Am Dienstag gab Hertha-CEO Carsten Schmidt überraschend seinen Rücktritt bekannt. Obwohl der Abgang aus verständlichen Gründen geschah, hinterlässt er dennoch eine ungewisse Zukunft für den Hauptstadt-Klub. Auch die sportliche Krise droht handfester zu werden.
Er war der starke Mann an der Spitze der Hertha, der dem Verein wirtschaftliche Standhaftigkeit und eine moderne Ausrichtung garantieren sollte. Nun tritt Carsten Schmidt, der Vorsitzende der Berliner Geschäftsführung, nach nur zehn Monaten von seinem Amt zurück. Eine nachvollziehbare Entscheidung angesichts der genannten Beweggründe.
Mit Schmidt geht auch der neue Hertha-Weg
"Es sind ausschließlich unauflösbare private Gründe aufgrund von Krankheit in meinem direkten familiären Umfeld, die mich zu diesem Schritt veranlassten. Die Arbeit für Hertha BSC hat mir zu jeder Zeit große Freude bereitet", versichert Schmidt in einem Statement des Vereins. Und obwohl jeder Vorwurf fehl am Platz wäre, hinterlässt der Ex-CEO eine große Ungewissheit, die für die Hertha zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt kommt.
Der Verein stand lange in der Kritik, nur wie ein Fußball-Verein alter Schule und nicht wie ein modernes Unternehmen geführt worden zu sein. Schmidt versuchte an vielen Ecken und Enden zu modernisieren und den Verein im Kern umzustrukturieren. Als Antreiber dieser Entwicklung geht nun der Mann, der eine neue Vereinsstruktur und Philosophie in die Wege geleitet hat.
Klubführung bedauert Weggang von CEO
Auch die Klubführung zeigte sich ob der unerwarteten Trennung bestürzt. "Mit Bedauern haben wir dem Wunsch von Herrn Schmidt, seinen Dienstvertrag aufgrund von ausschließlich privaten Gründen umgehend aufzulösen, entgegengenommen", erklärte Präsident Werner Gegenbauer zu der Thematik und fügte hinzu: "Nach vertrauensvollen Gesprächen haben wir seiner Bitte schweren Herzens entsprochen."
Die Mannschaft dürfte der Abgang des CEOs persönlich nicht angreifen. Schmidt war nicht täglich in der Kabine oder beim Training. Doch in der prekären Situation braucht die Hertha Ruhe und der Abgang sorgt zwangsläufig für neuen Trubel. Um Schlimmeres zu verhindern, braucht der Klub eine schnelle Lösung, die in die Pläne der Vereinsführung passt.
Bobic und Schiller als Interimslösung - Nachfolger muss her
Mit den Geschäftsführern Fredi Bobic und Ingo Schiller übernehmen vorerst zwei Männer die Aufgaben Schmidts, die ebenfalls für den "neuen Weg" der Hertha stehen. Doch eine Dauerlösung dürfte das nicht sein. Gerade Bobic hat als federführender Kaderplaner in der sportlichen Misere andere Probleme zu bewältigen. Obendrein dürfte das Vertrauens-Verhältnis mit Trainer Pal Dardai angeknackst sein, nachdem dieser nach der 1:2-Niederlage gegen den SC Freiburg zum zweiten Mal seinen Rücktritt zumindest durch die Blume angeboten hat.
Auch für das Team werden die bevorstehenden Wochen keine leichten. Zwar konnte sich die Hertha nach Siegen gegen die beiden Aufsteiger Greuther Fürth und den VfL Bochum zumindest etwas freischwimmen, doch die Ansprüche des finanzkräftigen "Big City Club" sind eigentlich höher angesiedelt.
Wird Frankfurt-Duell zu Dardais Endspiel?
Die nächsten Gegner sind zusätzlich harte Brocken. Am kommenden Samstag geht es zunächst gegen Eintracht Frankfurt (ab 15:15 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 4 und mit Sky Ticket im Stream). Nach einem schwachen Start haben sich die Adler mit dem 2:1-Sieg gegen den FC Bayern am letzten Spieltag eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein abgeholt. Ein gefährlicher Gegner, der Dardai vom wackelnden Trainerstuhl schießen könnte.
Trotz der Ausgangslage geben sich die Berliner vor der Partie in Form von Kevin-Prince Boateng zuversichtlich. "Frankfurt ist eine Mannschaft auf unserer Augenhöhe. Sie können jeden schlagen, aber auch gegen jeden verlieren. Das wird ein interessantes Spiel, denn sie sind auch nicht gut gestartet", meint der Mittelfeld-Allrounder, der von seinen Mitspielern erwartet, mit breiter Brust nach Frankfurt zu reisen.
Hertha-Krise verschärft sich an allen Fronten
Das darauffolgende Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ist ein ähnlich hartes Los. Wie die Eintracht ist das Team unter einem neuen Trainer schwach gestartet, befindet sich aber stark im Aufwärtstrend. Siege gegen den BVB (1:0) und Arminia Bielefeld (3:1) haben die Fohlen in die Spur gebracht.
Erfolge, auf die die Hertha nach den letzten zwei Niederlagen - darunter das krachende 0:6 gegen RB Leipzig - weiterhin wartet. Sportliche Misere, Unruhe im Verein in Bezug auf die Kommunikation und das Traineramt sowie und eine ungewisse Zukunft auf dem Chefsessel. Der jüngste Hieb den die Hertha nun einstecken musste, lässt den Hauptstadtklub noch tiefer in die Krise taumeln.
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