Jonathan Burkardt zählt zu den torgefährlichsten deutschen Stürmern in der Bundesliga - dennoch ist der 21-Jährige gleichsam bodenständig mit einer besonderen Aversion für Social Media für seine Generation.
Jonathan Burkardt ist erst 21 Jahre jung, spielt jedoch bereits seit drei Jahren in der höchsten deutschen Fußballklasse (51 Spiele, 8 Tore). Im Sommer triumphierte der Mainzer Shooting-Star an der Seite von Lukas Nmecha, Ridle Baku oder auch Florian Wirtz bei der U21-Europameisterschaft in Ungarn & Slowenien. Im Finale besiegte die DFB-Elf Portugal mit 1:0. Der Scheinwerfer strahlte auf die deutschen Nachwuchshoffnungen - und Jonathan Burkardt mittendrin.
Doch für einen jungen Spieler, der auch in der Bundesliga Woche für Woche im Rampenlicht steht, offenbart Burkardt ein seltenes Phänomen seiner Generation: Burkardt besitzt keinen Instagram-Account! "Da muss man sich anhören: 'Oh man, ich hätte dich gerne markiert, aber jetzt muss ich dir den Link schicken…'", gesteht der Mainzer im exklusiven Sky Interview. "Aber ansonsten habe ich auch viel positive Rückmeldung bekommen von meinen Teamkollegen", ergänzt der Stürmer erleichtert.
Burkardt hat keinen Instagram-Account
Abitur, bodenständig, kein Instagram-Account, kein Partygänger: Burkardt verkörpert ein kaum noch zu glauben gewagtes Profil eines Profi-Fußballers seines Alters. Oder ist er einfach nur ein "Streber"? "Streber weiß ich nicht. Vielleicht bin ich ein bisschen langweiliger als andere, weil ich nicht gerne auf Partys gehe und weil ich kein Instagram habe, aber damit bin ich fein. Ich vermisse da nichts, ich hab auch in meiner Jugend nicht viel vermisst. Ich habe mich immer drauf konzentriert, beim Training fit zu sein. So bin ich halt."
Der Fokus des Angreifers liegt scheinbar einzig und allein auf das Toreschießen. Und das mit großem Erfolg. Burkardt ist aktuell einer der torgefährlichsten deutschen Stürmer in der Bundesliga. Nur Bayern-Star Serge Gnabry (6) hat einen Treffer mehr auf dem Konto als der gebürtige Darmstädter (5).
Zurückhaltung, Fleiß und akribische Arbeit sind die Erfolgsfaktoren des U21-Europameisters. Aber der Youngster hat seit seinem Debüt im deutschen Oberhaus vor drei Jahren auch einen großen Schritt in seiner Persönlichkeitsentwicklung gemacht. "Ich glaube, ich bin erwachsener geworden, habe mehr Selbstvertrauen bekommen. Das sind die zwei großen Punkte, die sich verändert haben."
Flick rief Burkardt bereits an
Mit dem FSV Mainz spielt der 1,81 Meter große Mittelstürmer eine starke Saison. Die Turbulenzen aus der Vorsaison konnte Trainer Bo Svensson aus den Kleidern schütteln. Der Blick geht nach vorne - dennoch mit Vorsicht: "Wir schauen momentan ein bisschen mehr nach unten als nach oben, würde ich sagen, weil wir auch wissen, wo wir herkommen. Aber es wäre natürlich schön, wenn wir eine gesicherte Saison spielen, wonach es momentan aussieht. Da kann man auch ehrlich sein. Das Wichtige ist, dass Mainz das ist, wofür es mal stand. Dass die Leute wieder ins Stadion kommen, gerne hingehen", sagt Burkardt.
Damit die Rheinhessen mit den unteren Tabellenregionen - aktuell Platz sieben - wenig zu tun bekommen, legt Burkardt bei den 05ern Extra-Trainingseinheiten für Stürmer ein. "Über einen längeren Zeitraum kann es viel ausmachen. Das Wichtigste beim Stürmer ist der Torabschluss. Das wird dadurch trainiert. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, der den Spieler besser macht. Deshalb macht das sehr viel aus."
Vielleicht auch bald bei der A-Nationalmannschaft? Vor der Nominierung für die WM-Qualifikationsspiele gegen Liechtenstein und Armenien bekam die deutsche Sturm-Hoffnung bereits einen Anruf vom Bundestrainer. Hansi Flick habe ihm mitgeteilt, "dass ich auf dem Schirm bin. Das ist eine große Form der Wertschätzung für mich", sagte der U21-Kapitän am Montag: "Es war schon schön, einen Anruf zu erhalten."
Kurioses Telefonat mit dem Bundestrainer
Aber auch bei diesem Telefonat lief nicht alles ohne das kuriose Etwas, dass Burkardt so bodenständig, sympathisch erstrahlen lässt. "Ich hatte zwei verpasste Anrufe von einer unbekannten Nummer. Da ich einen Wasserschaden bei mir zu Hause hatte, dachte ich, das wäre der Sanitärdienst."
Wann dem Anruf auch ein Einsatz unter Hansi Flick folgen wird, da setzt sich Burkardt keinen Druck aus: "Ich glaube, es geht erst mal darum, Leistungen in der Bundesliga zu bestätigen, in der U21 als Kapitän voran zu gehen. Und dann wäre es schön, wenn es dann irgendwann kommt. Aber ich bin jetzt nicht scharf darauf zu sagen, nächstes Jahr muss es soweit sein oder in zwei Jahren. Ich bin glücklich, wenn ich es irgendwann in meiner Karriere schaffe, weil es so eine große Sache ist, da oben dabei zu sein. Deshalb setze ich mir kein Limit."
Leistungen wie diese bleiben natürlich nicht nur dem Bundestrainer unbemerkt, sondern rufen zahlreiche Interessenten auf den Schirm - sollte man vermuten. Einen konkreten Karriereplan hat der Youngster jedoch noch nicht. "Ich habe auch keine Anfragen mitbekommen, mein Berater blockt ab, falls was kommen sollte. Ich kriege davon nichts mit. Das ist gut so, weil ich mich auf Mainz 05 konzentrieren sollte. Wir haben noch so eine lange Saison vor uns, in der wir viel erreichen wollen. Das ist das Allerwichtigste."