Am Sonntagabend überraschte der sportlich in Schieflage geratene Hertha BSC wohl ganz Fußball-Deutschland. Felix Magath übernimmt das Traineramt des entlassenen Tayfun Korkut. Ein Schachzug von Sportvorstand Fredi Bobic oder ein weiterer Fehlgriff? Ein Pro & Contra zur Personalie.
PRO: Magath ist der Typ, den Hertha jetzt braucht
Felix Magath (68) soll die Hertha retten! Seit Sonntagabend ist es offiziell, dass er die letzten acht Spiele der Saison die Alte Dame übernimmt. Viele Reaktionen im Netz fielen in die Kategorien Häme und Spott - das kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn Magath ist die Art Typ, die die Hertha jetzt braucht. Eine Autoritätsperson, eine harte Hand, ein Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt und die Spieler körperlich und mental an ihre Grenzen bringen wird.
Zuvor hat es mit zwei ganz anderen Trainertypen (Dardai und Korkut) nicht geklappt. Nun Magath. Natürlich liegt sein letzter Trainer-Job in der Bundesliga knapp zehn Jahre zurück - aber Magath soll weder irgendwelche großen Visionen vermitteln, noch den Verein oder den Kader umbauen. Er soll mit der Mannschaft, die ihm zur Verfügung steht, die Klasse halten. Er soll die von Korkut so oft angesprochenen und doch fehlenden "Basics" in Angriff nehmen. Diese Basics ändern sich im Fußball nicht und sind Magath deshalb bestens vertraut - auch mit Coaching-Pause. Disziplin, Basics, Fitness - das sind Magaths Baustellen. Für acht Spiele. Maximal zehn, wenn die Berliner auf einen Relegationsplatz landen.
Und Magath hat früher schon mehrfach bewiesen, dass er "Feuerwehrmann" kann. Er wird akribisch arbeiten und alles daran setzen, die Herthaner durch die nächsten Spiele zu peitschen. Ob dabei auch Punkte herausspringen - das weiß niemand. Es ist ein Wagnis ... das wäre jeder andere Trainer aber auch gewesen.
Von Lisa de Ruiter
CONTRA: Der Dampfhammer allein wird Hertha BSC nicht retten
Felix Magath hat die Fußball-Vita eines absoluten Klassemannes. Die hatte Otto Rehhagel übrigens auch, als er im Februar 2012 nach zwölf Jahren Bundesliga-Absenz die Retter-Mission in Berlin antrat - und die Hertha via Relegation in die Zweitklassigkeit begleitete. Das muss nichts heißen und zeitgemäß ist im Übrigen der, der Erfolg hat!
Felix Magath hat vor zehn Jahren zuletzt einen Bundesliga-Verein trainiert und einen Branchenruf wie Donnerhall. Nicht alle populistischen Klischees, die über den dreimaligen Meister-Trainer kursieren entsprechen der Wahrheit. Die offensichtlich vollkommen verunsicherten Berliner Profis brauchen aber gleichwohl mehr als nur die eisenharte Hand - sehr klare fußballerische Handlungsanweisungen zum Beispiel und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Acht Spiele Zeit hat Magath, um die feine Linie zu identifizieren zwischen unerbittlicher Konsequenz und sensiblem Gespür für eine produktive Gruppendynamik.
Ich bin skeptisch, dass Magaths aktueller Werkzeugkasten variabel genug bestückt ist. Der Dampfhammer allein wird die Hertha jedenfalls nicht retten können.
Von Sven Töllner
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