Das Sensations-Comeback von Felix Magath trägt offenbar erste Früchte. Ohne den neuen Chefcoach aber mit einem ganz anderen Gesicht feiert Hertha BSC einen Befreiungsschlag gegen die TSG Hoffenheim. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse.
Die Berliner feierten am Samstagnachmittag ihren ersten Sieg in diesem Kalenderjahr. 3:0 gewann die Mannschaft vor heimischem Publikum und das ganz ohne den neuen Heilsbringer Felix Magath, der aufgrund eines positiven Coronatests nicht auf der Bank sitzen konnte.
Erste Effekte des Trainerwechsels ließen sich aber dennoch bereits beobachten.
1. Mannschaft und Trainer sind wieder eine Einheit
Magath eilt sein eigener Ruf in der Regel weit voraus und mit diesem wohl auch ein gewisser Respekt. Etwas, das der Hertha in den vergangenen Monaten ein wenig abhandengekommen war, so Sky Experte Didi Hamann. Diese Ordnung hat "Herr Magath", wie Marco Richter seinen Trainer im Sky Interview nannte, nun offenbar wieder hergestellt.
Als Ausgleich zur Strenge des 68-Jährige dient allerdings Co-Trainer Mark Fotheringham. Der Schotte präsentierte sich am Samstagnachmittag an der Seitenlinie als wahres Energiebündel. "Der Typ ist Wahnsinn", kommentierte Niklas Stark nach der Partie am Sky Mikro: "Es macht echt Spaß mit ihm zu arbeiten."
Die Mischung scheint jedenfalls zu stimmen. "Heute hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass da eine Mannschaft und ein Trainerteam war, wo alle an einem Strang ziehen", resümierte Hamann. "Man merkt, dass gerade ein Ruck durch die Mannschaft geht", bestätigte Stark.
2. Die Grundtugenden sind zurück
Spielerisch war die Hertha im Olympiastadion nicht das überlegene Team. Mit lediglich 32 Prozent Ballbesitz überließen die Hausherren den Gästen aus Hoffenheim über weite Strecken das Kommando. Die Magath-Elf überzeugte dagegen mit Engagement und Leidenschaft.
Die Berliner liefen satte sechs Kilometer mehr als der Gegner, gewannen mehr Zweikämpfe (57%) und attackierten gut gegen den Ball. Richter wurde selbst beim Interview nach Spiel noch von Krämpfen geplagt: "Das waren auf jeden Fall mehr als 100 Prozent. Wir gehen hier definitiv als verdienter Sieger vom Platz", befand der 24-Jährige
3. Der erste taktische Kniff sitzt
Doch nicht nur in Sachen Einstellung, sondern auch taktisch geht die Hertha unter Magath neue Wege. Der Trainer zog Kapitän Stark aus der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld vor.
Der 26-Jährige brauchte zwar ein wenig, um sich mit der neuen Rolle zurecht zu finden, avancierte in dieser aber letztlich zum Matchwinner. Stark erzielte den entscheidenden Führungstreffer zum 1:0 und sorgte auf der anderen Seite für defensive Stabilität. "Heute hatte er großen Anteil am Sieg", lobte Hamann über seinen persönlichen "Man oft he Match".
4. Es geht auch zu Null
Diese Stabilität spiegelt sich auch im Ergebnis wider. Erstmals seit dem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg Mitte Januar stand - gegen eine zugegebenermaßen coronageschwächte TSG - beim Hauptstadtklub wieder die Null. Neben Stark dürfte aber auch das Comeback von Stammkeeper Alexander Schwolow nach Corona-Infektion einen zusätzlichen Rückhalt geboten haben.
5. Standards als Waffe
Während die Berliner hinten den Laden dicht hielten, zeigten sie offensiv eine unglaubliche Effektivität. Von neun Torschabschlüssen kamen vier auf den Kasten von Oliver Baumann, drei davon waren drin. Und jedes der drei Tore entstand aus einem Standard.
Die Qualität von Marvin Plattenhardt als Freistoßschütze ist zwar längst kein Geheimnis mehr, aber gegen Hoffenheim fand der Linksfuß wieder dankbare Abnehmer. "Platte bringt die natürlich auch überragend rein", lobte Torschütze Stark und verriet: "Wir haben das im Training mal kurz trainiert, dass wir hinten ein bisschen überladen haben und dann einfach mal voll reinlaufen."
Hertha hat jetzt "sieben Endspiele"
Natürlich konnte Magath in nur wenigen Tagen die Hertha noch nicht auf links krempeln, aber "es hat schon ein bisschen Klick gemacht", bestätigte Richter. Nun bleibt während der Länderspielpause ein bisschen mehr Zeit für den Feinschluss. Dann stehen, wie Sportchef Fredi Bobic betonte, noch weiter "sieben Endspiele" an.
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