Julian Nagelsmann hält Wutrede nach der DFB-Blamage in der Slowakei

Es brodelt gewaltig. Nach der 0:2-Blamage zum Start der WM-Qualifikation in der Slowakei hält Bundestrainer Julian Nagelsmann am ARD-Mikrofon eine Wutrede, die tief blicken lässt.

Von Sky Sport,

Diese Niederlage nagt an Julian Nagelsmann. Das merkt man dem Bundestrainer nach dem 0:2 gegen die Slowakei an. Der Ex-Bayern-Coach bemängelt die fehlende Emotionalität im Spiel seiner Mannschaft.

Das DFB-Team habe mit viel weniger Emotionen gespielt als die Slowakei. Am Ende stand eine verdiente, historische Niederlage - die erste deutsche Auswärtspleite in einer WM-Qualifikation - und die Erkenntnis, dass für das Erreichen der WM-Endrunde noch einiges zu tun ist.

DFB-Bundestrainer Julian Nagelsmann ...

... auf die Frage, ob er überlegt hatte, Joshua Kimmich zur Pause auf die Rechtsverteidigerposition zu ziehen: "Klar, das ist auch eine Option. Wir haben über vieles nachgedacht. Nnamdi (Collins, Anm. d. Red.) war einer der Leidtragenden am Ende von einer gesamten Mannschaft, die die Leistung nicht gebracht hat. Generell war einfach die rote Zone beim Gegner extrem groß. Wir haben einmal in der ersten Halbzeit reingespielt - da war die Idee, dass Maxi (Mittelstädt, Anm d. Red.) das mit seinem linken Fuß gut machen kann. Die ersten fünf, sechs Minuten der zweiten Halbzeit waren ein bisschen heller. Der Rest war sehr dunkel."

... auf die Frage, ob er ratlos ist: "Ratlos nicht. Ich zerlege jetzt hier nichts und niemanden. Das mache ich intern, da haben wir genug zu besprechen. Aber ratlos bin ich nicht, nein."

... auf die Frage, warum die Slowakei das DFB-Team besiegen konnte: "Wenn wir bei ganz einfachen Dingen, wie der Emotionalität, beginnen, dann war der Gegner uns meilenweit von der ersten bis zur letzten Minute überlegen. Das ist Fakt. Und dann kommt erschreckenderweise obendrauf, dass dann so ein Gegner mit mehr Emotionalität fußballerisch auf einmal deutlich mehr Qualität auf den Platz bringt als wir. Wenn man unsere Historie der letzten zehn Jahre nimmt, dann ist es nicht so, dass wir jetzt hier anreisen können und vor Selbstvertrauen strotzen und sagen, wir spielen alles mit 80 Prozent weg. Das ist einfach nicht so. Wenn wir diese Emotionalität nicht hinkriegen - das war in Katar nicht anders gegen kleinere Nationen, bei der EM gegen Ungarn nicht anders, gegen Dänemark nicht großartig anders. Wenn wir das mit der Emotionalität nicht hinkriegen, dann können wir das Buch zumachen. Qualität spielt keine Rolle. Warum gibt es denn im DFB-Pokal Spiele, wo ein Drittligist - Wehen Wiesbaden gegen Bayern München - auf einmal ein 2:2 macht. Ja, nicht wegen der Spielerqualität, denke ich - sondern wegen der Emotionalität. Nur wegen der Emotionalität."

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Die Zusammenfassung der DFB-Blamage:

... auf die Frage, ob er weiß, warum die Emotionalität gefehlt hat: "Warum die Emotionalität nicht da ist? Nein. Ich glaube, generell: Wir haben nicht so eine super Historie in den letzten Jahren. Generell sollte bei jedem angekommen sein, dass wir zur WM fahren und dort eine gute Rolle spielen wollen. Heute waren wir von allem meilenweit weg - von Gut und Böse. Auch böse waren wir nicht übrigens."

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... auf die Frage, ob es auch an fehlender Qualität lag: "Das mit der Qualität will ich nicht mehr hören. Mir reicht es schon, wenn wir die Emotionen haben. Das ist das Entscheidende: Emotionen. Wir haben ja heute vermeintlich - wenn man unseren Kader sieht - die besten Spieler aus Deutschland ausgewählt. Vielleicht sind noch zwei, drei daheim - nicht die Verletzten -, die vielleicht noch dazugehören können aufgrund der Leistung. Du kannst einfach nicht alle nominieren. Aber vielleicht müssen wir auch auf weniger Qualität setzen, sondern auf Spieler, die einfach nur alles reinwerfen. Weil das hätte heute zu einem besseren Ergebnis geführt, als wenn die besten Spieler spielen. Das ist amtlich."

Angesprochen auf die womöglich zu geringe Qualität der deutschen Elf reagiert DFB-Trainer Julian Nagelsmann genervt und verweist auf die Tugend der Emotionalität, die es braucht, um Spiele zu gewinnen.

... auf die Frage, ob es beim nächsten Lehrgang einen stark veränderten Kader geben wird: "Ich habe schon Vertrauen in die Mannschaft, aber es muss einfach jeder begreifen - Rudi (Völler, Anm . d. Red.) hat es gerade gesagt, auch wenn es total dumm klingt: 'Wir müssen so ein Spiel angehen wie ein Champions-League-Halbfinale'. Es ist leider so. Wir haben keine große Korrektur durch Spiele. Wir haben jetzt noch fünf Spiele, die müssen wir alle gewinnen - auch gegen die Slowakei - und zwar deutlich, sonst spielen wir im März Playoffs. Wenn wir das wollen, dann müssen wir so auftreten wie heute. Das ist ja ganz einfach. Und ich habe generell Vertrauen, deshalb lade ich sie ja ein. Das ist ja mein Kader - ich habe Vertrauen in die Mannschaft, aber es muss einfach bei jedem Spieler ankommen, dass mit angezogener Handbremse und jedes dritte Duell gewinnen, das reicht einfach nicht. Auf keinem Niveau reicht das. Deswegen gibt es im DFB-Pokal immer 'David gegen Goliath'-Geschichten."

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... zum Plan der Aufarbeitung: "Die Mannschaft hat schon miteinander gesprochen. Es sind ja alles Profis bei sehr guten, teilweise überragend großen Klubs. Und ich glaube, die spüren drinnen schon, was es jetzt bedarf. Dafür sind wir eine große Gruppe. Wenn das nur von außen reingetragen wird, wird es nichts. Es ist eine gesamte Gruppe, die die Energie tragen muss. Und wenn wir nur energetischer auftreten, als wir es heute gemacht haben, dann wird es am Sonntag schon ein viel, viel besseres Spiel."

Nach der 0:2-Schmach der Deutschen Nationalmannschaft in der Slowakei spricht Bundestrainer Julian Nagelsmann über das ernüchternde Gefühl der Niederlage, nachdem man sich viel vorgenommen hatte.

... auf die Frage, ob es für die Zukunft Überlegungen und Optionen für die Rechtsverteidigerposition gibt: "Als ich gekommen bin, habe ich gesagt: 'Da ist jeder eingeladen, auch Leistung zu bringen'. Wir haben intern ein paar Alternativen, aber wir haben da jetzt nicht ein Pool von fünf überragenden Spielern, das ist einfach so. Wir haben ja auch nicht ohne Grund, einen Josh (Kimmich, Anm. d. Red.) von der Sechs mal dahingezogen. Ich will da jetzt auch nicht auf Nnamdi herumhacken. Er hat sein erstes Spiel gemacht. Das war unglücklich. Ich muss auch dazu sagen, dass sein Gegenspieler heute der beste Mann auf dem Platz war. Das gehört auch zur Wahrheit. Eigentlich waren da auch Spieler um ihn herum, die ihn unterstützen. Aber das ganze Konstrukt war extrem instabil. Dass dann ein Debütant kein super Spiel macht, das nehme ich auf meine Kappe. Er hat gespielt, ich habe ihn aufgestellt. Er hat keinen glücklichen Eindruck gemacht, ist halt jetzt so. Das habe ich zu verantworten, nicht er. Er soll weiter Gas geben - und er bringt viel mit. So etwas kann auch lehrreich sein für einen Spieler."

Debütant Nnamdi Collins erlebt im Länderspiel gegen die Slowakei einen Abend zum Vergessen. Bundestrainer Nagelsmann tritt hingegen auf die Bremse.

... auf die Frage, wie die erste Besprechung unter den Spielern ausgesehen habe: "Mir wurde zugetragen, dass sie schon miteinander sprechen - und der ein oder andere auch lauter wird. Aber das muss ja auch so sein. Motivation muss immer von innen kommen. Das geht bei einer Mannschaft los. Natürlich willst du als Trainer deinen Teil dazu beitragen - und das probieren wir alle. Aber es geht immer im Kern los und muss dann überschwappen bis zu den Fans. Die Fans sind nicht sauer, weil wir die jetzt nicht 6:0 aus dem Stadion schießen, sondern weil wir einfach zu wenig Emotionalität auf den Platz bringen."

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