Gehört das DFB-Team wieder zur Weltspitze?

Einen tollen Fußball-Abend boten die deutschen Stars ihren Fans im Stadion und vor dem Fernseher.

Von Sky Sport,

Image: Die deutsche Nationalmannschaft ist im Viertelfinale der Nations League gesetzt.

Lothar Matthäus sieht eines der besten deutschen Spiele jemals, Bundestrainer Julian Nagelsmann findet, dass Deutschland wieder näher an der Weltspitze ist.

Aus Freiburg berichtet Fabian Schreiner

7:0 gegen Bosnien & Herzegowina!

Die deutsche Nationalmannschaft brannte bei ihrer Länderspiel-Rückkehr nach Freiburg ein echtes Feuerwerk ab. In seiner Rolle als RTL-Experte ließ sich Lothar Matthäus deshalb gar zu der Aussage leiten: "Eines der besten Spiele, die ich von der deutschen Nationalmannschaft jemals gesehen habe."

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Die Bosnier waren an diesem frostigen Samstagabend im Breisgau vor den Augen von Weltmeister-Trainer Joachim Löw zwar kein Gradmesser für die DFB-Elf. Und doch hatte man sich in der jüngeren Vergangenheit oftmals gegen solche Gegner schwer getan. Vor einem Jahr wäre diese Partie vermutlich eher 2:1, statt 7:0 ausgegangen.

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"Die Deutschen haben alles richtig gemacht, was zum modernen Fußball gehört. Sowohl defensiv, wo man nicht so gefordert wurde, als auch offensiv. Die sieben Tore und wie man sie herausgespielt hat, einfach traumhaft", sagte Matthäus.

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OLIVER BAUMANN: Sein zweites Länderspiel ist ein ganz besonderes: In Freiburg an alter Wirkungsstätte hält er den Kasten sauber. Mega-Reflex gegen Gigovic, dafür gibt es sogar Szenen-Applaus von den Kollegen auf der Bank (45.) NOTE: 2
JOSHUA KIMMICH: Seine punktgenaue Flanke auf Musiala eröffnet den Torreigen (2.). Großer Offensivdrang, immer wieder ins Spiel nach vorne eingebunden. Hat aber auch Glück, dass die Bosnier seinen unglücklichen Fehler kurz vor der Pause nicht ausnutzen (45.). Muss nach 73 Minuten - begleitet vom Applaus der Fans - angeschlagen raus. NOTE: 2
JONATHAN TAH: Gegen Demirovic hat der Leverkusener alles im Griff. Verteidigt gut, konsequent, fehlerfrei. Top! NOTE: 1
ANTONIO RÜDIGER: Fels in der Brandung! An ihm prallt alles ab. Lässt überhaupt nichts anbrennen. Pusht sich und ist voll drin in den Zweikämpfen. Wird aber auch nur bedingt gefordert. NOTE: 1
MAXIMILIAN MITTELSTÄDT: Gute Leistung des Stuttgarters. Sehr aktiv. Kommt immer wieder mit Dampf über rechts und bringt einige Flanken rein. Setzt einen Volleyschuss knapp übers Tor (56.). Zwei Minuten später wird er für Henrichs ausgewechselt (58.). NOTE: 2
ROBERT ANDRICH (bis 58.): Findet bei seinem Abschluss aus rund 18 Metern die Fußspitze von Kleindienst und bereitet so das 1:0 vor. Tritt aufgrund schwacher Bosnier offensiv immer wieder in Erscheinung. Defensiv daher auch nicht wirklich gefordert. NOTE: 2
PASCAL GROß: Wie man ihn kennt: Ein gewohnt sachliches, unaufgeregtes Spiel des Dortmunders. Geht nach Kimmichs Auswechslung auf die rechte Abwehrseite. Hat bei Pech, dass Gnabry seinen Schuss unfreiwillig blockt. Das wäre das 8:0 gewesen. NOTE: 2
FLORIAN WIRTZ (bis 58.): Hat seinen genialen Moment kurz nach Wiederanpfiff. Sein flatternder Freistoß landet mit Unterstützung der Unterlatte im Netz (50.). Kurz darauf steht er goldrichtig und schnürt er den Doppelpack (57). Anschließend hat er Feierabend. Tolles Spiel des Leverkuseners. NOTE: 1
KAI HAVERTZ: Ein stetiger Unruheherd! Ist beim Führungstor beteiligt. Wird immer wieder mit Flanken gefüttert. Scheitert zunächst noch mit einem Kopfball am stark parierenden bosnischen Schlussmann. Belohnt sich wenig später mit dem 3:0 für eine starke erste Halbzeit (34.). NOTE: 1
JAMAL MUSIALA (bis 58.): Ein herausragender Auftritt der Nummer zehn - mal wieder! Sorgt mit seinem Kopfballtor nach 80 Sekunden für einen fulminanten DFB-Start. Hat richtig Bock zu zocken. Verzaubert das Freiburger Publikum mit seinen zahlreichen genialen Aktionen. NOTE: 1
TIM KLEINDIENST: Steht, wo ein Stürmer eben zu stehen hat. Feiert im dritten Länderspiel seine ersten beiden Tore im DFB-Dress (23./79.). Bewirbt sich an seinem ehemaligen Arbeitsort für weitere Startelfeinsätze. NOTE: 1
BENJAMIN HENRICHS (ab 58.): Der Leipziger kommt rein und macht gleich einen soliden Job. NOTE: 3
FELIX NMECHA (ab 58.): Kommt zu seinem ersten Einsatz unter Nagelsmann. Agiert neben BVB-Teamkollege Groß im zentralen Mittelfeld. NOTE: 3
LEROY SANE (ab 58.): Trifft bei seinem DFB-Comeback und ballt die Faust. Hat richtig Spaß, wirkt wieder deutlich spritziger als bei der EM, als er nicht zu 100 Prozent fit war. NOTE: 2
SERGE GNABRY (ab 58.): Verhindert auf kuriose Art und Weise das 8:0 von Groß. Versucht viel, bleibt aber zumeist wirkungslos. NOTE: 3
Bundestrainer Julian Nagelsmann bringt nach der 70. Minute noch ROBIN KOCH. OHNE BENOTUNG

Nicht ganz so euphorisch wie Matthäus und dennoch happy gab sich Doppelpacker Florian Wirtz in der Mixed Zone des Europa-Park Stadions: "Wir können sehr zufrieden sein. Es war ein gutes Spiel, aber wir brauchen es jetzt auch nicht zu hoch hängen. (...) Ob es das Beste war, weiß ich nicht."

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Nach dem Tore-Festival war Nagelsmann nach einer Parallele zu einer der größten Sternstunden der deutschen Fußball-Geschichte gefragt worden. Dieses 7:0, das erinnerte womöglich, was Leichtigkeit und Spielfreude anging, an das legendäre 7:1 im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien?

Florian Wirtz nach dem 7:0 der deutschen Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina.

Diesen Vergleich wollte der Bundestrainer nicht komplett mitgehen, aber grundverkehrt fand er ihn auch nicht. "Die Spielwichtigkeit war damals deutlich größer, aber Lust hatten wir heute auch", sagte Nagelsmann auf der Pressekonferenz, der sich nach diesem Spektakel, dem höchsten Sieg unter seiner DFB-Regie, höchst angetan von seinen Schützlingen zeigte.

"Ich bin sehr zufrieden mit allen Spielern. So eine gierige Mannschaft im November zu sehen, ist nicht selbstverständlich. Wir haben gegen einen tief stehenden Gegner zwölf, 13 gute Chancen herausgespielt. Ich habe für heute Abend keine fußballerischen Wünsche mehr offen."

Bundestrainer Julian Nagelsmann zur Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft.

DFB-Elf ist gierig

Apropos gierig: Bemerkenswert war, wie die deutsche Elf auch beim Stand von 5:0 oder 6:0 immer noch weiter nach vorne spielte und auf weitere Treffer drängte. Auch die Einwechselspieler brannten, gaben Vollgas. Beispiel Leroy Sane. Es erinnerte fast schon ein wenig an die Kompany-Bayern, die stetig auf dem Gaspedal bleiben.

Auch die Art und Weise, wie die sieben Treffer erzielt wurden, gefiel Nagelsmann. "Es ist wichtig, dass wir nicht immer gegen einen Zehnerblock spielen. Wir haben Tore aus Standards, Ballbesitzphasen und Umschaltmomenten gemacht. Es war ein buntes Potpourri an Toren", sagte der 37-Jährige.

Ob die Mannschaft nun schon auch wieder zur Weltspitze zähle? "Wir sind näher dran. Es ist aber schwer zu vergleichen, weil man nicht gegen jeden Gegner spielt. Die Entwicklung ist eine gute. Aber es ist noch ein Weg, ein Lernprozess. Es gibt viele gute Signale. Wir sind aber noch nicht fertig und müssen noch einige Schritte gehen," erklärte Nagelsmann, der mit seinem Team am Dienstag (20:45 Uhr) im abschließenden Gruppenspiel in Budapest auf Ungarn trifft.

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