Die Causa Mesut Özil, das vorzeitige WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft sowie deren Zukunft sorgen weiterhin für Diskussionsstoff. Im Rahmen des Grand Slams in Wimbledon hat sich auch Sky Experte Dietmar Hamann zu den Themen geäußert und dabei nicht mit Kritik gespart.
"Der DFB hat sich ohne Disziplin und ohne Führung verkauft", kritisiert der Sky Experte und geht dabei auch ins Detail. "Es ging im ersten Spiel los, als man viele Konterchancen zugelassen hat. Das war disziplinlos."
Auch im zweiten Spiel gegen Schweden, das man zwar gewonnen habe, setzte sich dieses Verhalten fort, als "zwei Offizielle den Verlierer verhöhnen und sich über sie lustig machen", ergänzt Hamann.
Die unschöne Krönung gab es laut des Sky Experten in der dritten Partie gegen Südkorea, "als Manuel Neuer die letzten fünf Minuten im Feld spielt. Als das zweite Gegentor fällt, sind fünf Spieler hinter ihm. Das sind einfach Disziplinlosigkeiten."
Hamann stellt DFB-Führung in Frage
Die Vielzahl dieser lässt Hamann an der aktuellen DFB-Führung und deren Qualitäten zweifeln. "Deswegen habe ich mich auch gewundert, dass so kurz nach der WM, wo ja noch gar nicht die Zeit gewesen sein konnte, das alles aufzuarbeiten, die Entscheidung fällt, mit dem Bundestrainer weiterzumachen."
Für den 44-Jährigen müssen nun dringend Maßnahmen ergriffen werden, um den Turnaround zu schaffen. "Man muss erstmal schauen, dass man wieder Führung reinkriegt. Wenn jetzt Sachen rauskommen, dass im Hotel das Internet abgestellt werden musste, weil die Spieler bis spät in die Nacht irgendwelche Spiele gemacht haben, zeigt das, dass in den letzten Monaten eine Situation entstanden ist, in der jeder gemacht hat, was er will."
Dies führte dazu, dass "jeder seine Eigeninteressen über die der Mannschaft stellt. Das hat man bei der WM auch gesehen, so haben sie gespielt."
Zweifel an Erfolgen mit Löw
Ob man diese Situation aber mit den aktuellen Verantwortlichen um Manger Oliver Bierhoff und Trainer Löw ändern kann, bleibt für Hamann aus einem ganz bestimmten Grund offen.
"Man hört, dass sich gerade junge Spieler nach dem Confed Cup benachteiligt gefühlt und dem Trainer vorgeworfen haben, dass er die Alten besser behandelt hätte. Deswegen sehe ich das große Problem, wenn du mit Jogi Löw weitermachst. Ein Sané, ein Brandt, ein Draxler, ein Goretzka, das sind die Jungs, die du in den nächsten Jahren brauchst - und ob da das Vertrauensverhältnis so ist, wie es sein sollte, um Erfolg zu haben? Ich weiß es nicht."
Hamann kritisiert Umgang mit Causa Özil
Nicht nur sportlich habe der DFB Fehler gemacht. Auch in der Causa Mesut Özil wirft der Sky Experte dem Verband und den verantwortlichen Personen Fehlverhalten vor.
"Ich bin der Meinung, dass diese Sache wie eine dunkle Wolke über der Mannschaft gehangen ist. Es hilft nicht, wenn du so zu einem Turnier fährst. Du brauchst eigentlich eine Truppe, in der jeder - Mannschaft, Trainerstab, Physios - an einem Strang ziehen. Dies war nicht der Fall und diese Sache hat dazu beigetragen", bemängelt Hamann und kritisiert vor allem das Timing.
"Hinterher zu sagen, wir müssen mit der Sache offensiv umgehen - das hätte man vor sechs oder acht Wochen machen müssen. Dass du so nicht zur WM fahren kannst, war - denke ich - allen klar. Und jetzt zu sagen, wir hätten das machen müssen und Özil muss sich erklären, halte ich einfach für verspätet, schwach und nicht richtig."