Kai Havertz wird immer wieder mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. Doch passt der 20-Jährige überhaupt mit seiner Spielweise zum deutschen Rekordmeister? Für Sky Experte Manuel Baum hat der Youngster einen großen Vorteil gegenüber den mahnenden Beispielen James Rodriguez und Philippe Coutinho.
Kai Havertz gilt als eines der größten Juwele im deutschen Fußball. Der gebürtige Aachener ist bereits mit seinen 20 Jahren Dreh- und Angelpunkt im Spiel von Bayer 04 Leverkusen und hat sein Können auch schon auf europäischer Ebene und in der Nationalmannschaft unter Beweis gestellt. Seit Sommer 2016 spielt das Eigengewächs in den Reihen der Werkself. Seine Bilanz spricht für sich: 139 Bundesliga-Spiele, 38 Tore und 30 Vorlagen!
Bayern möchten Havertz verpflichten
Diese Entwicklung blieb Europas Top-Klubs natürlich nicht verborgen, auch dem FC Bayern nicht. Nach Sky Informationen wollen die Klub-Bosse den Offensivspieler im Sommer nach München lotsen. "Flick will Havertz, Havertz will zu den Bayern, alles hängt am Ende vom Finanziellen ab" sagt Sky Transfer-Experte Marc Behrenbeck. Die Chancen, dass Havertz im Sommer nach München wechselt, sieht Behrenbeck bei "50:50".
Doch es muss sich die Frage gestellt werden, ob der Youngster mit seiner Spielweise überhaupt zum deutschen Rekordmeister passt. Havertz verkörpert von seinen Anlagen einen klassischen Zehner, der gerne hinter der Spitze im zentral offensiven Mittefeld agiert.
Damit ähnelt er auf dem ersten Blick sehr dem Spielstil von James Rodriguez und Philippe Coutinho, die beim FC Bayern nicht glücklich wurden beziehunsweise werden. Letztgenannter wird den FCB zum Saisonende mit ziemlicher Sicherheit verlassen. Die Leistungen, die der brasilianische Edeltechniker gezeigt hat, passen nicht zur gehandelten Ablösesumme von 120 Millionen Euro.
Dabei lesen sich seine Statistiken bei den Bayern nicht allzu schlecht. In 32 Pflichtspielen hat der Leihspieler vom FC Barcelona neun Tore selbst erzielt und acht weitere Treffer vorbereitet. Die meisten Tore gelangen Coutinho jedoch gegen vermeintlich schwächere Teams, wie gegen Köln, Paderborn, Düsseldorf und Bremen.
James & Coutinho konnten sich in München nicht durchsetzen
Nach glanzvollen Auftritten, wie gegen Bremen, wo der 28-Jährige gleich drei Tore beisteuern konnte, tauchte Coutinho immer wieder unter. Vielleicht ist dies auch dem geschuldet, dass er häufiger auf die linke Außenbahn ausweichen musste.
Relativ ähnlich stellte sich die Situation bei James Rodriguez dar. Der Kolumbianer, der von 2017 bis 2019 das Bayern-Trikot trug, verließ die Münchner nachdem die Leihe beendet war. Auch hier ein ähnliches Bild. Statistisch gesehen war seine Zeit in München durchaus beachtlich. 15 Tore und 20 Vorlagen aus 67 Pflichtspielen stehen auf James' Konto.
Der 1,81 Meter große Mittelfeldspieler galt als Wunschspieler des damaligen Bayern-Trainers Carlo Ancelotti. Doch nachdem Niko Kovac das Ruder an der Säbener Straße übernommen hatte, erhielt James immer seltener das Vertrauen. Vor allem in vermeintlich "großen" Spielen. Somit ließen die Bayern-Bosse die Kaufoption in Höhe von 42 Millionen Euro verstreichen. Auch James selbst wollte den deutschen Vorzeigeklub verlassen.
Den beiden Edeltechnikern wurde zudem die Personalie Thomas Müller zum Verhängnis. Der Publikumsliebling setzte sich am Ende - trotz zwischenzeitlich schwankender Leistungen - immer wieder gegen die technisch versierteren Stars durch. Auch weil das bayrische Eigengewächs die Position hinter der einzigen Spitze Robert Lewandowski auf seine ganz eigene Art und Weise interpretiert und zudem als Führungsspieler extrem wichtig ist.
Passt Havertz in Flicks System?
Würde Havertz ein ähnliches Schicksal drohen? Sky Experte Manuel Baum ist jedenfalls von den Qualitäten des 20-Jährigen überzeugt: ''Er bringt zum klassischen Zehner noch eine Dimension mit, die sonst unüblich ist. Er läuft in die Räume hinter der Kette. Coutinho oder andere klassische Zehner bewegen sich ausschließlich zwischen den Ketten, aber er geht auch hinter die Kette. Diese Flexibilität bringt den Bayern einen riesigen Mehrwert.''
Zudem könnte Havertz vom 4-2-3-1-System profitieren, auf das Flick immer häufiger setzt. ''So wie ich Flick interpretiere, spielt er mit Thiago und Kimmich auf der Sechs und einem Zehner davor'', so Baum. Flicks Vorgänger Ancelotti und Kovac hatten noch vermehrt auf ein 4-3-3 mit zwei Achtern gesetzt. Doch auf den Halbpositionen im Mittelfeld würden seine Stärken nicht zur Entfaltung kommen, wie Baum erklärt: ''Als Achter sehe ich Havertz eher nicht, er muss sich zwischen und hinter der Abwehrkette bewegen''.
Sollten die Bayern aber doch punktuell im 4-3-3 starten, könnte Havertz aber auch auf die Außenbahn ausweichen. Denn nach dem Ausfall von Kevin Volland absolvierte das Leverkusener Eigengewächs vier Bundesliga-Partien in Folge auf dem rechten Flügel, zuletzt gegen Eintracht Frankfurt sogar im Sturmzentrum. Zwei Tore und drei Vorlagen gingen in dieser Zeit auf sein Konto. Er scheint sich also auch auf diesen ungewohnten Positionen wohlzufühlen.
Hinzu kommt, dass er im Gegensatz zu James und Coutinho keine große Eingewöhnungszeit benötigt. Er kennt die Bundesliga und auch schon einige Bayernspieler von der Nationalmannschaft. Zudem hat er mit keinerlei Sprachbarrieren zu kämpfen.
Abschied von Bayern-Duo wahrscheinlich
Neben seiner technischen Finesse und der taktischen Variabilität besticht Havertz zudem auch mit robustem Zweikampfverhalten und einem vernünftigen Kopfballspiel. Diese Eigenschaften könnten ihm zu Gute kommen, um sich bei den Bayern dauerhaft festzuspielen.
Damit würde Havertz auch eindeutig belegen, dass ein klassischer Zehner im Bayern-System seinen Platz finden kann. Platz im Mittelfeld ist auf jeden Fall vorhanden, da mit Coutinho und Corentin Tolisso voraussichtlich zwei zentrale Akteure den deutschen Rekordmeister im Sommer verlassen werden.
Ob sich der FC Bayern und Bayer Leverkusen jedoch in dieser Personalie einigen können, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Und wer weiß? Vielleicht schlägt ein anderer Topklub zu. Havertz erklärte zumindest bei Sport Bild, dass er nicht zwingend in der Bundesliga bleiben muss: "Ich bin bereit, einen großen Schritt zu machen, und ich mag Herausforderungen. Dazu zählt für mich auch das Ausland." Die Personalie Havertz bleibt also spannend...