Ilkay Gündogan musste sich in den vergangenen Wochen und Monaten viel Kritik anhören. Beim furiosen 5:1-Sieg gegen Schottland zum EM-Auftakt überzeugt Deutschlands Kapitän aber auf ganzer Linie. Es gibt Lob von Mitspielern und Trainer und er belehrt die Kritiker eines Besseren.
Ilkay Gündogan war ehrlich, als er einen Tag vor dem Eröffnungsspiel zu der Kritik an seiner Person befragt wurde: "Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mich gar nicht beschäftigt", sagte der Kapitän der Nationalmannschaft auf der Pressekonferenz vor dem Duell gegen Schottland. Für den 33-Jährigen, der sich selbst als "nachdenklichen Menschen" bezeichnet, war es sicherlich schmerzhaft, dass oft zu lesen war, dass Deutschland ohne ihn stärker und der Barca-Star auf der Bank besser aufgehoben wäre.
Auch gegen Schottland war es für den Mittelfeldspieler schmerzhaft - wenn auch nur einmal. Kurz vor der Pause verpasste Gündogan knapp das mögliche 3:0 und wurde dann beim Nachschussversuch übel von Ryan Porteous weggetreten. Der schottische Verteidiger sah völlig zurecht Rot und Kai Havertz verwandelte den fälligen Elfmeter, um letzte Restzweifel am erfolgreichen Euro-Auftakt gegen die Bravehearts wegzuwischen.
Müller bescheinigt Gündogan eine "Weltklasse-Leistung"
Und Gündogan? Der konnte zum Glück weiterspielen. "Alles ist gut, die Bänder sind stabil. Ich hatte schon Schlimmeres und dementsprechend ist alles gut", sagte der gebürtige Gelsenkirchener nach der Partie zu der Szene und lächelte. Das hatte er sich auch verdient, denn der Rest des Spiels war ganz nach Gündogans Geschmack und war allerhöchstens für seine Kritiker schmerzhaft.
Thomas Müller bescheinigte dem Kapitän nämlich "eine Weltklasse-Leistung". Der Bayern-Star lobte den oft Gescholtenen in vollen Zügen: "Mit dem Druck, der schon auch immer auf ihm lastet von außen. Wenn man sich die ersten drei Tore anschaut, hat er überall seinen Fuß mit drin."
An fast allen Toren beteiligt
Müller hat recht. Beim ersten Treffer öffnet Gündogan mit einem tiefen Laufweg den Raum an der Box für Torschütze Florian Wirtz, das 2:0 von Jamal Musiala leitet er mit einem überragenden Pass auf Havertz perfekt ein und das dritte Tor ist oben beschrieben.
Julian Nagelsmann, der trotz aller Widerstände immer am Kapitän festhielt, freute sich daher auch sehr über die Leistung seines verlängerten Arms: "Er hat sehr gut gespielt, sehr engagiert und fokussiert und er hätte ein Tor verdient gehabt", so der Bundestrainer nach der Gala gegen die überforderten Schotten.
Es war sicherlich Gündogans bestes Länderspiel, seitdem er aufgrund der Rückkehr von Toni Kroos auf die für ihn ungewohnte Zehnerposition vorrücken musste (Sky Note: 1), und kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Gündogan, der auch das vierte Tor durch Niclas Füllkrug durch seinen starken Laufweg ermöglichte, hat bewiesen, dass er da ist und vorangehen kann, wenn es ernst wird.
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"Es tut immer gut, als Mannschaft ein gutes Spiel zu machen. Wenn man selbst mit seinen Aktionen etwas dazu beitragen kann, ist es umso schöner. Ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen, dass ich weiß, was ich kann und das versuche ich immer bestmöglich umzusetzen", sagt der Spielmacher nach der Partie. Und weiter: "Ich bin froh, dass ich heute der Bessermacher für meine Mitspieler sein durfte und konnte und trotzdem gilt es jetzt, keinen Schritt weniger zu machen."
Etwas später ließ er die Welt über seine sozialen Netzwerke noch wissen, dass er "nicht stolzer auf das Team sein" könnte. Zurecht, denn das DFB-Team hat eine Euphorie rund um die Nationalmannschaft entfacht, wie man es hierzulande seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr erlebt hat. Daran hat auch Gündogan großen Anteil. Man kann nur hoffen, dass auch seine Kritiker so ehrlich sind und das zugeben, denn das war hoffentlich erst der Anfang...
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