Hertha BSC vergibt seinen dritten Matchball auf den direkten Klassenerhalt und muss in die Relegation. Es passt zur vermaledeiten Saison des Klubs, zumal auch die hellseherischen Fähigkeiten von Felix Magath nicht Warnung genug waren. Deshalb sind die Berliner selbst schuld, meint Sky Redakteur Robin Schmidt.
Was war das für ein spätes Drama im Abstiegsfinale der Bundesliga! Mit einem Tor in der Nachspielzeit hat der VfB Stuttgart Hertha BSC in den letzten Sekunden den direkten Klassenerhalt entrissen und die Berliner in die Relegation geschickt. Felix Magath dürfte das allerdings nicht wirklich schockiert haben.
Auch wenn er jahrelang raus war aus dem aktiven Geschäft, ist und bleibt er ein absoluter Kenner der Branche. "Als ich diesen Job übernommen habe, war ich sicher, dass wir in der Relegation gegen den HSV spielen." Aufgepasst: Diese Aussage hat der Hertha-Coach nicht nach der 1:2-Niederlage bei Borussia Dortmund und dem Abrutschen auf Platz 16 getätigt, sondern am 30. April. Zwei Spieltage vor Schluss bei vier Punkten Vorsprung auf den VfB Stuttgart. Damals noch von einigen belächelt, ist seine Prophezeiung nun zu 50 Prozent wahr geworden.
Relegation ist sinnbildlich für die Hertha-Saison
Dabei hatte der passionierte Schachspieler mit eigentlich cleveren Zügen wirklich alles versucht, damit seine Vorhersage nicht eintritt. Er griff die Bayern vor deren Spiel gegen Stuttgart (2:2) an, überraschte auf der Pressekonferenz vor dem Mainz-Spiel mit einem ungewohnt emotionalen Ausbruch und hielt unter der Woche eine minutenlange Brandrede im Training. Alles, um die Sinne zu schärfen und vor allem, um seine Spieler wachzurütteln. Allein: Es hat nichts genützt.
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Die Hertha hat eine glänzende Ausgangsposition völlig leichtfertig verspielt. Scheinbar wurde der Klassenerhalt nach dem 2:0-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart bei drei Matchbällen als Formsache angesehen. Ein fataler Irrtum, der sich nun in Form der Relegation rächt, aber zu einer von reichlich Chaos und Unruhen geprägten Saison der Berliner passt. Doch wer nicht dazu in der Lage ist, einen von drei Matchbällen aus eigener Kraft zu nutzen, der hat nichts anderes verdient. Für Magath verlängert sich damit seine Rettungsmission - wie selbst von ihm erwartet - um zwei Spiele.
Hertha fehlt die richtige Mentalität
Der gewiefte Trainer-Veteran hat es mit seinen Methoden innerhalb weniger Wochen geschafft, die konditionellen Defizite zu beseitigen und die Hertha-Profis körperlich auf ein ansprechendes Niveau zu hieven. Er hat aus ihnen "Maschinen" gemacht, wie es Kevin-Prince Boateng formulierte. Maschinen, aber keine Mentalitätsmonster. Und die Einstellung entscheidet besonders im Abstiegskampf über Wohl und Wehe.
Magath mag ein Schleifer und Hellseher sein, aber ein Magier ist er nicht. Die Hertha hat in dieser Saison oftmals die richtige Haltung vermissen lassen, sich nur selten als Einheit präsentiert. Die teilweise blutleeren Auftritte im Saisonendspurt mit dem Ziel kurz vor Augen sprechen für sich. Unabhängig vom Ausgang der Relegation steht Sportvorstand Fredi Bobic im Sommer jede Menge Arbeit ins Haus.
Sollte der HSV am Sonntag in der 2. Liga Platz drei verteidigen, wäre Magaths Prophezeiung zu einhundert Prozent erfüllt. Eine Relegation mit Hertha BSC ausgerechnet gegen seinen Herzensverein, seine alte Liebe. Mindestens 180 Minuten Drama wären bei diesem Szenario garantiert. Aber Magath hat es ja schon immer gewusst ...
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