Vincenzo Grifo avancierte mit seinem Elfmetertor in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zum Matchwinner des SC Freiburg. Doch vor dem Tor zum 2:1-Endstand gegen den VfL Bochum war der Italiener in einer Szene etwas glimpflich davongekommen. Sein erstes Foul der Saison sorgte für Diskussionen.
Denn Sky Experte Didi Hamann legte sich im Studio mit Alex Feuerherdt an, seines Zeichens Leiter Kommunikation und Medienarbeit der DFB Schiri GmbH. Laut des Ex-Profis hätte es in der 29. Minute auf jeden Fall eine Rote Karte für Grifo geben müssen.
Das Foul des Freiburgers an Gamboa schätzt Hamann als überhartes Einsteigen ein. Feuerherdt hingegen fand die Gelbe Karte für Grifo vertretbar, auch wenn er die Argumente für einen Platzverweis nachvollziehen konnte.
Sky gibt das Streitgespräch wieder:
Feuerherdt: "Euer Kommentator Oliver Seidler war bei Gelb und hat das auch entsprechend argumentiert. Es gibt hier natürlich gute Argumente für eine Rote Karte - die Intensität, die Dynamik. Der Knöchel knickt ein bisschen zur Seite weg. Das sind alles Argumente, wo man sagen könnte, dass es ein Platzverweis ist. Wenn es eine Rote Karte gegeben hätte, dann wäre sie auch stehen geblieben. Was könnte für Gelb sprechen? Das sogenannte Trefferbild. Getroffen wird hier die Fußseite - der Schuhrand sozusagen. Und das Trefferbild ist tatsächlich ein Kriterium, welches für die Schiedsrichter wichtig ist. Wo wird getroffen - oberhalb oder unterhalb des Knöchels? Hier war es unterhalb, sodass die Feldentscheidung Gelbe Karte aus Sicht des Video-Assistenten noch akzeptabel war. Er hat aber auch gesagt, wenn die Feldentscheidung Rot gewesen wäre, dann hätte er auch nicht eingegriffen. Solche Entscheidungen gibt es und wir können sicherlich trefflich darüber diskutieren und uns darüber streiten, ob Rot oder Gelb. Ihr seid eher bei Rot, Oliver Seidler fand die Gelbe Karte in Ordnung. Und wir haben hier auch gesagt, sie ist noch vertretbar. Aber Rot wäre keinesfalls falsch gewesen."
Hamann: "Alex, er trifft nicht den Schuh, er trifft den Knöchel. Früher hatte es ‚rohes Spiel' gegeben. Das ist eine Verletzung des Gegenspielers billigend in Kauf nehmen. Und er trifft weder den Schuh noch irgendetwas anderes, er trifft ihn voll auf dem Knöchel. Er hat ja keine Basketball-Stiefel an, er trifft voll den Knöchel. Er hat großes, großes Glück, dass ihm nichts durchbricht. Wenn das keine Rote Karte ist… Schau' dir das mal an. Und erzähl' mir nichts vom Trefferbild. Das ist eine Rote Karte."
Feuerherdt: "Er trifft aus meiner Sicht die Schuhseite und trifft ihn nicht direkt auf dem Knöchel. Da haben wir offensichtlich schon eine Diskrepanz in der Wahrnehmung. Das ist der Schuhrand, den er letztlich trifft. Er setzt tatsächlich auf mit der Fußspitze am Knöchel. Aber der letztendliche Volltreffer erfolgt dann an der Fußseite."
Hamann: "Woher weißt denn du, bis wohin der Schuh geht. Das sieht man doch gar nicht. Er trifft ihn am Knöchel und er hat großes Glück, dass er sich den Knöchel nicht bricht. Und wenn wir für so etwas keine Rote Karte geben, dann können wir aufhören. Und dann brauchen wir diesen Videobeweis nicht. Schau' dir das mal an. Wo ist denn da der Schuh? Der Schuh geht doch nicht bis zum Schienbein. Wo ist denn der Schuh? Wo trifft er da den Schuh?"
Feuerherdt: "Er trifft ihn trotzdem an der Fußseite und nicht auf den Knöchel mit der offenen Sohle. Das ist der Grund, warum wir gesagt haben, die Gelbe Karte ist noch akzeptabel. Aber eine Rote Karte wäre keinesfalls falsch gewesen - aufgrund der Dynamik. Aber es ist kein Treffer oberhalb des Knöchels gewesen."
Hamann: "Alex, ihr dreht es euch so hin, wie ihr es braucht. Und am Ende der Saison kommen wieder die DFB-Statistik und es heißt: Einmal hat der Videobeweis falsch entschieden. Es waren dieses Jahr schon zehn Situationen, wo ihr falsch entschieden habt - und ihr dreht es euch jede Woche so hin, wie ihr es braucht."
Feuerherdt: "Da muss ich deutlich widersprechen. Wir hatten jetzt schon diverse Schalten, da war immer alles schiedlich, friedlich. Da habe ich also keine zehn Fehler vorgerechnet bekommen. Deswegen bin ich etwas verwundert. Ich bleibe dabei: Eine Rote Karte wäre in Ordnung gewesen, aber eine Gelbe Karte keinesfalls falsch. Wenn wir da Meinungsverschiedenheiten haben, ist das vollkommen in Ordnung. Aber ich kann die Schärfe, ehrlich gesagt, nicht verstehen. Das ist keine Entscheidung, die 100 zu null für Rot ist."
Grifo hat sich zweimal bei Gamboa entschuldigt
Die letzten Worte in der Dikussion gehören dem "Übeltäter" Vincenzo Grifo: "Ja, das sieht übel aus. Es ist am Knöchel. Ich kann mich nicht beschweren. Es ist vielleicht fifty-fifty, das kann Rot geben. Ich bin der letzte Mensch, der jemandem weh tun möchte. Es war mein erstes Foul, ich komme einen Tick zu spät", gestand Grifo in der Nachbetrachtung der Szene am Sky Mikro:
"Es tut mir total leid, ich habe mich auch zweimal entschuldigt. Es war null meine Absicht. Letztendlich geht es um Zentimeter, ob es ein bisschen weiter oben oder ein bisschen weiter unten ist. Deswegen bin ich gottfroh, dass ich noch weiter auf dem Platz stand."
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