Für Paris St. Germain war in der Champions League erneut frühzeitig Endstation. Wie schon im Vorjahr verabschieden sich die Franzosen bereits im Achtelfinale aus der Königsklasse. Nach einer über weite Strecken erschreckend harmlosen Vorstellung gegen Real Madrid steht das Projekt von Scheich Nasser Al-Khelaifi am Scheideweg.
Es war eine ernüchternde Vorstellung des Pariser Star-Ensembles gegen die Königlichen. Real hatte gegen mut- und ideenlose Franzosen wenig Probleme, zum achten Mal in Folge ins Achtelfinale der Champions League einzuziehen.
Am Ende siegte der Titelverteidiger nach Toren von Cristiano Ronaldo (51.) und Casemiro (80.) hochverdient mit 2:1, nachdem Edinson Cavani zwischenzeitlich ausgeglichen hatte (71.). "Wir sind überhaupt nicht zufrieden, wir sind sehr enttäuscht von diesem Ergebnis", resümierte Präsident Al-Khelaifi und war vor allem "genervt von der Reaktion einiger Spieler."
Wieder frühes Aus in der Königsklasse
Auch der verletzte Superstar Neymar äußerte sich geknickt bei Twitter: "Ich bin traurig wegen der Niederlage und noch trauriger, dass ich nicht auf dem Platz stehen und meinen Teamkollegen helfen konnte. Es macht mich stolz zu sehen, wie sich jeder angestrengt hat. Gratulation Jungs, ALLEZ PARIS."
Dabei sollte mit dem Brasilianer alles besser werden, aber wie schon im Vorjahr verabschiedete sich PSG bereits im Achtelfinale der Königsklasse. In der vergangenen Spielzeit verspielten die Franzosen einen 4:0-Hinspielsieg nach dem 1:6-Debakel beim FC Barcelona noch. Als Reaktion auf diese Schmach investierten die Scheichs vor der laufenden Spielzeit Rekordsummen und lotsten eben Neymar und Kylian Mbappe in die französische Metropole.
Doch der brasilianische Superstar enttäuschte beim 1:3 im Hinspiel in Madrid und fehlte im entscheidenden Rückspiel verletzt. Auch Mbappe ging wie viele seiner Mitspieler auf Tauchstation. Das wirft die Frage auf: Ist das Projekt PSG gescheitert? Beim französischen Meister gibt es aktuell nämlich mehr Baustellen als auf dem Berliner Flughafen.
Viele offene Fragen bei PSG
Die Mannschaft gilt laut französischen Medien als völlig zerstritten. Von Grüppchenbildung mit brasilianischen Stars (Neymar, Thiago Silva, etc.) auf der einen Seite sowie Spielern aus Argentinien und Uruguay (Di Maria, Cavani, etc.) auf der anderen ist die Rede.
Zudem sind viele Leistungsträger wie Dani Alves oder Thiago Motta bereits deutlich über ihren Zenit. Eine Runderneuerung des Kaders erscheint unausweichlich. Aber ist Al-Khelaifi bereit, erneut viel Geld in den Kader zu pumpen? Und welcher Trainer soll den Umbruch vorantreiben?
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Unai Emery spätestens zum Saisonende gehen muss. Als Nachfolger werden schon Zinedine Zidane und Antonio Conte gehandelt - falls diese im Sommer verfügbar sind.
Die Kritik von Julian Draxler am Basken ist jedenfalls vernichtend. "Ich habe sehr gelitten. Das war insgesamt viel zu wenig von uns. Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir so sang- und klanglos ausgeschieden sind", lederte der Weltmeister beim ZDF: "Wir hätten den Gegner unter Druck setzen sollen, aber das haben wir nicht gemacht und sind verdient ausgeschieden. Das sollte uns zu denken geben."
Auch die immer wieder auftretenden Undiszipliniertheiten wie beispielsweise die Gelb-Rote Karte von Marco Verratti wegen Reklamieren werden dem Coach angehängt.
Macht UEFA bei Financial Fairplay ernst?
Dennoch gab sich Emery nach dem Aus kämpferisch: "Für mich ist es ganz sicher, dass diese Mannschaft eines Tages die Champions League gewinnen wird. Aber das ist ein schwieriger Prozess, der Zeit braucht", sagt der 46-Jährige. "Heute hat unser Vorhaben für diese Saison hier geendet, aber vielleicht wird es im nächsten Jahr ganz anders aussehen. Die Fans von Paris St. Germain werden sehen: Irgendwann werden wir gewinnen und dann werden wir die Champions von Europa sein."
Dieses Vorhaben wird allerdings dadurch erschwert, dass PSG finanziell bis zu einem gewissen Grad die Hände gebunden sind. Zum einen wird die 180-Millionen-Ablöse für Mbappe erst im kommenden Sommer in der Pariser Bilanz verrechnet.
Zum anderen fehlen den Franzosen durch das frühe Aus fest einkalkulierte Einnahmen. Wenn die UEFA es mit dem Financial Fairplay also ernst meint, wird sich Paris nicht wie gewünscht auf dem Transfermarkt austoben können. Dabei wären Verstärkungen im Tor, defensiven Mittelfeld und auf den Außenverteidiger-Positionen dringend nötig, wie Sky Reporter Max Bielefeld erklärt.
Al-Khelaifi kündigt weitere Transfers an
Über 900 Millionen Euro hat Al-Khelaifi in den letzten Jahren in die Mannschaft bereits investiert. Spiegel-Reporter Rafael Buschmann geht im Champions-League-Studio bei Sky davon aus, dass es trotz aller Warnungen der UEFA in diesem Stil weitergeht. "Ich glaube, dass in Doha weitere Gallonen geöffnet werden und in die Mannschaft weiterhin investiert wird in den nächsten Jahren."
Auch Al-Khelaifi kündigte bereits weitere Transfers an. "Wir werden keine Änderungen vornehmen, wir werden mit dem Projekt fortfahren, erklärte der 44-Jährige. "Wir sind glücklich mit unseren Investitionen. Wir glauben an unsere Spieler."
Man darf gespannt sein, wie lange noch...