Der Hamburger SV taumelt immer tiefer in Richtung 2. Bundesliga und bei den Verantwortlichen und Spielern macht sich so langsam Resignation breit. Auch Ex-Trainer Mirko Slomka und Sky Experte Dietmar Hamann haben kaum noch Hoffnungen auf den Klassenerhalt.
"Ich glaube wirklich, diesmal schaffen sie es nicht!", sagte der 50-Jährige bei Wontorra - der KIA Fußball-Talk. Auch Ex-Sportdirektor Oliver Kreuzer stimmt ihm bei: "Dieses Jahr erwischt es den HSV. Sie werden absteigen."
Sky Experte Dietmar Hamann meint, in Hamburg werden zu oft Ausreden gesucht: "In Bremen hatte Florian Kohfeldt die Mannschaft in einer ähnlich prekären Situation übernommen und Werder wieder besser zurück in die Spur geführt. Warum klappt das in Hamburg nicht?"
Selbstverständnis hat sich beim HSV eingestellt
Der HSV steckt im fünften Jahr in Folge im Abstiegskampf. "Warum werden 90 Prozent der Spieler, die zum HSV kommen schlechter?", fragte sich Kreuzer.
"In Hamburg hat sich ein Selbstverständnis eingestellt, dass man unabsteigbar sei", gab Hamann einen Denkanstoß und weiß, was in der Vergangenheit falsch gemacht wurde: "Man hat verpasst auf den wichtigen Positionen Spieler zu holen, mit denen sich der Fan identifizieren kann und die Leistung bringen."
"Man musste in der vergangenen Saison einen Umbruch machen, aber in der Aufstellung am ersten Spieltag standen sechs Spieler, die in der Saison zuvor noch gegen den Abstieg spielten. Wenn man viele Spieler hat, die seit fünf Jahren unten drin stehen, dann musst du was ändern. Das ist für mich kein Umbruch", fehlt es dem Sky Experten an nötiger Konsequenz.
Fans haben Hoffnung verloren
Der Hamburger SV hatte gegen Mainz spielerisch alles versucht, war drückend überlegen, aber gewann das Spiel dennoch nicht. Es könnte ein weiterer Knackpunkt gewesen sein, der alle Hoffnungen schwinden lässt.
Auch die Fans scheinen zu resignieren. Am Samstag waren "nur" 46.000 Anhänger im Volksparkstadion. Ex-HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer "spürt schon, dass die letzten Jahre Spuren hinterlassen haben. Dass diese Wagenburgmentalität, wo man sagt, eine Stadt steht hinter einem Verein, das ist in diesem Jahr nicht mehr der Fall." Ex-HSV-Trainer Mirko Slomka pflichtet ihm mit Blick in die Vergangenheit bei: "Wir haben es damals geschafft, weil die Fans komplett hinter uns standen. Sie waren friedlich und weniger aggressiv."
Welche Änderungen müssen vorgenommen werden?
Kein Trainer schaffte es in den letzten eineinhalb Jahrzehnten zwei Jahre im Amt zu sein. Welche Änderungen müssen her? Wie radikal müssen sie sein? Für Kreuzer ist es wichtig auf Kontinuität zu setzen. "Die handelnden Personen sollten über einen gewissen Zeitraum arbeiten. Dann stellt sich eher der Erfolg ein als bei einem ständigen Wechselspiel. Aber beim HSV ist ein Wechsel auf den Führungspositionen notwendig."
Slomka sieht es anders - ein radikaler Umbruch wäre fatal. Der HSV sollte mit Vorstandsboss Heribert Bruchhagen weiter zusammenarbeiten: "Er kann weiterhin ein wichtiger Bestandteil sein im Vorstand zu arbeiten. Jens Todt ist wirklich die ärmste Sau überhaupt. Eine Umstrukturierung in der jetzigen Phase ist kompliziert. Alle Spieler auszutauschen und zudem alle Köpfe wäre auch nicht der richtige Schritt."
Hamann bringt die Situation des Bundesliga-Dinos scherzhaft auf den Punkt: "Kontinuität haben sie ja. Sie sind kontinuierlich schlecht in den letzten fünf Jahren."