Mit seinen erst 17 Jahren spielte sich Barca-Youngster Gavi bei seinem Debüt für die spanische Nationalmannschaft gegen Italien in den Vordergrund. Das Mittelfeldjuwel ist ein weiteres Versprechen für eine goldene Zukunft der Seleccion.
Mit seinen 17 Jahren und 62 Tagen zauberte der Youngster im Mailänder Guiseppe-Meazza-Stadion wie ein erfahrener Routinier, leitete Angriff um Angriff ein und hielt auch in den Zweikämpfen gegen seine direkten Gegenspieler Marco Verratti und Jorginho robust dagegen.
"Gavi hat mich beeindruckt. Ich kannte ihn vorher nicht. Er hat ein tolles Spiel abgeliefert und man sieht, dass er enormes Potenzial hat", meinte Italiens Linksverteidiger Emerson am Mikrofon des italienischen TV-Senders Rai.
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Enrique schwärmt von Gavi
Spanien hatte den Europameister von Beginn an fest im Griff. Angetrieben vom "historischen Gavi", wie ihn die spanische Sporttageszeitung Mundo Deportivo bezeichnete, erinnerte die Seleccion von ihrer dominanten Spielweise an den FC Barcelona zu seinen besten Zeiten unter Pep Guardiola. Nur hieß der Taktgeber nicht Xavi, sondern Gavi.
"Seine Leistung war unmenschlich. Er besitzt in seinem jungen Alter bereits eine starke Persönlichkeit und ist so gut am Ball. Seine Spielweise passt perfekt zu unserem System. Er bewegt sich gut zwischen den Linien, spielt sehr körperlich und verliert keinen Ball. Er kann die Zukunft unserer Nationalmannschaft sein, aber er kann auch ihre Gegenwart sein", schwärmte Spaniens Trainer Luis Enrique nach dem Spiel.
Dabei ist Gavi nur ein heller Stern unter vielen, den Enrique im Kader hat. In der Defensive stehen dem Coach vor Torwart Unai Simon (24 Jahre) unter anderem Eric Garcia (20) und Pau Torres (24) zur Verfügung. Im offensiven Bereich ersetze gegen Italien der erst 18-jährige Yeremy Pino in der zweiten Halbzeit den Doppeltorschützen Ferran Torres (21).
Junge spanische Generation mit viel Potenzial
Zudem haben auch Spieler wie Rodri (25) oder Mikel Oyarzabal (24) ihre Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen. Ganz zu schweigen von den beiden Barca-Nachwuchstalenten Pedri und Ansu Fati (beide 18), die in Mailand aufgrund ihrer Verletzungsgeschichten nicht zum Team gehörten.
"Spanien ist ein Weltklasse-Team mit so vielen jungen und guten Spielern. Man muss sie ein bisschen bewundern", sagte Italiens Emersons. Vor allem mit Blick auf die WM im kommenden Jahr in Katar sowie die EM 2024 in Deutschland ist mit den Iberern und ihrer nächsten goldenen Generation zu rechnen.
Interessant ist vor allem, dass Trainer Enrique anders als Ex-Bundestrainer Joachim Löw sowie Nachfolger Hansi Flick nicht auf einen starken Block von Spielern aus wenigen Vereinen baut. Im Kader für das Nations-League-Finalturnier sind 23 Akteure aus zwölf Klubs vertreten.
Enrique wehrt sich gegen Kritik aus der Heimat
Enrique hat offenbar insbesondere ein Faible für Spieler spanischer Vereine aus der zweiten Garde wie Athletic Bilbao, Real Sociedad, FC Valencia oder FC Villarreal. Vielleicht auch weil der 51-jährige Trainer selbst mit Gijon, einer Stadt im Norden Spaniens, nicht aus einer der Topadressen im spanischen Spitzenfußball kommt.
Die Auswahl seines Personals hat Enrique in der jüngeren Vergangenheit häufig sehr viel Kritik aus der Heimat entgegengebracht. Die Fans, die Presse und allen voran Real Madrid bemängelten seine Entscheidungen. Bei der EM im Sommer hatte Enrique keinen einzigen Akteur der Königlichen nominiert.
"Wir glauben an die Arbeit von Luis Enrique", verteidigte Routinier Jordi Alba am Rande der Euro die Marschroute des Trainers. Dieser gilt in Spanien als Sturkopf, der konsequent seine Linie durchzieht. Und die Ergebnisse geben ihm recht.
Enrique lässt Ergebnisse für sich sprechen
Spanien fiel nach den Titeln bei der WM 2010 sowie den EM-Turnieren 2008 und 2012 in ein sportliches Loch, bei den großen Turnieren im Anschluss folgte jeweils ein frühes Aus.
Bei der Euro 2020 führte Enrique die Seleccion bis ins Halbfinale, wo das Team Italien unterlag. In der Nations League schaffte Spanien gegen die Squadra Azzurra nun die Revanche. Mit einer dominanten Spielweise, 75 Prozent Ballbesitz und viel Zielstrebigkeit Richtung Tor.
"Was mir am meisten gefallen hat, war die Entschlossenheit meiner Mannschaft. Wir haben es geschafft, gegen einen großartigen Gegner unseren Spielstil durchzusetzen", zeigte sich Enrique begeistert.
Spanien in der Breite extrem gut aufgestellt
Dass dabei Stammspieler wie der Leipziger Dani Olmo, Juventus-Torjäger Alvaro Morata sowie die langjährigen Leistungsträger Sergio Ramos (PSG) und Alba (FC Barcelona) fehlten, machte qualitativ keinen Unterschied.
Die Iberer sind in der Breite extrem gut aufgestellt. "Meine Spielerliste ist lang. Sie zählt 40 bis 50 Spieler, die es verdient haben, das spanische Trikot zu tragen", so Enrique.
Mit der Generation um Gavi, Ferran Torres und Co. ist bei großen Turnieren definitiv zu rechnen.