Kai Havertz kam beim FC Arsenal schwer in Tritt. Es gab sogar Spott von den Fans, doch mittlerweile blüht der deutsche Nationalspieler auf und ist rechtzeitig vor dem CL-Duell gegen den FC Bayern nicht nur in der Form seines Lebens, sondern auch Publikumsliebling.
Kai Havertz bringt alles mit, was einen guten Fußballer auszeichnet. Er ist schnell, kopfballstark, trickreich und kann auf mehreren Positionen eingesetzt werden. Hinzu kommt sein starker Abschluss mit beiden Füßen und die Gabe, ein Spiel zu lesen und die gefährlichen Räume zum richtigen Zeitpunkt zu belaufen.
Für Bayer Leverkusen gelangen ihm so bereits in der Saison 2018/19 als Teenager in der Bundesliga in 34 Partien 17 Tore und vier Assists, obwohl der gebürtige Aachener nicht in vorderster Front agierte. Eine Saison später kam er in 30 Spielen auf zwölf Buden und sechs Assists und war für die Werkself nicht mehr zu halten.
Artetas Wunschspieler
80 Millionen Euro legte der FC Chelsea für das Ausnahmetalent hin und sollte es nicht bereuen, denn auch wenn nicht alles perfekt lief: Havertz schoss die Blues gleich in seiner ersten Saison auf der Insel mit seinem Tor im Endspiel gegen Manchester City direkt zum Champions-League-Sieg.
Doch der neue Besitzer Todd Boehly krempelte die Londoner komplett um und nachdem Trainer Thomas Tuchel vor die Tür gesetzt wurde, war auch Havertz nicht mehr unantastbar. Der FC Arsenal sagte danke und verpflichtete ihn vor der aktuellen Spielzeit für immerhin noch 75 Millionen Euro. Vor allem Chefcoach Mikel Arteta wollte den deutschen Nationalspieler unbedingt und machte ihm dem Wechsel schmackhaft.
Schwerer Start bei den Gunners
Doch bei den Gunners lief es zu Beginn gar nicht. Havertz spielte mitunter nicht schlecht, aber legte weder Tore auf noch konnte er selbst jubeln. Nach einer wechselhaften Vorbereitung wurde schon Kritik laut und nach einem unglücklichen Auftritt im Community Shield gegen Manchester City musste sich der Deutsche einiges anhören:
"Er trifft das Scheunentor nicht", sagte TV-Experte Jamie O'Hara im Podcast talkSports: "Wir wissen, was wir von ihm bekommen. Er wird den Ball im Spiel halten, er wird hart arbeiten, aber wenn es drauf ankommt, wird er enttäuschen. Wenn es ums Toreschießen geht, dann versagt er", so der Ex-Profi deutlich.
Tatsächlich dauerte es bis zum siebten Spieltag, ehe Havertz erstmals für die Gunners traf. Beim Gastspiel in Bournemouth Ende September überließen ihm die Kollegen einen Elfmeter, den der Edeltechniker auch souverän zum zwischenzeitlichen 3:0 für Arsenal (Endstand 4:0) verwandelte.
Statt Zuspruch gab es von den Fans nach diesem Tor jedoch Spott: Zur Melodie von Shakiras Welthit "Waka Waka" sangen die Schlachtenbummler: "60 million down the drain, Kai Havertz scores again". Übersetzt: "60 Millionen die Toilette runtergespült, Kai Havertz trifft wieder."
Havertz wird immer besser
Auch die Wochen danach liefen nur bedingt besser, aber Arteta glaubte weiter fest an seinen Wunschspieler und verteidigte ihn. Mitte November sagte der Spanier: "Ich bin wirklich zufrieden mit ihm. Er macht sich sehr gut. Gegen West Ham (1:3) war er in der ersten Halbzeit unser stärkster Spieler, gegen Newcastle (0:1) gehörte er auch zu den Besten. Und gegen Sevilla (2:0) haben wir das auch gesehen."
Die Geduld sollte sich auszahlen. Gegen Brentford sicherte Havertz Arsenal als Joker mit seinem ersten Tor aus dem Spiel heraus drei wichtige Punkte und die Arteta-Elf übernahm die Tabellenführung, "Es war ein spezieller Moment für mich, vor den Fans mit dem Trainer und meinen Mitspielern feiern zu können", freute sich der 24-Jährige nach dem Spiel.
Arteta lobte ihn als "Big Player" und schwärmte: "Jeder hat ihn umarmt und ihm gesagt, wie sehr wir ihn lieben - und das hat einen Grund. Es liegt an seiner Art, wie er sich in schwierigen Momenten verhält. Er ist ein Vorbild für uns alle, was man tun muss, wenn man Schwierigkeiten hat."
Dosenöffner Brentford
Es war der Dosenöffner, denn der Allrounder ist seitdem wieder absolut gesetzt und hat seinen Torriecher gefunden. In den letzten vier Premier-League-Partien traf Havertz immer und legte darüber hinaus noch zwei weitere Treffer auf. Zuletzt - erneut gegen Brentford - köpfte er sein Team in der Schlussphase zu drei wichtigen Punkten und erneut zur Tabellenführung, da sich Liverpool und ManCity im direkten Duell Remis trennten.
Und die Fans? Die verehren ihre Nummer 29 mittlerweile. Aus dem Schmähsong wurde ein halbes Jahr später ein absoluter Kulthit, den die Anhänger immer häufiger anstimmen. Selbst Arteta ist begeistert: "Wenn mir jemand in den ersten zwei, drei Monaten gesagt hätte, dass das ganze Stadion nach dem Spiel sein Lied mit dieser Leidenschaft, mit diesem Gefühl, mit dieser Chemie singen würde, wäre das schwer zu glauben gewesen", so der Coach.
Und weiter: "Aber das ist es, was mit guten Leuten passiert. In dem Moment, als er anfing, Tore zu schießen und alles zu laufen begann, fühlten sich die Leute mehr mit ihm verbunden. Es ist unmöglich, ihn nicht zu lieben."
Auch in der Nationalmannschaft könnte Havertz zu einem Schlüsselspieler werden - vor allem mit Blick auf die Heim-EM im Sommer. Nach Sky Informationen sieht Bundestrainer Julian Nagelsmann den Offensivspieler derzeit in der Sturmspitze. Dort soll er sich mit BVB-Angreifer Niclas Füllkrug duellieren und eine tragende Rolle bei der Europameisterschaft spielen. Nagelsmann ist jedenfalls von seiner Entwicklung bei Arsenal beeindruckt.
Bereit für Duell mit dem FC Bayern
Havertz ist nämlich endgültig angekommen im roten Teil Londons. Er trifft wie am Fließband, die Fans feiern ihn und die Mannschaft eilt von Sieg zu Sieg. Acht Tore hat Havertz mittlerweile auf dem Konto, dazu drei Vorlagen - in 27 Premier-League-Partien.
In der Champions League geht es nun gegen die Bayern und Thomas Müller schickte nach der Auslosung bereits einen Gruß in Richtung seines Nationalmannschaftskollegen. "Kai Havertz, mein Freund, ich warte auf dich", so der Urbayer bei Instagram.
Keine Frage: Havertz bringt alles mit, was einen guten Fußballer auszeichnet. Aktuell ist er aber auch noch in der Form seines Lebens und zum Publikumsliebling aufgestiegen. Eins ist klar: Havertz ist bereit für das Duell gegen Müller und die Bayern...
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