Ilkay Gündogan spricht erstmals offen über die schwierige Zeit im DFB-Team und eine besonders schwierige Situation, die der Nationalspieler nie vergessen wird.
Im Testspiel vor der WM gegen Saudi Arabien wurde Gündogans Einwechslung von Pfiffen begleitet. Pfiffe, die dem City-Star nahe gingen. "Ich werde es bis zum Ende meines Lebens nicht vergessen: Ich musste mich nach dem Spiel in der Kabine erst einmal auf der Toilette einsperren und zehn Minuten durchatmen. Ich war sauer, enttäuscht und traurig", sagt er in einem Interview mit der Funke Mediengruppe.
Trotz der heftigen Kritik denkt Gündogan aber im Gegensatz zu Mesut Özil nicht an einen Rücktritt. "Mir ist es wichtig, mit 27 Jahren nicht aufgrund einer schwierigen Phase, die ich persönlich durchlaufen habe, alles hinzuwerfen. Die WM war leider ein großer Misserfolg. Doch es geht für mich nicht allein um Wiedergutmachung: Ich bin nach wie vor stolz, für Deutschland aufzulaufen. Ich weiß auch, was ich dem DFB in meiner Karriere zu verdanken habe."
Özil? Gündogan hätte es anders gemacht
Der Mittelfeldspieler distanziert sich von Özil: "Ich hätte es anders gemacht - weil ich von der Persönlichkeit anders bin. Ich wollte mich damals auch sofort zu dem Thema äußern und das nicht auf mir sitzen lassen. Deshalb war es auch meine Idee, den Austausch mit unserem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu suchen."
Im Trainingslager ging der City-Spieler offen mit der schwierigen Situation um: "Wir haben darüber gesprochen. Innerhalb der Mannschaft, glaube ich deshalb, hätte man nicht mehr machen können. Dass sich nicht jeder von den Spielern und Funktionären öffentlich vor uns gestellt hat, kann ich verstehen. Jeder hatte auch Angst, etwas Falsches zu sagen. Ich habe das nie verlangt. Dass wir beide mit zur WM gefahren sind, zeigt mir aber, dass die Mannschaft hinter uns stand. Der Mannschaftsrat hätte das sonst sicher angesprochen."
Unterstützung von Bierhoff
Von Oliver Bierhoff erhielten Özil und Gündogan Rückendeckung: "Im Trainingslager sind Mesut und ich zu Oliver Bierhoff gegangen. Ihn schätze ich sehr, und er stand immer hinter mir. Wir haben ihm gesagt, dass wir jederzeit gesprächsbereit sind, sollte es Fragen oder Redebedarf innerhalb der Mannschaft oder bei den Betreuern geben. Wir haben angeboten, uns mit jedem, der das im Team will, über die Thematik insgesamt zu unterhalten. Oliver Bierhoff hat dieses Angebot in einer Mannschaftssitzung auch vorgetragen."
Am Mittwoch verkündet Joachim Löw den Kader für die kommenden Länderspiele.