Trotz zahlreicher Abgänge in der Vorsaison spielt der KSC in der laufenden Saison bislang stark auf und träumt nach 16-jähriger Abstinenz von der Rückkehr ins Oberhaus.
Es lief bereits die Nachspielzeit in Karlsruhe, als Marcelo Diaz am 1. Juni 2015 beim Relegations-Rückspiel zwischen dem KSC und dem HSV zum Freistoß antrat. Nach einem Remis im Hinspiel lagen lediglich noch zwei Minuten zwischen den in Führung liegenden Badenern und der Bundesliga, doch Diaz verwandelte den Freistoß und ließ die Karlsruher Aufstiegs-Träume jäh zerplatzen. Die Rothosen hielten damals nach Verlängerung doch noch die Klasse.
Mehr als neun Jahre später weht nun erneut ein Hauch Aufstiegsluft durch die Fächerstadt. Nach sechs Spieltagen rangieren die noch ungeschlagenen Karlsruher punktgleich mit Spitzenreiter Düsseldorf auf dem zweiten Aufstiegsrang. Dabei standen die Vorzeichen vor der Saison alles andere als auf Spitzenplatz.
Abgangswelle der Leistungsträger
Unter anderem mit Lars Stindl, Jerome Gondorf, Igor Matanovic und Paul Nebel hatten den KSC zum Ende der vergangenen Spielzeit gleich zahlreiche Leistungsträger und Stammspieler verlassen. Von der KSC-Aufstellung beim letzten Heimspiel der Saison standen in der neuen Spielzeit lediglich noch fünf Spieler in Baden unter Vertrag, während die Verantwortlichen kaum namhafte Neuzugänge präsentierten.
So mancher Fan blickte sorgenvoll auf die neue Spielzeit und noch sorgenvoller, als die Karlsruher nach 20 Minuten zum Auftakt gegen Nürnberg mit 0:2 zurücklagen. Doch das Blatt wendete sich und ein gewisser Budu Zivzivadze betrat die KSC-Bühne. Der Stürmer drehte die Partie gegen den Club quasi im Alleingang und steht mit sechs Treffern aus den ersten sechs Spielen mittlerweile im Rampenlicht als Führender der Torschützenliste.
Mehr Punkte als der FC Bayern
Maßgeblichen Anteil am Erfolg hat auch Trainer Christian Eichner, der vor der Saison von mehreren Klubs umworben wurde, aber dennoch in seine fünfte Saison als KSC-Cheftrainer ging. Eichner setzt auf Konstanz und schickte in allen sechs Ligaspielen die identische Startelf, in der mit Lasse Günther lediglich ein Neuzugang steht, auf den Rasen und hat so eine eingespielte Truppe zusammengebaut, in der die Chemie stimmt.
Dass der Eichner-Fußball in Karlsruhe derzeit so erfolgreich ist, war auch bereits in der abgelaufenen Rückrunde der 2. Bundesliga zu erkennen. Beim Blick auf Jahrestabelle 2024 zeigt sich, dass der KSC Zweitliga-Primus ist und in den 23 Spielen bisher 48 Punkte holte. Der FC Bayern konnte vergleichsweise in der Bundesliga in den 23 Partien 2024 46 Punkte einsammeln.
Torfabrik KSC
Die Badener erreichten 2024 aber nicht nur die meisten Punkte, sondern schossen auch die meisten Tore aller Zweitligamannschaften. Mit 50 "Buden" in den 23 Partien kommen die Karlsruher auf einen Schnitt von 2,13 Treffern pro Spiel, was den offensiven Stil der Badener im Jahr 2024 untermalt.
Neun Jahre nach dem HSV-Trauma und 16 Jahre nach dem Abstieg aus der höchsten deutschen Spielklasse lechzt Karlsruhe wieder nach Bundesligafußball, von dem der KSC dank Budu Zivzivadze, der KSC-Torfabrik und Trainer Eichner zumindest nach dem starken Saisonstart träumen darf.
Und noch eine Statistik kann den Karlsruhern Hoffnung machen: Als der KSC vor 18 Jahren zuletzt mit 14 Punkten aus den ersten sechs Spielen startete, feierten die Badener am Ende den Aufstieg.
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