Aufgaben. Die Spielerin vom FC Bayern hatte verletzungsbedingt die WM-Quali-Spiele der DFB-Frauen verpasst, steht aber beim DFB-Pokal Spiel am Montag in Ingolstadt vor dem Comeback.

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Im exklusiven SKY Interview sprach Gwinn nun über die Zeit nach der Europameisterschaft und die Schwierigkeit, die Begeisterung für den Frauenfußball weiter aufrecht zu erhalten.

Giulia Gwinn....

…über die stressige, kurze Zeit nach der EM und den Wiedereinstieg:

Mehr Fußball

"Dann ging es aber beim FC Bayern direkt weiter. Dann waren wir in Italien, dann waren wir in Frankreich und irgendwie hatte man gar keine Zeit, das wirklich so zu verarbeiten. Und dann ging es eigentlich so im Verein total präsent weiter und man war hier plötzlich wieder mittendrin."

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…über die mentale Verarbeitung:

"Also das ist tatsächlich schwer. Und ich glaube zum einen körperlich, aber zum anderen auch wirklich dieses Mentale, dass man so ein Turnier hatte, man war irgendwie vier Wochen in England, man war aber davor auch drei Wochen auf den Vorbereitungslehrgängen. Also wir waren knapp acht Wochen unterwegs und dann ist man plötzlich wieder daheim und muss eigentlich für sich erst mal das alles Revue passieren lassen. Und die Zeit hatten wir halt nicht und wir hatten auch nur eine knappe Woche Pause und dann will man eigentlich runterfahren. Aber man merkt, der Körper braucht einfach auch seine Zeit." (...)

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Abschalten vom Fußball-Trubel

"Das war tatsächlich einfach meine Liebsten um mich zu haben und auch einfach mal abzuschalten von dem ganzen Fußball Trubel, der irgendwie dann doch da war. Und das ist ja das, das war nicht so einfach. Ich bin dann auch mal drei, vier Tage ans Meer geflogen, war dann in Mallorca, weil ich einfach - das hört sich hart an - aber gefühlt einfach keine Leute sehen wollte, sondern einfach mal so die Ruhe gebraucht habe auch."

…über den noch größeren Bekanntheitsgrad:

"Man ist ein Stück weit schon auch ein bisschen umsichtiger, wenn man auch zum Einkaufen geht. Und man weiß schon, jetzt ist ein anderer Fokus auch auf einem. Das war jetzt vielleicht vor zwei, drei, vier Jahren noch nicht so, dass man da irgendwie gedacht hat, wie gehe ich jetzt im Supermarkt? Und dann muss man sich dem auch bewusst sein." (...)

"Man fühlt sich dann schon ein bisschen beobachtet. Also gerade von den Menschen, die einen dann nicht ansprechen, sondern nur aus der Ferne schauen und dann so ein bisschen mit dem Finger zeigen, so dass es halt irgendwo unangenehm ist."

Giulia Gwinn spricht mit Sky über den steigenden Bekanntheitsgrad nach der EM. Das sei aber nicht immer positiv überall erkannt zu werden.

Gwinn will Wolfsburg "ärgern"

…über den kommenden Titelkampf und die Titelambitionen:

"Natürlich, das ist unser Anspruch. Das war auch im vergangenen Jahr unser Anspruch. Da hat es leider nicht gereicht. Aber wir haben vor zwei Jahren bewiesen, dass wir es können. Und deswegen, da wollen wir wieder anknüpfen und das wollen wir wieder so erleben, einfach weil es einfach superschöne Momente waren. (...) Und ich glaube, wir sind auf jeden Fall wieder im Zweikampf mit Wolfsburg und wollen die ärgern und wollen nicht, dass sie den Titel verteidigen. Deswegen werden es sicher wieder spannende Spiele."

…über die Unausgeglichenheit in der Liga und die Schwierigkeit daher, den Hype weiterzutragen:

"Wir haben Mannschaften, oder Spielerinnen in Mannschaften, die wirklich 40 Stunden die Woche arbeiten, die sich abhetzen, dass sie irgendwie noch zum Training kommen. Und dann ist es einfach keine Wettbewerbsfähigkeit, sage ich mal, weil einfach der Wettbewerb nicht ausgeglichen ist. Und dann werden es immer die Vereine sein, wie jetzt Wolfsburg, Bayern, vielleicht Eintracht Frankfurt, Hoffenheim, die wirklich jetzt auch investiert haben. Aber alle anderen trainieren frühmorgens und spätabends und arbeiten dazwischen. Dann wird's sehr, sehr schwer. Und da kann man den Spielerinnen gar keinen Vorwurf machen, sondern da muss sich einfach was tun mit den ganzen Strukturen, Infrastrukturen und einfach, dass gerechte Bedingungen geschaffen werden. (...)

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Gwinn:"brauchen gute Strukturen"

"Wir wollen nicht, dass es ein Sommermärchen ist und die Euphorie dann wieder abflacht, sondern wir wollen das aufrechterhalten. Aber es ist natürlich schwierig, wenn du dann irgendwie am Wochenende wieder vor 200 Zuschauern spielst, weil ja das Spiel einfach nicht so attraktiv klingt. Deswegen brauchen wir einfach diese, diese guten Strukturen und müssen das von unten auf die Basis einfach schaffen, dass das wirklich auf professionellem Niveau ausgeübt werden kann."

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