Hertha BSC News: Bilanz seit Einstieg von Investor Lars Windhorst

Die Windhorst-Ära: Transfer-Flops, Trainer-Verschleiß, Causa Klinsmann

Von Lars Pricken

Image: Für die Hertha ging es seit dem Einstieg des Millionenschweren Investors Lars Windhorst nur noch bergab.

Hertha-Investor Lars Windhorst hat am Mittwoch für einen lauten Knall gesorgt. In einem Interview kritisierte der Haupteigner der Berliner die Klubführung scharf und gestand sein Engagement zu bereuen. Die erschreckende Bilanz seit dem Einstieg des Millionärs zeigt warum.

Im Juni 2019 gab die Hertha den bislang größten Investoren-Deal der Bundesliga-Historie offiziell bekannt. Windhorst investierte über seine Firma Tennor Holding B.V. rund 125 Millionen Euro in den Klub und erwarb 36,3 Prozent der Anteile der Hertha GmbH & Co. KGaA. Mittlerweile flossen rund 375 Millionen Euro und der Tennor Group gehören 66,6 Prozent der Klub-GmbH.

"Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten 'Big City Club' werden", freute sich Michael Preetz damals über das Engagement des neuen Großinvestors. Seit dem Einstieg sind zwar ähnliche Summen wie bei einigen Spitzenklubs geflossen, ähnlichen Erfolg sind die Herthaner ihrem Gönner bislang allerdings schuldig geblieben.

Zum Durchklicken: Die Hertha-Bilanz seit Windhorst-Einstieg

TRANSFERS: Vor allem im ersten Sommer war die Hertha investierfreudig. Als Stars angekündigt kamen 2019 u.a. Dodi Lukebakio (20 Mio.) und Kristof Piatek (24 Mio.). Beide haben nicht wie gewünscht funktioniert und sind derzeit verliehen.
Lucas Tousart (25 Mio.) ist nur noch Rotationsspieler, Hoffnungsträger wie Cunha oder Cordoba wurden immerhin mit Gewinn verkauft. Ein sportlicher Mehrwert blieb aus. Bilanz seit 2019: Minus 83 Mio. Euro. Hinzu kommt der angehobene Gehalts-Etat.
TRAINER: Seit Sommer 2019 haben die Herthaner sechs Chef-Trainer beschäftigt. Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri, Bruno Labbadia (r.), Pal Dardai (l.) und Tayfun Korkut. Kein Bundesligist hatte seither mehr Coaches.
Korkut übernahm Ende November von Dardai. Mit nur neun Punkten aus elf Liga-Partien bleibt der bis Saisonende gebundene Trainer hinter den Erwartungen. Nach acht Spielen ohne Sieg machen Gerüchte über eine vorzeitige Trennung die Runde.
SPORTLICH: Die letzte Saison vor dem Einstieg von Windhorst 2018/2019 beendeten die Berliner auf Rang 11 mit 43 Punkten. in der ersten Spielzeit nach dem Geldregen wurde es Platz 10 mit ''nur'' 40 Punkten. 2020/2021 dann der erste Abstiegskampf.
Mit Ach und Krach entgingen die Berliner letztes Jahr der Relegation: Platz 14, 35 Punkte, zwei Zähler vor Rang 16. Auch diese Saison heißt es zittern statt zaubern. Aktuell steht die Hertha auf dem 16. Rang.
FANS: Bei den Anhängern kippt die Stimmung langsam. Nachdem die Hertha im Pokal eine Pleite gegen Stadt-Rivale Union kassierte, hingen Fans ein ''Schande!''-Plakat vor der Geschäftsstelle auf. Pfiffe sind keine Seltenheit mehr.
CAUSA KLINSMANN: Schon mit Einstieg bei der Hertha holte sich Windhorst Jürgen Klinsmann als Experten in den Aufsichtsrat. Der Ex-Bundestrainer übernahm praktischerweise für Covic als Interims-Coach, was sich als großer Fehler herausstelllte.
Nicht nur sportlich haperte es: Die Bild leakte ein Notizbuch, in welchem er Spieler nach großem bis nicht vorhandenem ''Mehrwert'' für den Klub einstufte. Der Skandal brachte dem 'Big City Club' Hohn und Spott. Windhorst beendete die Zusammenarbeit.
CAUSA LEHMANN: Den vakanten Klinsmann-Posten im Aufsichtsrat übernahm Jens Lehmann. Doch auch dieses Engagement überdauerte nur wenige Monate. Nach einer rassistischen Nachricht an Dennis Aogo beendete Windhorst abermals die Zusammenarbeit.

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In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Capital hat Windhorst nun zu einem Rundumschlag gegen die Vereinsführung ausgeholt. "Ich habe darauf gesetzt, dass bei Hertha rational und in die Zukunft denkende Leute das Sagen haben, die auch nachhaltig den Erfolg wollen", meint der Unternehmer, der stattdessen das Bestreben nach "Machterhalts und Klüngelei" anprangert.

Statt im Rennen um die internationalen Plätze stecken die Berliner mitten im Abstiegskampf. Trainer-Fluktuation und eine ganze Reihe teurer Transfer-Flops überstrahlen vereinzelte Lichtblicke. Viele als Stars angepriesene Neuzugänge sitzen auf der Bank, lassen Leistungen vermissen oder haben die Hertha schon wieder verlassen.

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Die Trainer-Stimmen von Hertha-Coach Tayfun Korkut und Fürths Stefan Leitl (Videolänge: 0:49 Minuten).

Windhorst will die Hertha nicht aufgeben

"Bislang hat mir das Investment bei Hertha abgesehen von positiven Erfahrungen mit vielen Mitgliedern nur Nachteile gebracht", erklärt Windhorst weiter und gesteht offen, sein Investment zu bereuen. An einen Rückzug denke er aber nicht: "Ich lasse mir von niemandem dort 375 Millionen Euro verbrennen und werde darum niemals aufgeben."

Konkrete Namen nannte der 45-Jährige bei seinem Angriff auf die Funktionäre nicht. Auch Konsequenzen kündigte der Investor, der sich aus sportlichen Aspekten ursprünglich heraushalten wollte, noch nicht an.

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