Isco überzeugt in Sevilla Monate nach Transfer-Posse bei Union Berlin

Ein Fußballgenie kann wieder lachen

Von Nico Ditter

Image: Isco erlebt nach dem Union-Debakel seinen zweiten Frühling.

Während es um Isco in Deutschland nach der Union-Posse ruhig geworden ist, erlebt der Edeltechniker in Spanien seinen zweiten Frühling. Tolle Leistungen, die erst vor wenigen Tagen honoriert worden sind.

31. Januar 2023, Deadline Day und ein bevorstehender Transfer-Coup! Vor elf Monaten sollte der fünfmalige Champions-League-Sieger Isco nach Berlin-Köpenick wechseln und die neueste Attraktion im Stadion an der Alten Försterei werden. Der Deal war schon so gut wie perfekt: Der Spanier hatte seinen Medizincheck bei Union bereits absolviert und einen Vertrag bis 2024 mit der Option auf ein weiteres Jahr ausgehandelt.

Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte

In unserem täglichen Liveblog halten wir Dich über alle Gerüchte und fixe Transfers auf dem Laufenden.

Am Ende platzte der Wechsel dennoch. Grund dafür seien unterschiedliche Vorstellungen bei den Vertragsbedingungen gewesen: "Wir hätten Isco gerne bei uns gesehen, aber wir haben unsere Grenzen", sagte Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert. "Diese wurden heute entgegen der vorherigen Vereinbarung überschritten, deshalb kommt der Transfer nicht zustande." Iscos Beratungsagentur Gestifute habe im letzten Augenblick Änderungen verlangt.

ZUM DURCHKLICKEN: Die größten Beinahe-Transfers

Dieser Inhalt kann auf dieser Seite leider nicht angezeigt werden
Komplette Version hier anschauen

Der Wechsel vom Ex-Real-Star Isco zu Union Berlin schien im vergangenen Winter bereits fix zu sein. Der Spanier war schon in Berlin gelandet und hatte den Medizincheck erfolgreich absolviert.
Am Nachmittag des Deadline Day folgte dann jedoch die Ernüchterung für die Union Fans. Aufgrund von Unstimmigkeiten über die finanziellen Rahmenbedingungen platzte der Deal in letzter Minute.
Statt bei PSG hätte Mbappe beinahe auch in der Bundesliga für Furore gesorgt. Wie Ralf Rangnick bei Sky verriet, hatte er sich in seiner damaligen Funktion als Sportdirektor bei RB Leipzig mit den Eltern von Kylian Mbappe in Paris getroffen.
Ein Transfer zu RB Leipzig kam letztlich aber nicht zustande. Rangnick: ''Der Vater sagte zu mir, dass für seine Weiterentwicklung der Trainer enorm wichtig sein würde.'' Mit Rangnick als Trainer wäre Mbappe eventuell zu RB gewechselt.
2011 hatte auch Borussia Mönchengladbach den jungen Kevin de Bruyne auf dem Radar. Max Eberl wollte den Spieler vom KRC Genk verpflichten, der Belgier entschied sich jedoch für Chelsea, bis er später bei Manchester City zum Superstar avancierte.
Bastian Schweinsteiger hätte den FC Bayern München 2008 beinahe verlassen und wäre zu Inter Mailand gewechselt.
Schweinsteiger meinte in der ARD: "Jürgen Klinsmann war Trainer, und der FC Bayern München wollte einen anderen Spieler, der Alexander Hleb hieß." Hleb sei allerdings doch zum FC Barcelona gegangen, "dadurch bin ich bei Bayern München geblieben."
Beinahe wäre Thomas Müller 2009 bei der TSG Hoffenheim gelandet, wie er im Kickbase-Podcast verraten hat. "Hoffenheim wollte mich", betonte er. Ein Transfer ist am Ende jedoch am Finanziellen gescheitert.
Die Bayern haben eine Summe zwischen zwei und fünf Millionen Euro aufgerufen - zu viel für die damals ohnehin stark besetzte TSG. Auch Hermann Gerland habe sich für ihn eingesetzt. Müllers blieb am Ende, der Rest ist Geschichte.
Gerald Asamoah verriet im BILD-Podcast Phrasenmäher: "Es war so, dass Bayern mit Hoeneß im Gespräch mit meinem Berater war."
Marek Hamsik wäre 2016 fast bei Borussia Dortmund gelandet. Das verriet der Slowake der Sport Bild.
Die Gespräche seien nicht einfach gewesen, da der BVB erst Spieler verkaufen wollte. ''Das hat sich bis in den August gezogen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon die Vorbereitung mit Neapel begonnen und wollte nicht mehr weg'', erklärte Hamsik.
Angel di Maria wäre fast beim 1. FC Köln gelandet. Das verriet der ehemalige FC-Trainer Christoph Daum in seiner Autobiografie.
Daum wollte 2007 den damals 18-Jährigen ins Rheinland holen. Der Transfer kam wegen der Tabellensituation der Kölner nicht zustande.
2006 spielte der HSV noch in der Champions League und hätte damals fast Marcelo von Fluminense Rio de Janeiro verpflichtet. ''Ich habe mich mit Marcelo und seinem Vater in Rio getroffen'', bestätigte Dietmar Beiersdorfer in der Sport Bild.
Der Transfer kam aber nie zustande. ''Damals haben wir uns noch schwer getan, eine mittlere Millionen-Summe für einen jungen Linksverteidiger auszugeben'', erinnert sich Beiersdorfer. So schlug Real Madrid zu - für schlappe 6,5 Millionen Euro.
Um ein Haar wäre David Odonkor Teamkollege von Philipp Lahm (r.) geworden. Gegenüber der Bild gab er bekannt, dass ihn Uli Hoeneß nach der WM 2006 holen wollte. Allerdings...
...habe der damalige Bayern-Trainer Felix Magath sein Veto eingelegt. ''Uli wollte mich, Magath aber nicht'', sagte der WM-Held von 2006, der stattdessen dann zu Betis Sevilla wechselte.
Ex-HSV-Trainer Martin Jol wollte Gareth Bale 2008 zum HSV holen. Der Niederländer trainierte den Youngster zuvor bei Tottenham. ''Die Spurs boten mir Bale an, als ich nach Hamburg gegangen bin'', sagte er dem englischen Radiosender Talksport.
Die Rothosen hätten das damals 18-jährige Mega-Talent für rund sieben Millionen Euro verpflichten können, doch den Norddeutschen war der Waliser zu teuer. 2013 wechselte er dann für 101 Millionen Euro zu Real Madrid.
Kaka wäre ebenfalls fast in der Bundesliga gelandet. Bayer Leverkusen beobachtete den Brasilianer 2002 bei einem U21-Turnier und war beeindruckt von den Qualitäten des Mittelfeldmannes. Die Werkself gab nach Angaben des heute 37-Jährigen ein ...
... konkretes Angebot ab, doch der FC Sao Paulo lehnte ab. So wechselte Kaka 2003 zum AC Milan, wo er vier Jahre später zum Weltfußballer ausgezeichnet wurde.
Der VfB Stuttgart stand 1994 kurz davor, einen der besten Stürmer aller Zeiten zu verpflichten. Ralf Rangnick, damaliger A-Jugendtrainer, flog nach Brasilien, um Ronaldo unter die Lupe zu nehmen und war begeistert vom 17-jährigen Ausnahmetalent.
Allerdings forderte Cruzeiro Belo Horizonte rund fünf Millionen Dollar - zu viel Geld für die Schwaben. Ronaldo wechselte daraufhin zur PSV Eindhoven und startete dort eine Weltkarriere.
Petr Cech absolvierte 2001 ein Probetraining bei Werder Bremen. Der damals 18-Jährige hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Norddeutschen, allerdings war Manager Klaus Allofs die aufgerufene Ablösesumme von rund 600.000 Euro zu hoch.
Drei Jahre später wechselte der Schlussmann zum FC Chelsea, 2015 zum FC Arsenal, wo er 2019 die Fußballschuhe an den Nagel hing.
2021 bot ManCity wohl über 100 Millionen für Kane, 2012 wäre der Superstar fast bei Union Berlin gelandet. Man habe mehrfach mit dem Berater des Angreifers gesprochen, so Ex-Manager Nico Schäfer bei Sport Bild.
Der FC Bayern hätte Raphael Varane 2011 für vier bis fünf Millionen Euro haben können. Das verriet Willy Sagnol, damals Scout beim FCB, gegenüber RMC Sport. Doch die Münchner schlugen nicht zu und holten stattdessen Jerome Boateng für 13,5 Millionen.
Varane landete 2011 bei Real Madrid und holte mit den Königlichen zahlreiche Titel. Jose Mourinho verpflichtete ihn für zehn Millionen Euro.
Gerhard Tremmel stand 2009 kurz vor einem Wechsel zum FC Bayern. Der Keeper, damals bei Energie Cottbus, sollte als neue Nummer zwei zum Rekordmeister kommen.
''Aber Michael Rensing entschied sich, dann wieder auf die Bank zu setzen. Das wäre in dem Moment eigentlich mein Platz gewesen. Aber die Bayern wollten keine Unruhe reinbringen'', so Tremmel im Kicker. Er spielte später unter anderem für Swansea.
Ronaldinho verzauberte die Fußball-Welt ab 2003 beim FC Barcelona. Zwei Jahre zuvor warb auch Borussia Dortmund intensiv um ihn. Er entschied sich aber letztlich für einen anderen Klub ...
... Paris Saint-Germain. Ronaldinho wollte nicht zum BVB. ''Der Sprung nach Dortmund wäre mir etwas zu groß gewesen'', sagte der Brasilianer, der bis 2001 für Gremio spielte. Der BVB hatte damals Stars wie Amoroso, Rosicky oder Koller im Kader.
Edwin van der Sar stand 2001 bei Juventus zwischen den Pfosten, suchte aber einen neuen Verein. ''Ich hatte zwei Möglichkeiten und hätte nach Liverpool oder Dortmund wechseln können'', so der Niederländer zu t-online.de.
''Beide Vereine haben etwas gezögert, also habe ich mich letzten Endes für Fulham entschieden'', sagte der Keeper, der 2008 mit Manchester United nochmals die Champions League gewann, nachdem er bereits 1995 mit Ajax triumphierte.
Andreas Köpke (1996, Frankfurt – VfB): Der amtierende Europameister einigt sich mit dem VfB, wird kurz darauf als Neuzugang präsentiert. Plötzlicher Sinneswandel, zu Barca wechseln zu wollen. Das zerschlägt sich, so wird es eben Olympique Marseille.
Valdas Ivanauskas (1997, HSV – Wolfsburg): Der Wechsel des Litauers in die Autostadt scheitert am Veto von Frau Beatrix: "Valdas, ich liebe dich, aber ich kann nicht in Wolfsburg leben." Geht schließlich nach Salzburg zum Vorgänger-Klub von Red Bull.
Sadio Mane (2013, RB Salzburg – BVB): Der Senegalese traf sich mit BVB-Coach Jürgen Klopp, trug dabei ausgefallene Klamotten und eine Kappe. Das hat Klopp abgeschreckt: ''Er sah aus wie ein Rapper. Ich dachte mir: 'Für sowas habe ich keine Zeit.'''
10.000 Euro haben gefehlt, ansonsten wäre Michael Ballack bei Werder Bremen und nicht beim 1. FC Kaiserslautern gelandet. Die Werderaner waren nicht bereit, den Gehaltsvorstellungen des Youngsters von 100.000 Euro pro Jahr nachzukommen.
Ballack entschied sich für einen Wechsel vom Chemnitzer FC nach Kaiserslautern, der Rest seiner erfolgreichen Karriere ist bekannt.
2001 trifft Samuel Eto'o für RCD Mallorca in der Champions League gegen Schalke 04 und spielt sich damit auch ins Blickfeld des damaligen Managers Rudi Assauer.
Zwei Jahre später will Assauer Eto'o verpflichten. Die geforderte Ablösesumme in Höhe von zehn Millionen Euro ist aber zu viel für Schalke. Der Stürmer landet stattdessen beim FC Barcelona.

"Mangel an Respekt"

Im Juli reagierte der Spanier selbst auf die Wechsel-Posse: "Ich reiste mit großen Erwartungen und Aufregung zu einem Team, das in der Europa League spielt und innerhalb von fünfzehn Minuten hatten sie die Hälfte meines Vertrags geändert", haderte Isco gegenüber der Marca. Der ehemalige Real-Madrid-Spieler hatte zudem betont, dass der Vertrag zuvor von seinem Management als auch von Unions Seite akzeptiert worden sei.

"Das war ein Mangel an Respekt", kritisierte der 31-Jährige."Ich bin keine 18 Jahre alt und es ist nicht der erste Vertrag, den ich unterschreibe, also habe ich gesagt, dass ich so etwas nicht unterschreiben würde." Schon vor dem Medizincheck habe es Differenzen gegeben: "Schon am Morgen, im Auto auf dem Weg zum Krankenhaus, sagten sie mir: 'Wir können dich letzten Endes nicht für Europa League registrieren."

Dieser Inhalt kann auf dieser Seite leider nicht angezeigt werden
Komplette Version hier anschauen

Der Deal scheiterte sensationell. Isco blieb in der Folge sieben Monate ohne Verein, ehe Betis Sevilla zuschlug: "Ich gebe mein Leben und meine Ehre der Garde von Real Betis Balompie, in dieser Nacht und in allen kommenden Nächten!" Mit diesem abgeänderten Game-of-Thrones-Zitat und einem entsprechenden Video wurde der ehemalige Real-Star bei den Andalusiern vorgestellt.

Zum News Update: Alle Sport News im Ticker

Alle wichtigen Nachrichten aus der Welt des Sports auf einen Blick im Ticker! Hier geht es zu unserem News Update.

Neues Isco-Glück - und ein neuer Vertrag

Ähnlich erfolgreich wie die US-Serie performt der Edeltechniker beim Tabellensiebten der spanischen LaLiga. Unter Manuel Pellegrini, mit dem er schon beim FC Malaga zusammengearbeitet hat, erlebt Isco seinen zweiten Frühling. Der offensive Mittelfeldspieler ist unangefochtener Stammspieler und darf mit seinem neuen Klub auf einen europäischen Platz hoffen. Betis ist seit 13 Ligaspielen ungeschlagen (neun (!) Unentschieden).

Mehr dazu

Francisco Roman Alarcon Suarez - kurz Isco - überzeugte in insgesamt 24 Pflichtspielen als Dreh- und Angelpunkt, lieferte dabei sieben Torbeteiligungen. Die Belohnung folgte unmittelbar vor Jahreswechsel, als er einen neuen Vertrag bis 2027 unterschreiben durfte. "Es macht mich sehr glücklich", betonte der Spanier nach der Vollzugsmeldung gegenüber Klubmedien. "Betis hat mich vom ersten Moment willkommen geheißen und mir Vertrauen geschenkt, als ich es wirklich benötigt habe."

Während das Genie wieder lachen und an die Form vergangener Tage anknüpfen kann, scheint die Union-Posse langsam aber sicher in Iscos Rückspiegel zu verschwinden.

Mehr zum Autor Nico Ditter

Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.