Dank eines Blitzstarts und Kapitänin Alex Popp schlägt Deutschland die favorisierten Spanierinnen und zieht in die nächste Runde der EM ein. Die deutsche Defensive lässt die Gegnerinnen verzweifeln.
Mit einem Turbo-Tor und gnadenloser Effizienz sind die deutschen Fußballerinnen vorzeitig als Gruppensieger ins EM-Viertelfinale gestürmt. Vier Tage nach dem Traumstart gegen Dänemark (4:0) gewann der achtmalige Titelträger dank einer erneut beeindruckenden Teamleistung 2:0 (2:0) gegen Mitfavorit Spanien. (Der LIVEBLOG zum Spiel zum Nachlesen)
Klara Bühl (3.) nach 138 Sekunden und Kapitänin Alexandra Popp (37.) trafen für die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die am Samstag beim bedeutungslosen Vorrundenabschluss gegen das bereits ausgeschiedene Finnland Kräfte schonen kann. Deutschland blieb auch im siebten Duell mit Spanien ohne Niederlage.
Durch den Sieg in der Gruppe B gehen die Deutschen den starken Gastgeberinnen aus England im Viertelfinale aus dem Weg und treffen am 21. Juli auf den Zweiten der Gruppe A - derzeit ist das Österreich. (Zum EM-Spielplan)
Popp ersetzt Schüller
Vor 16.037 Zuschauern im Brentford Community Stadium von London führte Popp die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf den Platz. Die 31-Jährige, die nach Knieverletzung und Corona-Infektion wie schon gegen Dänemark eigentlich als Edeljoker eingeplant war, ersetzte Lea Schüller. Die Bundesliga-Torschützenkönigin, die im ersten Spiel noch getroffen hatte, wurde vom Coronavirus ausgebremst. Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann fehlte aufgrund von Knieproblemen.
Der personelle Wechsel von Schüller zur international erfahrenen Popp sollte die Spanierinnen verunsichern. "Der Hintergedanke ist, dass wir mit Alex etwas beim Gegner auslösen wollen", sagte Voss-Tecklenburg kurz vor dem Anpfiff in der ARD. (Born for this - die Frauen-Doku bei Sky)
Unter den Augen von DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff ging der Plan der Bundestrainerin perfekt auf. Bühl nutzte einen Aussetzer der spanischen Torhüterin Sandra Panos zur frühen Führung für den zweimaligen Weltmeister und Olympiasieger von 2016.
Popp trifft per Kopf
Nach dem Treffer lauerten die Deutschen, die nach zwei enttäuschenden Turnieren zuletzt (Viertelfinal-Aus bei WM und EM) vor der Endrunde nicht zu den Topfavoriten gezählt wurden, vornehmlich auf Konter. Diese Taktik ging fast nach hinten los, Lucia Garcia konnte die große Chance zum Ausgleich aber nicht nutzen (10.).
In den Minuten danach hielten die Spanierinnen, die auch ohne ihre verletzte Weltfußballerin Alexia Putellas und die fehlende Rekordtorschützin Jennifer Hermoso zum Auftakt klar gegen Finnland gewonnen hatten (4:1), den Druck aufrecht. Mariona Caldentey verfehlte nur knapp (18.).
Auch Mitte der ersten Hälfte kam von den Deutschen in der Offensive zu wenig. Spanien dominierte, der Ausgleich lag in der Luft. Stattdessen erzielte Popp nach einer Ecke der gegen Finnland gesperrten Felicitas Rauch per Kopf ihr 55. Länderspieltor - es war der zweite Ball, der auf das spanische Tor kam.
Zum Durchklicken: Der deutsche EM-Kader
Rote Karte für Spanien bleibt aus
Zu Beginn des zweiten Durchgangs ersetzte Lena Lattwein die angeschlagene Lina Magull. Das änderte nichts an der risikoreichen Strategie, den Spanierinnen weitgehend den Ball zu überlassen. Die brenzligen Situationen im deutschen Strafraum häuften sich erneut.
In der 57. Minute forderten die Deutschen wohl zu Recht eine Rote Karte für die spanische Abwehrchefin Irene Paredes, die Popp auf dem Weg zum Tor am Trikot gehalten hatte. Doch weder die französische Schiedsrichterin Stephanie Frappart noch der Video-Assistent griffen ein. Kurz darauf war Schluss für Popp, die von Tabea Waßmuth ersetzt wurde (62.).
Neun Minuten später rettete Torhüterin Merle Frohms mit einer überragenden Parade gegen Caldentey. Das vermeintliche 3:0 durch Waßmuth (81.) fand wegen klarer Abseitsstellung keine Anerkennung. Kurz vor Schluss sah Lena Oberdorf noch Gelb und ist gegen Finnland ebenfalls gesperrt.