Thomas Doll bewertet den Neunanfang der Nationalmannschaft positiv. Die Versetzung von Joshua Kimmich ins Mittelfeld erinnert ihn an Philipp Lahm.
Der Bayern-Star rückte beim torlosen Remis gegen Frankreich von der rechten Abwehrseite in die Mitte auf die Sechserposition. "Das war eine Entscheidung, die gefruchtet hat. Er erinnert mich an Philipp Lahm, der ja auch mal ins Mittelfeld versetzt worden ist", sagte Thomas Doll im Talk bei Sky Sport News HD.
Kimmich habe gegen den Weltmeister die Räume eng gehalten und diszipliniert gespielt. Nach dieser Leistung verwundert es nicht, dass der Einsatz im defensiven Mittelfeld kein einmaliges Experiment gewesen sein soll. "Er wird die Lösung sein für die nahe Zukunft. Ich war sehr zufrieden damit, wie er diese Rolle interpretiert hat", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Für Doll ist das keine Überraschung. Der 23-Jährige ist ihm bereits vor einigen Jahren bei der U19-EM in Ungarn aufgefallen.
Doll: Sane braucht eine andere Ansprache
"Schon da war er ein Mentalitätsspieler, der jeden Zweikampf gewonnen und die Mannschaft gepusht hat. Er ist ein Spieler, der überall spielen kann", lobt der Fußball-Lehrer. Im Verein wird Kimmich allerdings wohl weiterhin als Rechtsverteidiger agieren. Sky Reporter Marc Behrenbeck sieht darin kein Problem. "Die Bayern haben auf der Rechtsverteidiger-Position kaum Alternativen, aber diese Abwechslung kann ihn weiterbringen."
Kimmichs Versetzung ist aber nur ein Teil des Neuaufbaus beim DFB-Team. Künftig soll auch Leroy Sane eine wichtige Rolle im Nationalmannschaftstrikot spielen. Nach Ansicht von Doll ist es elementar, Eins-gegen-Eins-Spieler wie den Youngster von Manchester City im Team zu haben und zu fördern. "Aber diese Jungs sind sehr, sehr sensibel und brauchen eine andere Ansprache als ein Innenverteidiger", sagte der ehemalige Bundesliga-Trainer des Hamburger SV und von Borussia Dortmund.
Daher sei es ganz wichtig, "dass man ab und zu auch mal den Arm um ihn herum legt, so wie es Jupp Heynckes in Perfektion gemacht hat". Auf der anderen Seite müsse man solchen Spielern aber auch klar die Grenzen aufzeigen. Daher begrüßt Doll auch die Maßnahme von Pep Guardiola, der Sane für das Liga-Spiel gegen Newcastle (2:1) aus dem Kader gestrichen hatte. "Er will ihn ein bisschen kitzeln. Jetzt gibt er eine Woche im Training Gas und dann ist er auch wieder dabei."
DFB-Team muss sich volksnah geben
Den Neubeginn nach dem WM-Debakel in Russland bewertet der 52-Jährige positiv: "Das war ein guter Auftritt gegen Frankreich. Löw hat für Stabilität gesorgt." Außerhalb des Rasens sei es ganz wichtig, dass man sich volksnah gebe. In der Hinsicht kann es Marc Behrenbeck nicht nachvollziehen, dass Spieler bei der Ankunft am Hotel mit Kopfhörern an den Fans vorbeigehen.
"Das sollte verboten werden! Ich habe schon so oft enttäuschte Fans und sogar weinende Kinder gesehen. Die Spieler sollten sich wenigstens immer ein paar Minuten Zeit für die Leute nehmen", fordert der Sky Reporter. Der DFB gelobt Besserung und Löw plädiert in diesem Zusammenhang auch für frühere Anstoßzeiten.
"Wir würden uns alle wünschen, wir könnten um 18 Uhr spielen, dann könnten die Kinder ihre Idole sehen", sagte der Bundestrainer vor der Begegnung gegen Peru (ab 19:30 Uhr im Liveblog hier auf skysport.de, Anpfiff um 20:45 Uhr) in Sinsheim. Es wäre ein weiterer Schritt, um die Verbindung zu den Fans wieder zu verbessern.